Kassiererinnen beschweren sich über Kitaöffnungszeiten

vom 09.09.2016, 20:05 Uhr

Erst diese Woche habe ich einen Artikel gelesen, der mich etwas sprachlos gemacht hat. Und zwar ging es darum, dass Kassiererinnen (also Verkäuferinnen) sich über die Kitaöffnungszeiten beschwert haben. In ihrer Stadt wären die Kindergärten wohl nur von 6-18 Uhr geöffnet und sie möchten doch bitte, dass die Kita mindestens bis 21 Uhr geöffnet ist.

Nur aus diesem Grund müssten sie Harz IV empfangen und könnten nicht mehr arbeiten gehen. Mich hat das aus mehreren Gründen ziemlich empört.

Zum einen frage ich mich, wie man sich das vorstellt: Kinder im Kindergartenalter gehören meiner Meinung nach nach 19 Uhr spätestens ins Bett und nicht erst 21 Uhr. Holt man die Kinder 21 Uhr ab, dann sind sie definitiv zu spät im Bett. Und Ausschlafen wie man es als Erwachsener kennt, gibt es bei Kindern in dem Sinne ja nicht.

Zum anderen müssen dann die Erzieherinnen der Einrichtung dann ja auch länger arbeiten und haben genau wieder das selbe Problem: sie können die Spätdienste nicht übernehmen, wenn sie eigene Kinder haben. Und man passt doch nicht auf andere Kinder auf und lässt sein eigenes Kind dann bis 21 Uhr in der Einrichtung oder schiebt es regelmäßig zu den Großeltern ab, nur damit andere arbeiten gehen können.

Weiterhin gibt es, soweit ich weiß, in jedem Job Arbeitszeiten für alleinerziehende Mamas (die gehen dann in der Regel von 7.00-15.30 Uhr oder nur leicht später los). Also wird man wohl arbeiten gehen können, wenn man das denn möchte. Wie seht ihr das denn? Sind die Kitaöffnungszeiten ein Grund dafür, dass man nicht arbeiten gehen kann?

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Natürlich sind die Öffnungszeiten der Kita oft ein Problem, denn ein Arbeitgeber muss keine Rücksicht darauf nehmen, ob jemand Kinder hat oder nicht. Wenn Mütter keine Dienste am Abend oder am Wochenende leisten, sorgt das durchaus für Unfrieden in der Belegschaft. In unzähligen Berufen gibt es keinerlei Rücksichtnahme auf die Familie.

Und gerade im ländlichen Bereich bekommt man oft sowieso nicht die Betreuungszeiten, die ansatzweise mit der Realität zusammen passen. Nach meinem ersten Kind hätte ich ohne den Arbeitgeber ohne Job da gestanden, selbst wenn ich die Elternzeit voll ausgenutzt hätte. Denn in jeder erreichbaren Kita endete die Betreuung um 13 Uhr. Ich hätte aber weder halbtags arbeiten können und noch hätte die Zeit wegen der Strecke gereicht.

Eine Bekannte fährt jeden Morgen mit ihrer Tochter anderthalb Stunden Richtung Arbeitsplatz, bringt das Kind am Arbeitsort in die Kita, sammelt es nach Feierabend wieder ein und fährt anderthalb Stunden zurück. Und das klappt nur, weil der Arbeitgeber kinderfreundlich ist. Ihr bleibt auch nur das oder arbeitslos sein.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wenn die Kaufhalle bis 21 Uhr geöffnet hat, dann müssen die Angestellten auch bis 21 Uhr bleiben. es ist nicht jeder Chef so nett, dass er Mütter mit Kindern nur früh beschäftigt. Ich kenne Leute, die bei Netto etc. arbeiten und die berichten von sehr ungünstigen Arbeitsbedingungen. Und wenn dann keine Kita in der Nähe ist, die so lange geöffnet hat, dann bleiben noch die Großeltern oder die Mutter kann nicht arbeiten gehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



winny2311 hat geschrieben:Weiterhin gibt es, soweit ich weiß, in jedem Job Arbeitszeiten für alleinerziehende Mamas (die gehen dann in der Regel von 7.00-15.30 Uhr oder nur leicht später los). Also wird man wohl arbeiten gehen können, wenn man das denn möchte. Wie seht ihr das denn? Sind die Kitaöffnungszeiten ein Grund dafür, dass man nicht arbeiten gehen kann?

