Karl May eigentlich nur ein Hochstapler?
Eine Bekannte von mir liest viele Bücher von Karl May und mag auch die Filme, die dazu gemacht worden sind. Ich selbst habe noch keines der Bücher gelesen und habe daher heute mal ein wenig recherchiert, was einen da so erwartet. Offenbar aber war Karl May ein ziemlicher Hochstapler. Angeblich hat er sich häufiger als Polizist ausgegeben um Falschgeld und anderes Diebesgut zu kassieren und die besten Ideen sind ihm im Gefängnis gekommen, wo er mehrere Jahre saß.
Er behauptete außerdem über 1000 Sprachen sprechen zu können und einige seiner Bücher basieren fast eins zu eins auf Berichten die von Reisebiographen geschrieben worden sind, da Karl May selbst erst sehr spät gereist ist, als seine Bücher bereits geschrieben worden waren. Letztendlich hat er sich das meiste abgekupfert und war vor dem Schreiben seiner Bücher nie in den exotischen Ländern gewesen und hat auch nie irgendwelche Abenteuer erlebt. Findet ihr Karl May hinter diesem Hintergrund immer noch sympathisch oder eher weniger?
Wie soll er denn reisen, wenn er im Gefängnis sitzt und dementsprechend nicht mit eigenen Augen sehen kann wie es in der Wildnis und sonstwo aussieht? Ich gebe zu, ich habe mich noch nicht mit Karl May befasst, weil mich seine Arbeit bisher einfach noch nicht interessiert hat, aber widersprüchlich wirkt auf mich deine Zusammenfassung schon.
Es ist nicht in Ordnung, 1000 Sprachen sprechen zu wollen, wenn das gar nicht stimmt. Mag auch sein, dass er sich als Polizist ausgegeben hat oder so. Aber seien wir ehrlich, die meisten von uns experimentieren in der Jugendzeit und überschreiten einige Grenzen und machen sonstigen Unsinn. Deswegen ist man noch lange kein schlechter Mensch.
Es gibt auch in der Gegenwart Autoren, die noch nie im Ausland gewesen sind und trotzdem darüber schreiben. Sie beziehen ihre Eindrücke aus Erfahrungsberichten oder Reiseschilderungen oder engagieren direkt Ghostwriter. Sind Schriftsteller mit Ghostwritern dann keine Hochstapler oder wie? Also für mich schon.
Ehrlich gesagt verfüge ich gar nicht über genügend Informationen über Karl May, um zu sagen, ob ich ihn nun sympathisch oder eher unsympathisch finde. Der Mann ist schon über 100 Jahre tot, Videoaufnahmen dürfte es von ihm also eher nicht geben und sich eine Meinung über eine Person nur aufgrund dessen zu bilden, was er selbst geschrieben hat und was über ihn geschrieben oder gesagt wurde, finde ich sehr schwierig. Nach der langen Zeit lässt sich vielleicht nicht mal mehr mit Sicherheit sagen, welche dieser Straftaten er tatsächlich begangen hat und was nur der üblichen Legendenbildung zuzuschreiben ist.
Leuten, denen seine Bücher gefallen, dürfte es auch mehr oder weniger egal sein, was der gute Mann in seinem Leben sonst so getrieben hat und ob er die Orte, an denen seine Geschichten spielen, tatsächlich besucht hat. Ein Toter verdient auch kein Geld mehr, also kann man getrost seine Bücher kaufen, ohne Gewissensbisse zu haben, weil man Werke eines "Betrügers" kauft.
Ich persönlich habe noch nie etwas von Karl May gelesen. Ich habe auch noch keinen Winnetou-Film komplett gesehen, weil ich das irgendwie immer etwas langweilig fand. Da gibt es Westernfilme, die wesentlich interessanter sind. Aber wenn ich mich für die Bücher interessieren würde, wäre mir die Lebensgeschichte Karl Mays wohl relativ egal. Ich beschäftige mich auch nicht unbedingt mit dem Leben anderer Autoren, von denen ich Bücher gelesen habe, das ist mir relativ egal.
Das mit den 1000 Sprachen (gibt es die überhaupt?) würde ich jetzt auch nicht überbewerten. Wenn es denn stimmt, kommt er mir dann eher wie ein kleiner Aufschneider vor, aber Hochstapelei ist für mich etwas anderes. Und wenn es um das tatsächlich Erlebte geht, dann müsste ja beispielsweise ein Jules Verne in das gleiche Raster fallen. Denn dieser war bestimmt nicht mal einen Bruchteil von 20.000 Meilen unter dem Meer und den Mond hat er auch niemals bereist.
Meine Meinung: Man kann doch auch über Sachen schreiben, die man nie selbst gesehen oder erlebt hat. Ich meine, wie sollen sonst die ganze Phantasie- und Weltraum-, Horrorgeschichten zustande kommen? Abgesehen von seiner Lebensgeschichte, sollte man die Bücher einfach an sich selbst beurteilen. Gefällt es mir oder nicht? Ich selbst mag es nicht, dass aber schon bevor ich die Fakten zu seiner Bio in deinem Beitrag gelesen habe.
Hochstaplerei ist immer so eine Sache. Viele Autoren nehmen sich einen Ghostwriter. Das ist eine übliche Vorgehensweise. Warum sonst sollte es so viele Ghostwriting-Agenturen geben. Ich selbst habe auch einen Ghostwriter mit ins Boot geholt. Und wenn den Leuten mein Buch gefällt (es basiert auf meiner Idee) und ich mein ganzes Herzblut da hinein stecke und mir lediglich "fachliche" Hilfe nehme.
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