Kein Ärztemangel mehr durch mehr Medizin-Studienplätze?

Eine Bekannte von mir hat gerade das zweite Staatsexamen in Medizin abgeschlossen und ich traf sie kürzlich, und fragte sie gleich, wie es gelaufen ist. Wir kamen dann auf das Medizinstudium im Allgemeinen zu sprechen, wobei meine Bekannte meinte, dass ja bald ein Medizinstudium an der Uni Bielefeld möglich sei. Davon hatte ich bis dahin noch gar nichts gehört. Ich frage mich aber, inwiefern das überhaupt beim Ärztemangel helfen würde.

Es gibt ja durchaus Menschen, die meinen, dass wir so eben mehr Ärzte haben werden. Ich bin da aber skeptisch, da die Arbeitsbedingungen für Ärzte eher bescheiden sind und ich nicht finde, dass das Problem durch mehr Studienplätze an der Wurzel gepackt wird. Wie seht ihr das? Findet ihr, dass man durch mehr Studienplätze den Ärztemangel ausradieren könnte? Oder löst das eurer Ansicht nach das Problem nicht?

Die ist aber schon klar, dass wir seit Jahrzehnten zu wenige Studienplätze in der Humanmedizin haben? 1990 hatten wir im Westen 12.000 Plätze und mit der Wiedervereinigung wären theoretisch 5.000 Plätze aus den neuen Bundesländern dazugekommen. Wir haben aber, obwohl wir insgesamt mehr Menschen als vorher sind, nicht 17.000 Studienplätze, wir haben nicht einmal mehr die 12.000 von vor der Wiedervereinigung. Wir haben gut 2.000 Plätze weniger als vorher.

Da kannst du die Arbeitsbedingungen verbessern, wie du willst. Mit den Babyboomern kommt eine große Rentenwelle und der Nachwuchs fehlt. Von meinen niedergelassenen Ärzten ist nur einer unter 50. Alle Hausärzte im Umkreis von drei Kilometern sind nah an der Rente.

Der hohe Frauenanteil, den ich nicht nachteilig finde, verschärft das Problem. Ärztinnen möchten noch mehr angestellt arbeiten als Männer (der Trend zur Festanstellung ist generell groß) und ein Drittel der Klinikärztinnen arbeitet in Teilzeit oder hat einen Minijob.

Sicherlich sind die Arbeitsbedingungen immer noch nicht optimal. Aber es sind eben auch nicht genug Studienplätze vorhanden, um die nötigen Arbeitsstunden abzudecken, die für die Versorgung der gesamten Bevölkerung nötig sind.