Kein normales Essverhalten mehr nach zu vielen Diäten?
Ich habe mich vor ein paar Tagen mit meiner neuen Kollegin, die auch etwas übergewichtig ist, über das Thema Diäten und abnehmen unterhalten. Dabei haben wir beide festgestellt, dass man irgendwie kein normales Essverhalten mehr an den Tag legt, wenn man schon zu viele Diäten durchgeführt hat.
Und ich muss sagen, es stimmt, denn ich erkenne mich da auch selber wieder. Je nachdem, welche Diät man macht, denkt man irgendwie immer nur ans Essen oder an die Kalorien oder man denkt darüber nach, was man gerne essen würde, sich aber selbst verboten hat. Bei Low Carb-Diäten hatte ich beispielsweise immer Appetit auf Schokolade, Brot oder sogar Obst, was mir sonst nie passiert. Oder bei Weight Watchers habe ich immer überlegen müssen, was ich denn für die Punkte, die ich noch übrig habe, noch essen kann am Abend. Ernährt man sich vegan, hat man plötzlich Appetit auf Fleisch und/oder Käse usw.
Wenn man dann wieder normal isst und die Diät abbricht, stopft man dann unkontrolliert alles in sich hinein, was man sich während der Diät verboten hat. Man findet einfach kein normales Maß mehr. Bei mir war es sogar so extrem, dass ich, nachdem ich mit einer Low Carb-Diät aufgehört hatte, an einem Abend fünf (!) Stullen verputzt habe. Nicht, weil ich Hunger hatte, sondern, weil das frische Brot einfach so gut geschmeckt hat.
Ich will damit sagen, ein "normaler" Mensch, der sich keine Verbote auferlegt und isst, wonach ihm der Sinn steht und aufhört, wenn er satt ist, macht sich keine Gedanken darüber. An meiner Stelle hätte er dann vermutlich nur eine oder zwei Stullen gegessen. Ich dagegen schlage immer gleich wieder zu, wenn ich die Schnauze voll von einer Diät habe, was mich selber total ärgert. Daher habe ich nun beschlossen, gar keine Diäten mehr zu machen und mir auch nichts mehr zu verbieten. Ich esse alles, was ich möchte, aber eben in Maßen und werde auch versuchen, abends nichts mehr oder nur ganz wenig zu essen.
Was denkt Ihr, ist dieses krankhafte Essverhalten das Resultat, wenn man zu viele Diäten gemacht und sich zu viel mit dem Thema Abnehmen/Ernährung beschäftigt hat? Gibt es hier jemanden, dem auch so geht/ging, wie mir?
Wenn sich das ganze Denken immer nur um das Essen dreht, was man darf und was nicht, dann kann einem das schon so zusetzen, dass man eben nicht mehr normal essen kann. Allerdings ist nun die Sache mit den fünf Broten nicht unbedingt dabei einzuordnen. Denn das haben wir hier auch ohne Diäten, wenn man mal eine Brotsorte hat, die besonders gut schmeckt.
Aber insgesamt ist es halt besser, wenn man das gesamte Essverhalten betrachtet. Ich zum Beispiel brauche über Wochen keine Schokolade. Wenn ich dann aber ein Stück esse, dann kann ich mich auch nicht mehr bremsen. Aber ist eben nur alle paar Wochen so und ansonsten gibt es eine ausgewogene Ernährung. Dabei nehme ich zwar nicht ab, aber auch nicht zu.
Bei meiner Ernährung bräuchte ich also nur geringe Veränderungen vornehmen, um dann in kleinen Schritten abzunehmen. Da würde es schon reichen, wenn man eine Scheibe belegtes Brot am Abend gegen Gemüse austauschen würde, weil dann eben weniger Kalorien zugeführt werden.
Diese Art der Ernährungsumstellung würde aber nicht das ständige Nachdenken über das Essen mit sich bringen. So dass ich eben auch mein Essen weiterhin genießen kann. Dabei würden sich nicht mal Schlemmertage negativ auswirken, weil man da die Tage drauf mit recht einfachen Mitteln wieder gegensteuern kann.
Was willst du erwarten, wenn du dich über eine längere Zeit hinweg praktisch gegen die natürlichen Instinkte deines Körpers ernährst? Es ist doch logisch, dass diese Instinkte dann irgendwann verloren gehen. Viele Leute wissen doch auch ohne Diäten heute überhaupt nicht mehr, wann sie tatsächlich Hunger haben und wann sie einfach nur unter Langeweile leiden oder irgendwelche anderen Bedürfnisse habe, die sie denken mit Essen kompensieren zu können.
Wahrscheinlich ist das auch eine psychologische Sache, also, dass man etwas genau dann haben möchte, wenn man es nicht haben darf. Selbst wenn man durch eine Diät keinen Mangelzustand herbeigeführt hat, aber sich zum Beispiel vornimmt ein paar Wochen lang die Schokolade Abend weg zu lassen wird man irgendwann wahrscheinlich ein ziemlich großes Verlangen nach Schokolade haben. Du musst also eine gesunde, ausgewogene Ernährung finden, bei der du aber nie das Gefühl hast auf etwas längerfristig verzichten zu müssen.
Diese Low Carb Geschichte kenne ich von einer Bekannten übrigens auch. Diese Diäten sind in Diätkreisen ja im Moment der große Trend. Sie hat anschließend praktisch eine Nudeln, Reis und Brot Diät angehängt und mag bis heute kein Putenfleisch mehr, das es bei der Diät wohl oft gab.
Eine Freundin von mir hatte diverse Diäten und teilweise auch Essstörungen weil sie sich immer zu dick fühlte. Sie behauptet, dass seitdem ihr Magen kaputt sei und sie nicht mehr dazu in der Lage sei, solche Gefühle wie "Hunger" oder "Satt" zu empfinden. Ich kann so etwas nur schwer nachvollziehen, weil ich es eben nicht anders kenne. Aber wenn das wirklich stimmen sollte und auch andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, dann würde ja die These stimmen, dass Diäten etc. Schaden anrichten können und man nie wieder so leben kann wie vorher.
Natürlich können Diäten kurz- oder langfristig körperliche Schäden verursachen und, wenn man Pech hat und es wirklich jahrelang übertrieben hat, das Essverhalten dauerhaft durcheinander bringen.
Ich halte es leider mittlerweile für fast schon normal, dass wir mit dem Leben in einer Überflussgesellschaft, in der es jederzeit alles zu essen gibt, was wir uns nur vorstellen können, körperlich und psychisch nicht zurecht kommen. Unser Körper giert nach wie vor nach Fett und Zucker, weil unsere natürlichen Vorlieben noch nicht daran angepasst sind, dass es jederzeit unbegrenzt viel Nahrung gibt. Auch halte ich es für ganz natürlich, dass strikte Verbote, was bestimmte Nahrungsmittel angeht, einen Heißhunger oder eine Trotzreaktion auslösen können. Und dass man ein bestimmtes Lebensmittel nicht mehr sehen kann, wenn man wochenlang praktisch davon gelebt hat, halte ich ebenfalls für nachvollziehbar.
Wenn man sich jahrelang dazu gezwungen hat, bestimmte Dinge zu essen oder wegzulassen und körperliche Signale wie Hunger oder Überdruss mit Gewalt unterdrückt hat, ist es natürlich schwer, wieder ein normales Essverhalten zu finden. Unter anderem deswegen halte ich Diäten, die bestimmte Nährstoffe quasi verbieten oder stark einschränken, prinzipiell für gesundheitsschädlich und nicht empfehlenswert.
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