Kartoffelchips im Kindergarten verteilen?

Eine Bekannte von mir war neulich ein wenig geschockt, weil ihre kleine Tochter im Kindergarten Kartoffelchips bekommen hat. Eine Erzieherin hatte wohl mehrere Tüten gekauft und jedes Kind durfte sich einmal eine Hand voll Chips nehmen.

Meine Bekannte erlaubt ihrer Tochter keine Kartoffelchips, da diese zu Übergewicht neigt und sich auch zu Hause sehr gesund ernähren muss, um nicht zuzunehmen. Deswegen toleriert meine Bekannte das Verhalten der Erzieherinnen nicht, da diese den Kindern ungesundes Essen näher bringen. Sie hat sich im Kindergarten beschwert.

Haben eure Kinder auch schon mal Kartoffelchips im Kindergarten bekommen und habt ihr euch deswegen auch direkt beschwert? Ist es wirklich schlimm, wenn Kinder in einem Kindergarten mal eine handvoll Chips bekommen? Lernen die Kinder dadurch direkt sich an ungesundes Essen zu gewöhnen?

Ich habe noch kein Kind, was in den Kindergarten geht, aber ich habe mehrmals im Kindergarten ausgeholfen. Erlebt habe ich so etwas noch nie und als Elternteil würde ich mich darüber auch aufregen. Immerhin versucht man sein Kind gesund zu ernähren und der Kindergarten sollte das auch machen und dann bringt sie Chips mit.

Natürlich ist eine Handvoll nicht viel, aber es setzt eben falsche Zeichen. Der Kindergarten sollte so etwas nicht unterstützen und sich eher für gesunde Snacks einsetzen. Obst oder Gemüse kann man ja auch anbieten, es muss ja nicht ungesund sein. Gerade wenn man zu Hause wirklich darauf achtet, ist es mies, wenn der Kindergarten da so in den Rücken fällt, auch wenn es nur ein Mal ist, gibt es ja sicherlich Kinder, die das dann wieder haben wollen und zu Hause Ärger machen deswegen.

Ich muss sagen, dass ich mich darüber nicht sonderlich aufgeregt hätte, sofern es eine einmalige Sache gewesen wäre. Schließlich darf mein Kind auch zu Hause ab und zu Chips essen. Im Kindergarten gab es jeden Tag Obst und rohes für die Kinder, Süßigkeiten hingegen nur zu besonderen Anlässen wie Geburtstag oder sonstige Feiern. Kartoffelchips gab es meines Wissens zwar nie, aber wenn das zur Faschingsparty oder so mal der Fall gewesen wäre, hätte es mich nicht gestört.

Wenn diese Erzieherin das einfach so ohne bestimmten Anlass gemacht hat, finde ich das zwar etwas merkwürdig, aber man muss eben immer das Gesamtbild betrachten, also welche Art von Ernährung den Kindern überwiegend im Kindergarten geboten wird und wie oft es eben auch mal Ausnahmen wie Schokolade, Gummibärchen oder meinetwegen auch Chips gibt.

Ich denke, wenn man bestimmte Dinge nicht will, wie eben zum Beispiel, dass das Kind wegen einer Neigung zu Übergewicht keine ungesunden Nahrungsmittel bekommt, dann muss man sowas einfach mal im Vorfeld ansprechen und nicht wie selbstverständlich davon ausgehen, dass die Erzieherinnen von sich aus alles so machen, wie man es gerne hätte.

So schlimm finde ich das nicht. Wenn ich mich an meine Kindergartenzeit erinnere, dann weiß ich, dass wir ziemlich oft ungesund gegessen haben. Um die Weihnachtszeit- und Osterzeit haben Kinder immer wieder Osterhasen und Weihnachtsmänner aus Schokolade mitgebracht, die dann im Stuhlkreis geteilt wurden. Die Schokolade müssen die Kinder ja von ihren Eltern bekommen haben. Bei uns wurde das damals aber immer als positives Ritual dargestellt, da die Schokolade herumgereicht wurde und man so als Kind gelernt hat, zu teilen und sich eben immer nur ein einziges Stück zu nehmen.

Wenn jemand Geburtstag hatte, gab es ganz oft Spaghetti mit Tomatensauce, Kuchen oder Torte. Manchmal gab es auch Häppchen aus Weißbrot. Ich kann mich hingegen an keine gesunden Snacks oder Gerichte erinnern, die wir gemeinsam gegessen haben. Von daher würden Kartoffelchips da auch nicht unangenehm auffallen.

Natürlich ist das nun nichts, was jeden Tag verteilt werden sollte. Wenn das aber alle paar Wochen vorkommt, ist das doch nich schlimm. Kein Kind wird sich perfekt und komplett ohne Süßigkeiten und Snacks ernähren. Und wenn man eine Hand voll Chips isst, nimmt man auch nicht gleich zwei Kilo zu und bekommt Diabetes - auch als Kind nicht.

