Kann man "schwafeln" für Klausuren lernen?
Es gibt ja leider Dozenten und Lehrer, die keine kurzen und knappen Antworten in ihren Klausuren lesen wollen, sondern die erstmal wollen, dass man extrem weit ausholt, über drei Ecken denkt und erst nach gefühlten 30 Seiten ihre Klausurfrage dann wirklich beantwortet. Diese Aufgabenstellungen sind mir schon immer schwer gefallen, eben weil ich ein sehr direkter Mensch bin und auch sage was ich denke und worauf ich hinaus will.
Ich kann mir Aufgabenstellungen nichts anfangen, die indirekt sind und wo man quasi raten muss, was der Dozent hören will, denn leider sind das meistens die Aufgabenstellungen, wo man "schwafeln" muss und möglichst viel Unsinn schreiben muss, in der Hoffnung, dass man wenigstens etwas schreibt, was der Dozent hören will.
Kann man dieses "schwafeln" für Klausuren eigentlich lernen oder ist das eine Charaktereigenschaft? Wie könnte man sich besser auf solche Klausuren vorbereiten, wenn man nicht weiß, wie der Dozent tickt und worauf er bei seinen Fragen hinaus will?
Also ich tat mir mit diesem Schwafeln immer sehr schwer und hatte darum immer Probleme bei diversen Schularbeiten, in denen so viel um den heißen Brei geredet wurde. Viele Lehrer verlangten das aber und obwohl ich alle Fragen beantwortet hatte, bekam ich oft zwei bis drei Noten schlechter, weil ich eben kein "Geschwafele" geschrieben habe.
Ich weigerte mich auch, dies zu lernen und hatte Gott sei Dank einen Deutschlehrer, der allen das "Gelabere" wie er es nannte, unterstrichen und durchgestrichen hatte. Gelabere zählte dann auch nicht bei den Wörtern, die man beim Aufsatz zählen durfte, mit. Deshalb bekam ich in Deutsch immer eine glatte eins und die anderen schwankten zwischen vier und fünf. Ich fand den Deutschlehrer große Klasse.
Ich kann dich aber sehr gut verstehen, dass du das nicht kannst. Wenn es aber für gute Noten erforderlich ist, wirst du es dir wohl oder übel dann aneignen müssen, wenn es dir etwas bedeutet. Bei mir war es immer am Wichtigsten, dass ich eben durch gekommen bin, also den Abschluss schaffte. Mehr brauchte und verlangte ich auch nicht.
Zwischen "Schwafeln" und "Schwafeln" besteht doch ein deutlicher Unterschied. Eine handwerklich korrekt aufgebaute und nach den üblichen Regeln durchdachte Klausur wird in der Regel lang. Das liegt in der Natur der Sache. Schließlich soll nicht nur einfach eine Frage beantwortet werden.
Wenn man die Fragestellung zu Beginn in eigenen Worten formuliert und dann mit Thesen, Antithesen oder verschiedenen Blickwinkeln arbeitet, dann wird es bis zum Fazit am Schluss schon von Natur aus länger. Wie lang genau das ist, das hängt natürlich immer noch vom Schüler ab. Aber mehr als eine Seite wird auf diesem Weg automatisch produziert. Eigentlich landet man eher irgendwo zwischen sechs und zwölf Seiten für eine normale Arbeit der Oberstufe.
Kaum ein Lehrer wird inhaltsloses Geschwafel und ständige Wiederholungen gut benoten. Das ist schließlich nicht Sinn der Sache. Und natürlich kann man das lernen. Genau dieses Vorgehen wurde doch seit der Unterstufe langsam aber stetig aufgebaut. Denn das Ziel ist es schließlich, die Schüler auf die Art der Arbeit im Studium vorzubereiten.
Dass das öde ist und man manchmal auch einfach seine Antwort auf einer halben Seite formulieren könnte, das ist dabei vollkommen unerheblich. Es geht bei diesen Arbeiten doch weniger um das Ziel an. Für den Lehrer ist der Weg dahin das Interessante und Benotungswürdige. Mit der richtigen und schlüssigen Argumentation könnte man in so einer Klausur die Erde zur Scheibe und Hitler zum Menschenfreund deklarieren. Und das gäbe dann immer noch die volle Punktzahl.
Um ehrlich zu sein fällt es mir nicht schwer zu schwafeln - aber kurze und prägnante Antworten kann ich auch von mir geben und mein Schreibstil ist tatsächlich nur vom Lehrer abhängig. Selbst wenn du ein direkter und ehrlicher Mensch bist, Olly173, du kannst dir das Schwafeln aneignen. Das hat nämlich eine Freundin und Klassenkameradin von mir auch geschafft. Irgendwann hast du automatisch solche Textbausteine im Kopf, mit denen du dein Geschwafel füllen kannst.
Das kommt automatisch, vor allem wenn man das oft macht. Das ist wie wenn man die Rechtschreibung lernt: Je öfter mal wiederholt, desto besser bleibt es sitzen. Ich glaube nicht, dass es dir schwer fallen würde, du hast einfach nur eine Blockade im Kopf, weil es dir nicht gefällt. Aus deinen vorherigen Beiträgen kann man doch herausnehmen, dass du eine intelligente junge Frau bist. So eine einfache Eigenschaft kannst du dir hundertprozentig aneignen.
soulofsorrow hat geschrieben:So eine einfache Eigenschaft kannst du dir hundertprozentig aneignen.
