Kein Pfefferspray wollen weil man kein Opfer ist?

vom 12.01.2016, 10:37 Uhr

Eine Bekannte von mir hat derzeit leider einen kleinen Streit mit ihrem Mann. Dieser möchte das sie einen Personenalarm und auch ein Pfefferspray mit sich trägt, da sie in Köln wohnt und es dort über Silvester zu Übergriffen gekommen ist.

Meine Bekannte findet das aber übertrieben. Das ganze Jahr über ist schließlich nichts passiert und sie findet es unangemessen wegen den Vorfällen über Silvester nun so einen Hype zu machen. Abgesehen davon fühlt sie sich auch bevormundet und möchte weder das Pfefferspray noch den Personenalarm haben, weil sie sich nicht als Opfer fühlt.

Ich finde durchaus das es Frauen gibt die eher wie ein Opfer rüber kommen, als andere. Manche Frauen sind sehr still und zurückhaltend und würden eher weinen anstatt zu schreien und wegzulaufen, sollte es zu einem Übergriff kommen. Wie seht ihr das? Würdet ihr auch kein Pfefferspray und keinen Personenalarm haben wollen, weil ihr euch nicht wie ein Opfer fühlt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In Selbstverteidigungskursen wird einem beigebracht, dass Pfefferspray und andere Dinge nicht die beste Wahl sind. Das kann dir nämlich abgenommen werden und dann kann es der Täter gegen dich verwenden und hat so noch leichteres Spiel. Die Waffen, die dir nicht abgenommen werden können, sind viel effektiver. Deine Hände, Füße und dein Verstand.

Manche Frauen fühlen sich damit vielleicht sicherer, wobei das eben nach obiger Theorie ein Trugschluss ist. Andere würden sich dadurch aber stark verunsichert fühlen, wenn sie beim Verlassen des Hauses oder beim Betreten des Kölner Hauptbahnhofes immer an das Pfefferspray denken müssen. Es ist auf jeden Fall besser, wenn man so viel Selbstvertrauen hat zu glauben, dass man solchen Typen mutig entgegentreten und sich ihren Angriffen erwehren kann.

Wenn deine Bekannte noch nie einen Selbstverteidigungskurs gemacht hat, könnte sie ihren Mann ja vielleicht damit beruhigen, dass sie mal einen besucht. Oder eine Auffrischung macht. Es ist ja verständlich, dass er sich Sorgen macht. Oder sie überzeugt ihn anderweitig, dass sie sich wehren könnte. Letztlich sollte er aber akzeptieren, wie sie die Sache handhabt.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Für mich hat das gar nichts damit zu tun, ob man sich als potenzielles Opfer fühlt oder nicht. Ich möchte keinen Pfefferspray, weil den für unsinnig und gefährlich halte. Wenn ich mir vorstelle, dass ich anfange, nach der Dose zu fummeln, dann die richtige Richtung suche oder die Sprühpistole entsichere, dann die Windrichtung beachte ...

Das ist doch Murks! Bis dahin ist ein möglicher Angreifer längst von meiner Panik überzeugt und fühlt sich stärker als vorher. Außerdem ist Wahrscheinlichkeit groß, dass ich mich selbst außer Gefechts setze und er wenig bis gar nichts abbekommt. Wenn er dann noch, wie Bienenkönigin richtig anmerkt, die Dose in die Hand bekommt, habe ich ganz verloren.

Einen Personenalarm brauche ich eher auch nicht. Dort, wo der mir hilft, bin ich selbst laut genug. Ansonsten wird trotz des Lärms niemand auftauchen. Ich setze einfach auf den Hund. Das funktioniert wunderbar, weil die abschreckende Wirkung da ist. Da braucht man sich nicht zu wehren, weil nichts passiert.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich brauche auch kein Pfefferspray, die beiden Userinnen vor mir haben das sehr gut geschildert, warum das unpraktisch und unsinnig oder auch gefährlich werden kann, da brauche ich mich nicht zu wiederholen finde ich.

