Karriere für den Partner aufgeben oder zurückstecken?
Eine ehemaliger Lehrer von mir war sehr erfolgreich im Bereich der Molekularbiologie, bevor er Lehrer wurde. Allerdings hätte er wegziehen müssen, um weiter auf der Karriereleiter hinaufklettern zu können und um in seinem Beruf weiterzukommen, wie er erzählte. Da seine Frau das nicht wollte, entschied er sich letztendlich für den Lehrerberuf und unterrichtete dann Biotechnologie.
Würdet ihr für eure Beziehung eure Karriere aufgeben oder zumindest zurückstecken? Habt ihr das vielleicht sogar schon einmal gemacht? Habt ihr diesen Schritt bereut oder seid ihr im Nachhinein froh darüber?
Ich würde das auf jeden Fall machen. Wobei es mir auch nur wichtig ist in meinem Beruf glücklich zu sein. Ich muss nicht weit nach oben oder jede Menge Geld am Ende des Monats haben, ich möchte nur glücklich sein und gerne hingehen. Wenn mein Partner etwas möchte, würde ich auch für ihn zurückstehen. Das finde ich ist auch kein Problem, wenn man sich einig ist und das alles miteinander bespricht. Er würde es ja für mich auch tun, wenn ich mir einen großen Traum erfüllen wollen würde.
Ich denke nicht, dass ich das machen würde. Viele Menschen finden das normal, meistens sind es Frauen. Ich verstehe das aber oft nicht, denn manchmal sind es eben diese Frauen, die später verlassen werden und mit einer mickrigen Rente dastehen. Ich werde Karriere machen und werde auch nicht wegen meinem Freund davon ablassen.
Ich finde es wichtig, dass man seine beruflichen Chancen nicht wegen seinem Partner untergräbt. Dieser sollte einen vielmehr unterstützen. Wenn man Potential hat, dann sollte man dieses auch ausnutzen, da man möglicherweise dadurch auch viel bewegen kann.
Ich fände es unfair einen Mikrobiologen an einem wichtigen Durchbruch zu hindern, nur weil ich so egoistisch bin und ihn lieber in einer Beziehung ganz für mich haben will. Viele Menschen bereuen das irgendwann. Und vom Mikrobiologen zu einem Lehrer abzusteigen ist doch auch deprimierend.
Am schlimmsten ist so was immer, wenn man dann am Ende von dem Partner verlassen wird. Dann ergibt der Verzicht auf die Karriere auf einmal keinen Sinn mehr. Man könnte schon so weit sein, ist es aber nun nicht und wurde sogar verlassen. Solche Beispiele kenne ich und daher würde ich von meinem Partner nie verlangen, wegen mir auf Karriere zu verzichten.
Man sollte dabei wohl nicht nur die Beziehung allein sehen, wenn eine solche Entscheidung anstehen würde. Denn es gibt ja noch wesentlich mehr Faktoren, die man dabei betrachten muss. Vor allem, wenn halt auch ein guter Job beim Partner dabei eine Rolle spielt. Wenn ich jetzt aus beruflichen Gründen umziehen müsste, würde mein Mann in der neuen Region kaum wieder einen Job bekommen, der seiner Ausbildung entspricht.
Ob dann der finanzielle Verlust durch die eigene Karriere ausgeglichen werden kann, ist eine Frage, die man sich stellen muss. Außerdem muss man sich dann dabei Fragen, ob der Partner mit einem anderen Job auch klar kommt. Jetzt kommt mein Mann zufrieden nach Hause, selbst wenn es erst am späten Abend ist. Bei einem anderen Job wäre das eher nicht der Fall und sein Frust würde dann auch der Beziehung schaden.
Ein weiteres Problem ist oft auch Wohneigentum. Es sagt sich zwar recht leicht, dass man ja die Immobilie verkaufen kann, wenn man umziehen sollte. Aber ganz so leicht ist das auch nicht immer. Auch das kann eine finanzielle Belastung bedeuten, die der höhere Verdienst bei einem Karrieresprung nicht immer ausgleichen kann.
