Karriereplanung als Single anders als in einer Beziehung?

In unserem Freundeskreis sind derzeit einige Singles unterwegs, die von sich behaupten, dass seit sie getrennt sind, sie ihre Karriere wieder in den Vordergrund stellen. Auf die Frage hin, wieso das vorher anders gewesen sei, kam stets die Antwort, dass in einer Partnerschaft die Karriere doch ein wenig hinten anstehen muss und das gibt mir persönlich zu denken.

Doch auch viele andere, die wir so im Freundes- und Bekanntenkreis befragt haben nach dem Motto, wie so war dein Berufswunsch erst so und als du mit XY zusammenkamst anders hat ergeben, dass immer die Beziehung als Grund für Veränderungen in der Karriere angegeben wurden.

Der Hauptaspekt war, dass man eben in einer Beziehung viel mit seinem Partner tätigen möchte, viel Zeit mit dem Mann oder die Frau haben möchte und da die Karriere häufig als Wegsteher bezeichnet wurde. Das kann ich so jedoch nicht teilen und frage mich, ob das immer so ist?

Ist die Karriereplanung wirklich als Single anders als in einer Beziehung? Handelt Ihr in einer Beziehung beruflich auch gegen Eure Wünsche und Vorstellung, was die Karriere angeht oder bleibt alles gleich? Wie seht ihr das?

Mag schon sein. Immerhin möchte man Zeit miteinander verbringen, eventuell Kinder bekommen und da können Pläne, die man vorher vielleicht für sich zurechtgelegt hatte schnell nichts mehr Wert sein und einfach umgedacht werden. Ich denke schon, dass man da als Single ein bisschen freier in der Planung ist aber letztendlich kann man auch in einer Beziehung Karriere machen, man muss es nur konsequent durchziehen.

Ich habe das in meinem Freundeskreis schon beobachten können. Also bis zu einem gewissen Grad ist da schon etwas dran. Ich würde aber nicht sagen, dass man plötzlich komplett andere Ziele verfolgt, wenn man liiert ist, es gibt einige Abweichungen aber keine generellen Kurswechsel.

So habe ich zum Beispiel schon erlebt, wie eine Freundin (als Single) für einige Zeit ins Ausland wollte, um zum Beispiel durch Erasmus die Sprachkenntnisse aufzubessern. Aber da kam dann der Partner dazwischen und das war plötzlich nicht mehr so wichtig. Die Sprachkenntnisse wurden dann auf anderem Wege aufgebessert.

Eine andere Freundin wollte mal für ein Jahr in die USA gehen, Au Pair. Sie war schon fleißig dabei eine Bewerbung zu verfassen, aber dann traf sie ihren jetzigen Ehemann und wurde ungeplant schwanger, sodass dieser Plan für sie dann auch erledigt gewesen ist.

Eine andere Freundin war schon für ein Jahr in den USA, sie ist aktuell Single und wieder in Deutschland. Sie möchte hier studieren und anschließend wieder zurück in die USA gehen, weil es ihr so gut gefallen hat. Ich bin gespannt, ob sie den Plan so durchziehen wird. Denn es kann ja sein, dass sie doch noch jemanden kennenlernt und sich ihre Pläne ändern werden. Also das werde ich noch mit großem Interesse beobachten.

Meine Karriere sah vor ein paar Jahren als Single definitiv anders aus als jetzt. Der Unterschied war, dass ich damals für eine höhere Position durchaus bereit war zu erfolgreichen Firmen meiner Branche ins Ausland zu wechseln. Ich war bereits in Spanien tätig und hatte mir überlegt, danach nach England oder Irland zu gehen.

Irgendwann kam ich dann fest mit meinem Partner zusammen, der zu diesem Zeitpunkt selbst in einem anderen Land lebte. Von da an war es dann eben das Ziel, eine gemeinsame Stadt in einem Land zu finden, in dem wir beide gute Stellen finden. Das war natürlich nicht so einfach als wenn man ganz alleine unterwegs ist. Da war uns beiden die Beziehung wichtiger als der nächste Job.

Ich kenne das hauptsächlich von Frauen, die ihre Karriere für Männer und dann auch oft für ihre Kinder einfach hinten anstellen. Männer, die so etwas tun, kenne ich leider sehr wenige. Ich selber würde meine Karriere nie für einen Mann hinten anstellen. Für das Kind natürlich schon, aber das ist ja auch etwas anderes.

