Kein Auto wollen, auch wenn es sinnvoller wäre?

vom 05.08.2016, 18:43 Uhr

Eine Freundin von mir wohnt in einer europäischen Hauptstadt. Zu Hause braucht sie gar kein Auto, denn nicht nur ihre Arbeitsstelle, sondern auch die ihres Partners sind bequem mit dem Fahrrad zu erreichen. Sie hat keine Lust auf den Berufsverkehr im Auto, daher ist sie auch ganz glücklich damit, wobei sie schon ab und an in Erwägung gezogen hat, sich ein Auto anzuschaffen oder zumindest testweise zu mieten, ob man da überhaupt einen längeren Bedarf dran hätte. Kaufen könnte man hinterher immer noch ein Auto, wenn wirklich Bedarf da sein sollte und es wirklich genutzt werden würde in der Zeit.

Jetzt hat ihr Freund Angehörige, die aber weiter weg wohnen. Das sind wohl nur knapp 100km mit dem Auto, aber die Verbindung mit dem ÖPNV ist katastrophal. Umsteigezeiten sind furchtbar und seine Familie wohnt soweit ländlich, dass man nur mit dem Taxi dorthin kommt und keine Busse fahren. Jetzt wollte meine Freundin mit ihrem Partner dessen Familie besuchen fahren, wobei sie bedingt durch diverse Pannen fast 4 Stunden für eine derartige Strecke gebraucht haben.

Auf dem Rückweg sah es auch nicht besser aus. Meine Freundin hätte gerne ein Auto für diesen Zweck gehabt, wobei er sich aber dagegen sperrt, weil es angeblich die Umwelt belasten und verschmutzen würde. Könnt ihr verstehen, warum man kein Auto haben will, auch wenn es sinnvoller wäre für manche Situationen? Man müsste es ja nicht mal unbedingt kaufen, mieten würde erstmal auch reichen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Dass es in der Situation praktisch gewesen wäre oder auch in Zukunft sein würde, ist ja nur ein Aspekt. Aber es gibt ja noch andere Dinge zu beachten.

Was ich zum Beispiel immer recht problematisch finde, ist das Fahren ohne Übung. Da macht man mit 18 den Führerschein, leiht sich manchmal das Auto von den Eltern und dann zieht man in eine große Stadt, in der man kein Auto braucht. Und nach fünf Jahren soll man sich dann plötzlich ans Steuer setzen und sicher fahren können.

Vielleicht hat er auch Angst vor den Mietkonditionen. Was, wenn ein Schaden an dem Auto passiert? Da könnte einiges an Kosten auf einen zukommen, die das Ticket für den ÖPNV und ein Taxi bei weitem übersteigen. Und auch den Ärger, wenn man mal länger braucht.

Also nur weil etwas praktisch ist, ist es noch lange nicht uneingeschränkt zu empfehlen und hat keinerlei Kehrseiten. Man könnte ruhig mal über diese Kehrseiten nachdenken, und durch gezielte Informationen über die Mietkonditionen eventuell einige ausräumen. Etwas einfach abzulehnen, ohne wirklich Argumente an der Hand zu haben, ist natürlich nicht gut. Aber es könnte eben durchaus sein, dass er welche hat.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Heute fahre ich zwar sehr gerne Auto, aber ich hatte mit 18 den Führerschein gemacht und dann bin ich ewig nicht gefahren, erst nach Ende meines Studiums und dazwischen lagen ja einige Jahre. Ich hatte gar keine Fahrpraxis, weil ich nie gefahren war, auch nicht mal leihweise mit dem Wagen der Eltern.

Da musste ich bei der Fahrschule erst Auffrischungsstunden nehmen und selbst damit hat es lange gedauert, bis ich mich im Alltag im Auto sicher gefühlt habe. Einparken habe nicht gleich hinbekommen. Da gab es einige Parkrempler und irgendwann einen Unfall.

Wenn man ewig keine Fahrpraxis hatte, dann ist es schwer, sich an das Fahren zu gewöhnen. Es dauert schon eine Weile, bis das reibungslos klappt und wenn man Pech hat, hat man bis dahin ein Auto kaputtgefahren. Daher denke ich schon, dass es auch Gründe geben kann, auf ein Auto zu verzichten, selbst wenn es praktisch wäre.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 05.08.2016, 23:31, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


@Bienenkönigin: an der mangelnden Fahrpraxis liegt es nicht. Sie besucht oft ihre Familie in Deutschland (wobei er dabei ist) und leiht sich dann dort das elterliche Auto. Sie fährt sehr routiniert und sicher und hat da keine Probleme.

In Deutschland scheint er auch kein Problem damit zu haben, das Auto ihrer Eltern mitbenutzen zu dürfen, nur wenn es darum geht, selbst ein Auto zu mieten oder zu besitzen, stellt er sich quer. Er argumentiert damit, dass er mit dem Kauf oder der Nutzung eines Mietwagens ja die zunehmende Flächenversiegelung in Form von Infrastruktur für den Verkehr unterstützen würde, was wiederum schlecht für die Umwelt wäre. Warum er aber ausgerechnet da die Grenze zieht, ist mir ein Rätsel.

Seine Eltern sind in dieser Hinsicht auch ein Vorbild gewesen. Sie lebten zwar schon immer sehr ländlich und mit sehr schlechter angebundener Infrastruktur, aber seine Eltern haben nie ein eigenes Auto besessen und boykottieren den Besitz und die Nutzung eines solchen Fahrzeugs (außer bei Autos). Möglicherweise spielt das da noch mit rein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man kann sich doch jederzeit ein Auto mieten und wenn man in seiner Stadt mit dem öffentlichen Nahverkehr zufrieden ist, dann muss man sich auch nicht zwingend ein Auto kaufen. Wir werden auch nur eines kaufen, weil unsere Verwandten in einem anderen Bundesland leben und das mit Kind in der Bahn einfach furchtbar unpraktisch ist. Bei uns in der Stadt würde es aber auch ohne gehen. Ich denke, dass das jeder selber entscheiden muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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