Wo lebst du denn bitte? Als Alleinerziehende hat man zwar einen Anspruch auf einen Tagesarbeitsplatz, aber ein Tagesarbeitsplatz umfasst eine Arbeitszeit von 4-20 Uhr im Rahmen. Passen die Arbeitszeiten dann nicht mit den Öffnungszeiten hat man zwar diesen tollen Anspruch, der einem aber nichts hilft. Zudem muss auch nicht jeder Betrieb darauf Rücksicht nehmen und wenn es nicht geht, dann geht es nicht und der Antrag wird abgelehnt.

Ich habe das Thema bereits durch. Ich hatte auch Schichten von 6-18 Uhr und 18-6 Uhr. Die Krippe ist von 7-18 Uhr geöffnet, dazu kam eine einfache Fahrstrecke von 1,5 Stunden. Eine Stelle von 8-17 Uhr wäre zwar vorhanden, aber da sitzt jemand fest drauf mit einem Arbeitsvertrag nur dafür. Er war nicht bereit zu tauschen und damit wurde mein Antrag abgelehnt, obwohl es ansonsten keine Gründe gab wieso diese Person nicht in den Schichtdienst wechseln kann und ich die starre Stelle bekomme.

So konnte ich zur Krippe selbst noch eine Tagespflegeperson suchen, die meinen Sohn morgens um 4 Uhr in Empfang genommen hat, ihn um 7 Uhr in die Krippe gebracht hat und ihn um 18 Uhr abgeholt hat bis ich ihn dort um 19:30-20 Uhr abholen konnte. Nachtschichten war genau das gleiche, dort durfte ich auch entsprechende Tagespflegepersonen zusätzlich bezahlen. Alles gesamt hat mich dieser Spaß im Monat 1600 Euro gekostet nur damit ich arbeiten gehen kann, Förderung war Null dafür habe ich 3 Euro zu viel verdient. Lächerlich wenn man bedenkt, dass ich eigentlich mit meinem Vollzeitjob nur arbeiten gegangen bin, damit ich die Kinderbetreuungskosten decken konnte, der Rest kam von entsprechenden Nebenjobs die ich vor meinen Nachtschichten ausgeführt habe.

Entweder das oder arbeitslos melden und dann zusehen wie das Geld ebenfalls nicht reicht, denn damit man ALG 1 beziehen kann, muss das Kind betreut werden. Sprich die Kosten für die Krippe bleiben dennoch erhalten und das sind hier stolze 711 Euro gewesen, inzwischen sind wir bei 820 Euro im Monat. Mach das mal mit ALG 1 wo man im Schnitt 800-1000 Euro bekommt, wenn man vorher in einem Supermarkt gearbeitet hat. Und wovon zahlst du Miete, Lebensmittel, Kleidung und Rest darüber schon einmal Gedanken gemacht?

Deine Meinung in allen Ehren, dass ein Kind um 19 Uhr ins Bett gehört es gibt genug Eltern die beide Schicht arbeiten, Nachtschichten haben, Wochenende arbeiten dürfen und selbst dort ist es mit einem Platz in der Krippe nicht zu lösen, da diese nur von Montag bis Freitag anbieten. Für den Rest kann man sich selbst was überlegen und nicht jeder Arbeitgeber ist so sozial eingestellt und sagt "ach mach was du willst Hauptsache Kindern geht es gut". Das ist der Job der Eltern alleine und wer das nicht schafft, der hat Pech gehabt. Bei entsprechenden Verfehlungen wenn man später kommt weil die Krippe noch nicht offen hat, steht die Fristlose Kündigung an und das ist sogar rechtens. Entsprechend folgen weitere Dinge wie die Sperrzeit beim Arbeitslosengeld usw.

Somit sehe ich es schon als ein wichtigen Grund an, wenn man nicht arbeiten kann wenn die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist. Nicht jeder Arbeitgeber hat entsprechend Gleitzeit, ist so Familienfreundlich oder eine eigene Krippe. Wenn man will geht vieles, sieht man an meinem Beispiel aber wer tut sich das freiwillig an denn immerhin muss es am Ende auch unter dem Strich finanziell noch passen. Bei mir ging es nur, weil ich durch die Nebentätigkeiten ausreichend gut verdient habe ansonsten wäre mir auch nichts anderes übrig geblieben als selbst kündigen und Arbeitslosengeld zu beziehen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kann es schon verstehen, dass die Kassiererinnen sich hier beschweren, dass die Kita nicht lange genug geöffnet ist. Sicher ist es für Kinder wichtig, dass sie früh genug im Bett liegen, aber für die Eltern ist es eben auch wichtig, dass sie einen Job haben, um sich und das Kind oder die Kinder ernähren zu können. Bei manchen Jobs ist es sicher nicht einfach, das alles zu koordinieren und es sind eben nicht alle Arbeitgeber so nett, dass sie Rücksicht auf die Eltern mit kleinen Kindern nehmen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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