Was man aber machen kann ist, dass man sein Verhalten anpasst. So habe ich es beispielsweise schon immer so gemacht, dass ich Bahnhöfe und Busbahnhöfe meide, wenn es dunkel ist. Bei uns ist es nämlich so, dass sich dann immer Gruppen von jungen Männern tummeln, einen zu viel trinken und dann alle möglichen Menschen anpöbeln und provozieren wollen. Da muss ich mich nicht direkt ins Getümmel werfen, wenn ich keine Probleme haben will.

In meiner Stadt ist es auch so, dass sich an bestimmten Stellen unmittelbar am Hauptbahnhof auf der einen Seite sehr viele Drogenabhängige tummeln, auf der anderen Seite Alkoholiker und Obdachlose. Da hört man auch ab und zu, dass es da Probleme gegeben haben soll, sodass ich diese Stellen zu bestimmten Zeiten gezielt meide. Ich finde, gerade wenn es die eigene Stadt ist, hat man doch einen Heimvorteil und weiß wo die Gefahren lauern. In einer fremden Stadt sieht es schon schwieriger aus.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nur weil man etwas zur Selbstverteidigung mit sich führt, muss man sich doch so oder so nicht als Opfer fühlen. Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben sollen. Dieser verqueren Logik nach wären Polizisten ja die Über-Opfer schlechthin.

Das herkömmliche Pfefferspray, welches man in Deutschland legal erwerben kann, ist ohnehin nahezu wirkungslos. Damit trainieren die Polizeianwärter in der Polizeischule und müssen es sich zu Übungszwecken in die Augen sprühen lassen. Ein Bekannter, der in meinem Boxverein und ebenfalls Polizist ist meinte mal, er könnte sich mit dem Zeug das Gesicht auswaschen. Ich glaube ihm das aufs Wort.

Die richtigen heftigen Pfeffersprays, die dann auch nicht mehr Pfefferspray sondern Reizgas genannt werden, bekommt man ohnehin nicht auf legalem Wege. Zudem stellen sie, wie hier schon mehrfach erwähnt wurde, für den ungeübten Anwender eine größere Gefahr dar als für den etwaigen Angreifer. 90% der Frauen (bei den Männern übrigens eine nahezu ebenso hohe Anzahl) würden das Pfefferspray ohnehin nicht rechtzeitig finden und gezielt einsetzen können.

Deswegen bringt es auch nichts, solche Instrumente zur Selbstverteidigung mit sich zu führen, wenn sie sich nachher erst wieder in ungeübten Händen befinden. Was etwas hilft sind Selbstverteidigungskurse, die einem eine gewisse Routine für solche Situationen vermitteln, sodass man dann im Ernsthaft gar nicht erst so überrumpelt ist.

Dann, nach einer solchen "Ausbildung", wäre es auch sinnvoll, Pfefferspray mit sich zu führen. Ansonsten richtet man damit aber mehr Schaden (vermutlich an sich selbst) an, als am Gegner. Zumal der Gegner aufgrund der Schwäche der herkömmlichen Sprays nicht außer Gefecht gesetzt wird und dann wohl erst recht am austicken sein dürfte, weil ihn das böse Spray geärgert hat. Diese Wut entlädt sich dann im schlimmsten Fall wieder an der Frau. Deswegen: Finger weg von Selbstverteidigungsutensilien, sofern man in deren Gebrauch nicht eingehend unterrichtet wurde.

Benutzeravatar

» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe bisher einmal ein Pfefferspray in Aktion erlebt, weil es mal mein ehemaliger Chef bei uns im Geschäft ausprobiert hat, da wir das schon so lange rumstehen hatten und er schauen wollte, ob es noch funktioniert. Das war schon echt heftig und wir mussten schon lange lüften, bis wir nicht mehr husten mussten. Und damals habe ich mir auch geschworen, dass ich so ein Spray sicher nicht mit mir herumtrage.

Dabei geht es mir aber weniger darum, dass ich nicht als Opfer dastehen möchte, sondern rein darum, dass ich es ungünstig finde, so ein Spray zu verwenden und dann auch selber Atemnot zu bekommen oder draußen noch dem Angreifer sagen zu müssen, dass er sich wegen der Windrichtung doch bitte anders hinstellen soll.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^