Kann sich Kind auf psychische Erkrankung positiv auswirken?

vom 03.07.2017, 17:31 Uhr

Ich habe mal gehört, dass eine Psychologin eine Patientin fragte, ob diese denn Kinder hätte oder ob ein Kind geplant wäre. Sie hätte nämlich schon erlebt, dass sich ein Kind positiv auf eine psychische Erkrankung auswirken könnte. Die Patientin hatte wohl Depressionen und auch Ängste.

Laut Psychologin würden psychisch kranke Frauen dadurch oftmals sicherer und würden auch ihre Ängste durch das Kind überwinden. Immerhin müsste dieses dann mal zum Arzt oder sie gingen mit dem Kind raus und würden auch andere Mütter kennenlernen.

Ich könnte mir ja nach Erkrankung durchaus vorstellen, dass ein Kind helfen kann, aus bestimmten psychischen Erkrankungen heraus zu kommen oder eine Besserung zu erzielen. Aber das kommt sicherlich auf die Krankheit und auf die betroffene Frau an. Ich halte es aber nicht für ratsam nur an Nachwuchs zu denken, um damit seine Krankheit therapieren zu können.

Meint ihr, dass ein Kind sich auf eine psychische Erkrankung wirklich positiv auswirken kann? Habt ihr da schon Fälle in eurem Umfeld gehabt? Oder habt ihr schon mitbekommen, dass dies auch mal nach hinten los gegangen ist? Was haltet ihr von dieser Theorie?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das kann man nie wissen und in einem solchen Fall würde ich es so sehen, dass ein Kind dann als eine Art "Versuchskaninchen" auf die Welt kommt. Wenn es klappt ist es gut und ansonsten wird es fremd betreut, ist mehr bei der Oma und beim Opa, weil der Vater Beruf und Kind nicht unter einen Hut bringt und das Kind bleibt auf der Strecke.

Sicher kommt es auch auf die Erkrankung an. Wie ich in einigen Threads geschrieben habe mit einer Bekannten, die an sozialer Phobie leidet, finde ich es verantwortungslos. Denn das Kind wird darunter leiden, wenn es nicht ständig bei anderen Menschen ist. Die Mutter geht kaum raus. Sie will nicht unter Leute. Das Kind würde dann zu hause ebenso versauern wie die Mutter. Und auch Depressionen sind schlimm für ein Kind zu erleben.

Wenn mir eine psychische Erkrankung bescheinigt wurde und ich noch jung wäre und Kinder bekommen könnte, würde ich keim Kind haben wollen. Das Kind wird in eine sehr ungewisse Zukunft geboren. Sicher kann jeder psychisch krank werden. Aber wenn es schon vorauszusehen ist, dann denke ich, sollte man kein Kind in die Welt setzen.

Das hört sich zwar hart an, aber ich finde es furchtbar, wenn man ein Kind in die Welt setzt, damit sich eine Erkrankung eventuell verbessert. Was ist, wenn sich die Krankheit sogar verschlechtert. Ich denke nicht, dass man einem Kind das antun darf.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde es absolut krank wenn man einen anderen Menschen benutzen möchte weil man sich damit für sich selber eine Verbesserung seiner Situation verspricht. Bisher kannte ich das nur von Paaren, die sich ein Kind anschaffen und hoffen, dass ihre Beziehung dadurch wieder besser wird, aber das ist doch hier genau das gleiche Spielchen.

Schon mal daran gedacht was passiert, wenn das nicht so klappt wie geplant? Ein Kind ist kein Hund, den man zur Not halt wieder ins Tierheim bringen kann wenn er nicht die gewünschte Motivation zur mehr Bewegung und die erhofften sozialen Kontakte bringt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wenn ich psychisch krank wäre, würde ich persönlich kein Kind bekommen wollen. Ich denke mir, dass das so besser für das Kind wäre. Denn gerade bei Depressionen ist es so, dass eine gewisse "Anfälligkeit" vererbt wird. Wenn die Mutter also depressiv ist, dann wird das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch depressiv werden und psychische Erkrankungen entwickeln. Wie das bei Angststörungen, die Diamante ja in Bezug auf ihre Bekannte mehrfach erwähnt hatte, ist, weiß ich gar nicht. Ich vermute aber, dass das Kind aber ähnliche Ängste entwickeln würde. Wenn es dann sieht, dass die Mama panisch in diesen oder jenen Situationen reagiert, wird es annehmen und "lernen", dass derartige Situationen gute Gründe haben um panische Angst zu entwickeln. Ich sehe eher die Gefahr, dass das Kind dann von der psychischen Gesundheit her eine Kopie der Mutter wird, sich ebenfalls einigelt etc.

