Kein Fleisch von Skandal-Schlachthof mehr kaufen?

Zur Zeit kursiert ja in den Nachrichten ein bestimmtes Unternehmen, das für die Schlachtung von Tieren bekannt ist. Dort gibt es über 1.000 mit dem Coronavirus infizierte Mitarbeiter. Das Unternehmen wird in den Medien sehr heftig kritisiert, da es offensichtlich nicht genug getan hat, um seine Mitarbeiter zu schützen. Hätten sich die Verantwortlichen für die Gesundheit der Mitarbeiter eingesetzt, wären schließlich die Infektionszahlen nicht so hoch.

Auf den sozialen Netzwerken häufen sich Stimmen, die einen Boykott der Verbraucher fordern. Sie rufen dazu auf, kein Fleisch und keine Wurst mehr von dem Unternehmen zu kaufen. Dazu gehören schließlich einige Marken, die es in diversen Supermärkten zu kaufen gibt.

Habt ihr vor, kein Fleisch mehr von solchen Unternehmen zu kaufen, die in Skandale verwickelt sind? Habt ihr euch darüber informiert, unter welchen Marken das Fleisch verkauft wird? Oder haltet ihr einen Boykott für sinnlos, da es in ein paar Monaten niemanden interessieren wird, was das Unternehmen getan hat?

Wie bei jedem Lebensmittelskandal regt sich die Masse auf, ändert ihr Verhalten für ein paar Wochen und kehrt dann zu alten Gewohnheiten zurück, weil die halt doch sehr viel einfacher und bequemer sind als eine dauerhafte Verhaltensänderung.

Ich kenne mehrere Leute, die jetzt angekündigt haben, dass sie etwas an ihrer Ernährung ändern wollen, aber das sind eh Leute, die sich schon länger in Richtung Nachhaltigkeit orientieren. Wenn man eh nur noch zwei, drei Mal die Woche ein Fleischgericht gekocht hat ist der Schritt zu ein Mal Fleisch pro Woche vom Bio- oder Wildmetzger nicht mehr so groß als wenn man mehrmals am Tag Billigfleisch aus dem Supermarkt isst.

Ich kaufe seit Jahren kein Fleisch mehr im Supermarkt, von daher kann ich leider nichts boykottieren. Ich würde eigentlich schon gerne etwas tun um diesem Saftladen zu schaden, weil die Zustände einfach menschenunwürdig sind und von Tierwohl erst recht keine Rede sein kann, aber geht eben nicht.

Wir hatten doch so viele Wurst- und Fleisch-Skandale in den letzten Jahren und geändert hat sich so gut wie gar nichts. Auch die Politik kündigt immer nur markige Kontrollaktionen an, aber nach wenigen Wochen sind diese auch schon wieder vergessen und der alte Trott ist wieder an der Tagesordnung. Ich hatte vor ein paar Tagen auch eine Art Aufruf gelesen, man solle keine Schnitzel von gequälten Schweinen essen. Klingt ja alles ganz toll, aber wer soll das denn kontrollieren und beurteilen? Von dem angestrebten Kaufboykott halte ich ebenso wenig, denn die Menschen haben nun mal ein Kurzzeitgedächtnis und fallen schneller in ihre alten Verhaltensmuster zurück als gedacht.

Die Masse regt sich über die Zustände auf und kauft das Fleisch aber klammheimlich munter weiter, denn irgendwie bleiben ja diese Skandal-Schlachthöfe weiterhin am Leben. Aber offen gestanden, ich bin mittlerweile aber auch so pragmatisch, dass ich mir denke, dass in jedem größeren Betrieb durchaus mal ein Hygiene- oder wie in diesem Fall ein Corona-Skandal auftreten könnte.

Ein Bekannter arbeitet hier in der Nähe als Metzger in einem Schlachthof und er meinte, dass er bisher nur erlebt hat, dass Personal aus der Region eingestellt würde. Aber selbst damit kann es durchaus zu einem Skandal kommen, es müsste ja nur ein Arbeiter potentiell mit dem Corona-Virus unwissentlich infiziert sein und es munter weiterverbreiten, ohne dessen Wissen.

Ich kaufe Fleisch mittlerweile direkt in den Schlachthofläden oder bei einem besseren Metzger, für den ich auch mal 200 Kilometer fahre. Das Fleisch dort hat mich überzeugt und daher nehme ich auch mal solche Wege in Kauf und vor allem, er produziert sogar noch selbst, was seine Waren so außergewöhnlich macht. Daher kaufe ich eher selten noch abgepackte Wurst oder Ähnliches von diesen "Skandalfirmen" und bin so zufrieden, wie es momentan halt bei mir so ist.

Ich vertrete ja generell die Meinung, dass ein Betrieb, der noch nicht in einen öffentlichen Skandal verwickelt war, bisher einfach bloß noch nicht aufgeflogen ist. Etwas weniger negativ formuliert: Ich glaube schlichtweg nicht an ein perfektes, lupenreines und absolut regelkonformes Unternehmen. Wenn man nur tief genug gräbt, dann wird man mit Sicherheit in jeder Firma, bei jedem Lebensmittelhersteller und in jedem einzelnen Lebenslauf genug „Dreck“ finden, um negative Publicity zu erzeugen.

Würde ich nun anfangen, jeden Erzeuger mit zweifelhafter Vorgeschichte zu boykottieren, müsste ich auf das 100%ige Selbsterzeugertum umsteigen - und das ist weder realistisch noch erstrebenswert für mich. Ich versuche schon, bei Fleisch und Gemüse auf regionale Hersteller und bessere Qualität zu achten, aber ich kaufe auch genügend Lebensmittel und Haushaltsartikel in der billigsten Variante, die ich finden kann.

Mir geht es in erster Linie um den Geschmack und die Unbedenklichkeit des Konsums, und die Treue gegenüber eigenen Werbeversprechen und die Transparenz des Herstellungsprozesses hinterfrage ich nicht bis ins kleinste Detail. Wenn mir die Produkte einer Marke Zusagen, dann schreckt mich auch ein unschöner Zeitungsbericht oder eine Rückrufaktion nicht davon ab, diese weiter zu kaufen. Da müsste schon ein ernsthafter Gesetzesverstoß oder ein Gesundheitsrisiko höherer Art vorliegen.

Ich vertrete ja generell die Meinung, dass ein Betrieb, der noch nicht in einen öffentlichen Skandal verwickelt war, bisher einfach bloß noch nicht aufgeflogen ist. Etwas weniger negativ formuliert: Ich glaube schlichtweg nicht an ein perfektes, lupenreines und absolut regelkonformes Unternehmen. Wenn man nur tief genug gräbt, dann wird man mit Sicherheit in jeder Firma, bei jedem Lebensmittelhersteller und in jedem einzelnen Lebenslauf genug „Dreck“ finden, um negative Publicity zu erzeugen.

So sehe ich das auch. Ich bin zwar sowieso jemand der relativ wenig Fleisch konsumiert und das dann größtenteils vom regionalen Metzger aber ich kann nicht ausschließen, dass ich auch mal ein Lebensmittelprodukt konsumiere, von dessen Erzeuger es bereits einen Skandal gegeben hat oder in Zukunft ein Skandal auftreten wird. Ich stelle mich jetzt nicht hin und recherchiere erstmal den kompletten Herstellungsprozess und die Herkunft jeder Zutat. Auf vollständige Selbstversorgung umzustellen ist für mich keine Option. Im Prinzip kann auch der Lieferdienst um die Ecke der "Übeltäter" des nächsten Lebensmittelskandals sein.