Crispin, das heißt also, dass sich im Zweifelsfall dein Partner beruflich einschränken muss oder eben die Beziehung beendet wird? Das wäre für mich keine Grundlage, auf der ich mit einem anderen Menschen zusammen leben wollte.
Weder möchte ich einen Partner, der mir so rücksichtslos die Pistole auf die Brust setzt, noch möchte ich einen Menschen, der mir viel bedeutet, so behandeln. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Einer wird vollkommen frustriert auf der Strecke bleiben.
Eine Beziehung bedeutet auch, zu Kompromissen fähig zu sein. Meist findet sich eine Lösung, mit der beide sehr gut leben können. Und die Rente ist dabei das kleinste Problem. Schließlich kann der eine für den anderen die Rentenversicherung freiwillig aufstocken. Man kann privat vorsorgen. Man kann dem anderen im Falle einer Trennung das Haus oder andere Werte überlassen. Die finanzielle Versorgung muss deshalb nicht schlechter werden.
Ich finde es auch traurig, wenn man statt Mikrobiologe Lehrer werden muss. Das ist doch ein totaler Abstieg. Das würde ich auch nicht für jemand anderen machen. Ich finde, ein Partner sollte einen unterstützen und kein Hindernis darstellen. Jemand, der mich behindert, wäre auch nichts für mich.
Ich denke aber auch, dass man beruflich nicht immer umziehen muss. Vielleicht hätte er auch woanders als Mikrobiologe arbeiten können, in einem Umkreis, den man durch Pendeln erreichen kann. Ich fahre auch für einen meiner Jobs 100 km und pendle. Das dauert dann 1,5 Stunden die Fahrt, aber ich finde, es geht. Und im Umkreis von 100 km findet man doch meistens etwas.
Das dürfte eigentlich nicht passieren, dass man in seinem Job nichts im Umkreis von 100 km bekommt und ein wenig zu pendeln würde ich sowohl für mich als auch meinem Partner für zumutbar halten.
Ich sehe es nicht unbedingt als "Abstieg", wenn jemand vom Mikrobiologen zum Lehrer wechselt. Lehrer nagen anders als manche anderen Akademiker normalerweise auch nicht am Hungertuch, und vielleicht macht demjenigen sein jetziger Job ja auch total Spaß. Man hört ja immer wieder von Leuten, die irgendeinen extrem prestigeträchtigen und monströs gut bezahlten Job aufgeben und statt dessen ein Café aufmachen oder Biobauer in der Eifel werden. Das durch die Bank als "Abstieg" zu werten, wenn Leute lieber Spaß an der Arbeit haben, halte ich für reichlich engstirnig.
Ich denke, dass es in einer Partnerschaft immer wieder nötig ist, Kompromisse einzugehen, die sich im Zweifelsfall auch auf das Berufsleben beziehen. Aber es macht natürlich einen Riesenunterschied, ob man komplett aus dem Berufsleben aussteigt und sich völlig vom Einkommen des Partners abhängig macht oder ob man eine Karriere nicht bis zum Äußersten ausreizt, sondern sich mit einem durchschnittlichen Gehalt und Lebenswandel zufrieden gibt.
Selber würde ich von meiner beruflichen Entwicklung her nie so weit zurückstecken, dass ich mich im Extremfall nicht mehr selber über Wasser halten kann oder der Altersarmut noch mehr ins Auge blicke als jetzt schon. Das wäre schlichtweg dämlich. Aber wenn es in meinem Job so etwas gäbe, würde ich beispielsweise nicht zwei Jahre nach Hongkong gehen und dort eine Filiale aufbauen, wenn ich in Deutschland eine Familie hätte. Es kommt eben immer auf die Prioritäten an.
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