Ich kenne einen konkreten Fall, da hat eine Frau wegen psychischer Erkrankungen nicht mal jeden Tag die Kraft, mit dem Hund Gassi zu gehen, stattdessen wird der einfach in den Garten gelassen und gut ist und da soll das dann theoretisch mit einem Kind besser sein? Das bezweifle ich. Wenn man nicht mal die Kraft hat sich trotz gesundheitlicher Probleme und Beschwerden, artgerecht um einen Hund zu kümmern und sich trotzdem aufraffen kann um ihm alles zu geben was er braucht (Hunde sind ja für viele Menschen wie Kinder bzw. Familienmitglieder), dann wird das mit einem Kind definitiv nicht anders werden meiner Meinung nach. Unter diesem Aspekt würde mir nur jedes Kind Leid tun, das quasi als Versuchskaninchen herhalten muss, den geballten psychischen Wahnsinn abbekommt und sich nicht dagegen wehren kann.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe schon ein oder das andere Mal erwähnt, dass eine Freundin in meinem Freundeskreis studierte Psychologin ist und schon seit mehr als 10 Jahren in dem Beruf tätig ist. Ich habe ihr daher mal grad per WhatsApp den Vorschlag oder die Idee der Psychologin für die Verbesserung der eigenen Psyche = ein Kind anzumerken, geschrieben. Die ist aus allen Wolken gefallen.

Ihr erster, wie ich finde auch logischer Ansatz lautet wie folgt. Wenn die Kollegin doch ein Kind als Möglichkeit sieht, dass die psychologischen Erkrankungen ins Positive gelenkt werden, was ist denn, wenn dem nicht so ist? Immerhin kann man auf keinen Fall im Vorfeld sagen, was passieren wird, was eintreffen wird oder wie es sich auf die Psyche auswirkt. Es könnte derweil sogar schlimmer sein.

Ich teile die Meinung meiner Freundin da auch ungemein. Zum einen finde ich es unverantwortlich, jemanden die Kinderidee nahezu bringen, wenn psychologische Probleme vorhanden sind. Denn wenn das Vorhaben nicht klappt, wie erhofft, dann haben wir ein größeres Problem. Denn psychologisch beeinträchtige Eltern sind ein großes Problem für Kinder. Ihre Krankheiten wirken sich auf die Kids aus.

Mehr als 3.8 Millionen Menschen in Deutschland sind psychologisch gesehen beeinträchtigt, krank oder sogar schwer krank. Viel davon haben Kinder, die sie automatisch mit "krank" machen. Sei es, weil die Kids panische Angst um sie haben, weil die Kids das Verhalten nicht verstehen und womöglich selber darunter leiden müssen. Auch vor Kurzem war das Thema bei Stern TV!

Ich finde die Idee sowas von daneben, dass man seine Probleme verbessern möchte, indem man ein Lebewesen dort reinsetzt. Psychologen, die so etwas raten, sind für mich auch das "Letzte". Denn niemand kann genau sagen, wie was eintritt und wenn es statt besser schlimmer oder gleichbleibend ist, dann hat man einem Kind unnötig Leid mit den Eltern zugesprochen, weil sie psychisch vielleicht stark krank sind.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Was mir zu dem Thema gerade noch eingefallen ist - schon mal von postnatalen Depressionen gehört? Das betrifft mehr Frauen als man denkt nach einer Geburt und wird wohl durch den veränderten Hormonhaushalt ausgelöst. Wenn jemand nun eh schon zu Depressionen neigt, muss man dann nicht bei einer Schwangerschaft davon ausgehen, dass ein Rückfall nach der Schwangerschaft wahrscheinlicher ist? Würde man in schweren Fällen von einer Schwangerschaft nicht sogar eher abraten?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wenn ich das von dieser Psychologin lese, möchte ich schon ein bisschen mit dem Kopf auf der Tischkante aufschlagen. Absolut unverantwortlich so etwas, komplett unerfahren und weltfremd, abseits der echten Realität vieler psychisch Kranker. Warum denken eigentlich so viele junge Frauen, dass Kinder der rosarote Zuckerguss auf dem Leben sind, der jede noch so hässliche Abart desselbigen verschönert?! Sei es die innere Leere, das trostlose Leben, die psychischen Probleme oder die marode Beziehung. Das ist doch totaler Blödsinn.

Kinder sind ein knallharter Job, sowohl psychisch als auf physisch. Warum sollte ein 24/7 Dauereinsatz nun dafür sorgen, dass alles wattig weich und rosig wird? Realistisch betrachtet werden viele mit latenten Vorschäden erst recht krank oder wenn vorhanden noch kränker. Frag doch mal langjährige Mütter mit Depressionen oder Angststörungen, wie unglaublich hart die Mutterrolle zu erfüllen war. Der nächste kleine Patient steht da schon in den Startlöchern.

Gerade bei Angststörungen denken viele Frauen oft, sie könnten sich derbe zusammenreißen und das vor dem Kind verbergen. So funktionieren Kinderseelen aber nicht. Kinder sind die erstaunlichsten kleinen Emotions-Seismographen, die man sich nur denken kann, die merken alles. Sie sind dann komplett auf einen Menschen angewiesen, der ängstlich durchs Leben stolpert und gucken sich das ab, egal ob Mutti versucht tapfer zu sein.

Es gibt Frauen, die haben dann die Kinder und plötzlich geht noch weniger. Und dann? Ich kenne eine Frau, die konnte mit ihren Kindern nie (!) auch nur auf den Spielplatz, zeit deren ganzer Kindheit. Das mussten dann immer andere erledigen. Vor den Geburten war sie nur leidlich krank, seitdem ist sie nie wieder gesünder geworden. Eben weil die Kinder einen ja auch an eigene Schäden aus der Kindheit erinnern wirken sie oft wie ein Verstärker oder Trigger. Und das ist jetzt nur ein Beispiel von vielen.

» Verbena » Beiträge: 4982 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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