Es ist als Frau oft schwierig, allem gerecht zu werden. Wenn man einen Mann hat folgen meistens unweigerlich darauf einmal Kinder und man muss eben dann die Karriere hinten anstellen, wenn man bei den Kindern bleiben möchte. Dadurch, dass Frauen in ihren Jobs sehr schlecht bezahlt werden, rentiert es sich auch nicht, wenn der Mann beim Kind bleibt und die Frau arbeiten geht.

Außer sie ist eine Spitzenpolitikerin und er arbeitet als Frisör. Es gibt ja heutzutage wirklich schon alle erdenklichen Kombinationen von Pärchen. Aber im Normalfall verdient der Mann schon immer mehr als die Frau, wenn sie arbeiten geht. Und da Kinder Geld kosten, muss die Frau dann zu Beginn die Karriere hinten anstellen.

Es fällt dann auch schwer, wieder ins Berufsleben einzusteigen, weil man jetzt natürlich lange zu Hause war und nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist.

Bei mir ist das nicht anders. Denn in einer Beziehung erwarte ich es ebenfalls, dass ich mich dort frei entfalten kann und ein Partner nicht am Ende ein Klotz am Bein ist der mich daran hindert. Ich erwarte es, dass ich dabei unterstützt werde wenn es notwendig ist und auch akzeptiert werde für das was ich vor habe.

Sprich ich ziehe auch das durch was ich gerne hätte und stelle es nicht hinten an oder verzichte darauf, nur weil ein Partner oder eine Familie da ist. Wenn man sich nicht so anstellt, auch Opfer bringt dann kann man solche Dinge immer miteinander vereinbaren.

Ich bin Alleinerziehend und dennoch bin ich im Ausland unterwegs, mehrere Monate auf Einsatz. Mein aktueller Job war so gewünscht und es wurde darauf hin gearbeitet. Da war ich schon in einer Beziehung und es wurde nichts blockiert, auch wenn ich länger weg war, es wurde mit getragen und auch ertragen. Als die ungeplante Schwangerschaft dazwischen kam, war mir klar, dass ich das nicht aufgeben werde sondern weiter mache und habe dafür nach Lösungen gesucht und diese auch gefunden.

Zwar kann man dann nicht 24 Stunden am Tag am Kind und Familie kleben, aber das war noch nie mein Bestreben und ist auch nicht mein Wunsch. Wichtiger ist es eher, dass man selbst im Einklang und zufrieden ist, anstatt alles nur wegen Partner oder Kinder hinten anzustellen, denn das sorgt für Unzufriedenheit auf die lange Sicht. Denn ich will nicht in 20 Jahren sagen, "hättest du mal" aber "da war ja Kind und Partner". Ich mache es, finde Kompromisse und damit klappt es mit Karriere, sowie mit Beziehungen und Familie.

Ich denke schon, dass viele der Beziehung zuliebe die Karriere hinten anstellen. Wenn man einen Partner hat, den man über alles liebt und den man regelmäßig sieht, dann möchte man in der Regel ungern zu einer Fernbeziehung wechseln. Das ist ja nicht nur mit jeder Menge Aufwand verbunden, sondern man muss eben auch damit rechnen, dass sich die Beziehung deshalb verändert. Vor allem wenn man gar nicht der Typ für eine Fernbeziehung ist, kann das sehr schwer werden.

Wenn man schon mit dem Partner zusammenwohnt und vielleicht auch schon weitere Pläne für die Zukunft schmiedet, also beispielsweise eine Familie zu gründen und ein Haus zu bauen, möchte man diese Pläne oft auch ungern über Bord werfen, nur um einen anderen Job anzunehmen, der etwas weiter weg ist. Das ist ja auch verständlich.

Es ist ja eben auch so, dass viele Beziehungen in die Brüche gehen, wenn man sich für einen Job entscheidet, der weiter weg ist und für den man umziehen und eine Fernbeziehung in Kauf nehmen müsste, zumindest wenn man davon ausgeht, dass der Partner nicht einfach mitkommen kann. Einen Job kann man ja in der Regel aber auch in der Nähe des Partners haben, auch wenn das bedeutet, dass man vielleicht weniger verdient oder keine große Karriere machen kann. Aber trotzdem kann man dann beides haben, was oft nicht geht, wenn man wegen des Jobs wegzieht. Umgekehrt funktioniert es hingegen schon eher.