Ich kann zwar verstehen, dass man es als um eine gesunde Ernährung bemühtes Elternteil nicht besonders toll findet, wenn die Kinder hinter dem eigenen Rücken außerhalb von Zuhause mit Süßigkeiten und Naschwaren gefüttert werden, aber solch eine große Aufregung wegen einer Handvoll Kartoffelchips finde ich jetzt auch ein wenig übertrieben. Als Kind freut man sich eben hin und wieder mal sehr über ein Stück Schokolade, ein paar Gummibärchen oder einen anderen ungesunden Snack, und dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, solange der Konsum nicht zu große Ausmaße erreicht. Aber von der Menge Chips, die in die Hand eines Kindergartenkindes passt, wird niemand krank oder dick; und da die Kindergärtnerin ja bewusst darauf geachtet hat, dass es bei dieser Portion bleibt, finde ich das auch vollkommen in Ordnung.

Ich erinnere mich nur noch dunkel an meine eigene Kindergartenzeit, aber da hat es neben Obst, Reiswaffeln und Gemüsesticks auch zu besonderen Anlässen gelegentlich Schokoladentafeln, etwas Kuchen oder Pudding gegeben. Davon hat sicherlich alles mehr Gehalt, Fett und Zucker als eine Handvoll Chips. Trotzdem finde ich solche Ausnahmen nicht schlimm. Meiner Meinung nach ist es im Gegenteil sogar wichtig, die Kinder zu bewusstem Genuss zu erziehen, anstatt alles, was als süß und fettig gilt, rigoros zu verbieten. Spätestens, wenn die Kleinen in die Schule kommen, suchen sie sich dann nämlich ihre Mittel und Wege, an die begehrten verbotenen Waren zu kommen, und dann hat man als Elternteil gar keine Kontrolle mehr über die Menge und Art dessen, was vernascht wird. Da erlaube ich lieber ein paar Mal die Woche eine süße Kleinigkeit.

Ich finde es sogar pädagogisch wertvoll, dass unter dem ganzen Gesundheitsgedöns was im Kindergarten gepredigt wird, auch mal zur Abwechslung gezeigt wird, dass eine kleine Nascherei zwischendurch durchaus auch seinen Platz hat.

Außerdem, ein übergewichtiges Mädchen zu haben und darauf zu achten, dass es nicht zunimmt, das mag die eine Seite sein. Ihm aber obligatorisch jede Freude am Leben zu verbieten, scheint mir ein Schuss nach hinten zu sein. Denn je mehr man den Kindern verbietet, umso spannender wird es doch für diese etwas heimlich zu machen.

Sobald das Mädchen ein gewisses Alter hat, wird es heimlich Süßigkeiten in sich hinein stopfen und zusätzlich noch von einem schlechten Gewissen geplagt werden.

Ich finde dieses Getue um eine vermeintlich gesunde Ernährung bei Kindern ziemlich kontraproduktiv. Eine ausgewogene Ernährung erlaubt, auch mal Chips, Pommes, Schokolade und so weiter. Davon wird in Maßen niemand fett oder krank. Und diese Dinge gibt es an jeder Ecke.

Kinder lernen durch reine Verbote keinen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln. Nur der Reiz wird massiv erhöht. Was verboten ist, das ist auch interessant. Außerdem ist Knabberzeug, Fast Food oder Süßkram keine Belohnung für besondere Leistungen. Auch damit erzieht man automatisch ein ungesundes Verhältnis zum Essen.

Kinder müssen lernen, wie eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung aussieht. Das funktioniert nur, wenn sie dabei lernen, wie man mit den Lebensmitteln umgeht, die selten um Speiseplan gehören sollten. Und das lernen sie eben, indem man es ihnen zeigt, vorlebt und erklärt. Dazu gehören dann eben auch die Chips im Kindergarten, da muss niemand explodieren.

Ich weiß nicht warum man sich über eine Hand voll Chips so aufregen kann. Wenn man sich sonst anständig und ausgewogen ernährt macht eine Hand voll Chips das Kraut auch nicht fett. Das ist finde ich wieder zum hineinsteigern für Helikoptereltern ideal, die ohnehin aus jeder noch so kleinen Mücke einen Elefanten machen müssen.

Wenn es im Kindergarten einmal Chips gegeben hat, wäre es mir egal. Würde das täglich vorkommen würde ich die Erzieherinnen bestimmt drauf ansprechen, aber wegen so einer kleinen Menge bestimmt nicht.

Ich finde sogar im Gegenteil, dass es wichtig ist Kindern Süßigkeiten und Knabbereien nicht vollkommen zu verbieten. Wir alle wissen doch, dass uns vor allem das Verbotene reizt. Das ganze führt dann dazu dass die Kinder früher oder später irgendwo heimlich auf dem Schulweg Naschzeug besorgen, dass dann ohne das es die Eltern zu Gesicht bekommen gegessen wird.

Erlaubt man den Kindern immer wieder mal eine kleine Menge, dann sind sie an Süßigkeiten nicht so interessiert und essen auch nicht so viel davon. Alles eben mit Maß und Ziel.

Wie die Kinder aktuell erzogen werden, bin ich froh einfach nur einen ganz normalen Bürojob zu haben und mich nicht mit irgendwelchen hysterischen Eltern ärgern zu müssen. Die armen Erzieher und Lehrer. Egal was sie tun, es wird immer falsch sein.