Ich bin bereit mir diese Eigenschaft anzueignen, bin allerdings ein wenig ratlos, wie ich das anstellen soll. Ich habe vor kurzem eine Klausur in den Sand gesetzt, weil ich das "Geschwafel" nicht so gut drauf hatte. Ich hatte schon im Vorfeld der Klausur der Dozentin gesagt, dass mir die Art der "abstrakten" Fragestellung nicht wirklich liegt und dass ich da immer Probleme mit habe. Daraufhin meinte sie dann nur, dass ich das schon schaffen würde und die Fragestellung dann nur einfach genau lesen müsste. Dann würde sich schon alles fügen.
Ich las die Fragestellung, es gab 8 Fragen für insgesamt 90 Punkte. Mir war also klar, dass ich dann schwafeln muss und habe teilweise für eine einzelne Frage eine ganze Seite geschrieben und ziemlich viel geschwafelt, aber offensichtlich das falsche, denn es hat nicht wirklich gereicht. Ich bin echt ratlos was diese Fragestellung angeht und weiß nicht, was ich noch machen soll. Es ist also nicht so, dass ich es nicht versuche, ich weiß nur nicht ganz wie ich das umsetzen soll, denn den "goldenen Mittelweg" habe ich noch nicht gefunden.
Gin doch mal ein Beispiel für so eine Frage, die kann ja auch aus einer Übungsklausur oder einer der veröffentlichen Aufgaben aus den Vorjahren stammen oder du formulierst sie selbst. Abstrakte Fragen laden normalerweise geradezu dazu ein, dass man sie extrem weitschweifig zerpflücken kann.
Ein völlig weit und an den Haaren herbeigezogenes Beispiel: "Wie definieren Sie eine moderne und angemessene Meinung über den christlichen Glauben und das Verhältnis zu Gott?" Damit möchte sich wohl niemand befassen, der nicht gerade Theologie liebt, aber selbst ohne theologische Studien finden sich allein in der Frage schon genügend Anhaltspunkte.
Denn selbst ohne theologisches Grundwissen kannst du beschließen, dass eine so gestellte Frage nicht zu beantworten ist. Die Art der Fragestellung und der Aufbau der Grammatik verhindert bereits die Auseinandersetzung mit diesem Problem. So formuliert ist ein Verhältnis zu Gott nicht möglich. Außerdem ist Angemessenheit einer Meinung eine individuelle Haltung, die nicht allgemein gültig definiert werden kann. Bei Bedarf lassen sich dazu zig Seiten ausführen.
Man könnte die Sache auf völlig anders angehen und die Aufgabe nach den Ansichten Hegels bearbeiten. Dann könnte man sich darauf konzentrieren, dass diese abstrakte Antwort eigentlich eine konkrete ist. Und so weiter und so fort ...
In den meisten Klausuren haben solche eher abstrakten Fragestellungen doch irgendwo etwas mit dem Stoff zu tun, der noch nicht völlig vergessen ist. Das bietet auch immer vielfältige Ansatzmöglichkeiten. Im Prinzip kann man schon über eine ganz konkrete Aufgabenstellung in der Mathematik zig Seiten schreiben, da es die verschiedensten Lösungswege gibt, die man auch noch innerhalb der Aufgabe kombinieren kann. Das ist echt nur eine Frage der Übung.
Hast du vielleicht die Dozentin nach einer Musterlösung dieser Aufgabe gefragt? Irgendwas wird sie wahrscheinlich auch auf einem Papier stehen haben. Oder hast du vielleicht eine Freundin an der Universität welche das Schwafeln gut beherrscht? Vielleicht hat sie in dieser Klausur eine bessere Note bekommen als du und vielleicht kannst du sie fragen, ob sie dir ihre Klausur mit dem Smartphone abfotografiert und schickt oder eben kopiert.
Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass du in dieser Materie so ein hoffnungsloser Fall sein sollst. Vielleicht hast du auch einfach zu stark ausgeholt, das kann natürlich auch sein. Vielleicht hast du sogar richtig gut geschwafelt, aber vielleicht lag dir das Thema nicht so gut wie andere Themen. Ich glaube, dass du eine Musterlösung brauchst - so kannst du diese Klausur eventuell auf andere Fragestellungen der Dozentin übertragen.
soulofsorrow hat geschrieben:vielleicht kannst du sie fragen, ob sie dir ihre Klausur mit dem Smartphone abfotografiert und schickt oder eben kopiert.
Bei uns ist es so, dass wir nur die Ergebnisse mitgeteilt bekommen und nicht die Klausur wieder bekommen, die wir geschrieben haben. Die Klausuren selbst bleiben beim Dozenten unter Verschluss, sodass es eher schwierig wird mit dem Kopieren.
Das Seminar wird von einem Dozenten und einer Dozentin geleitet, die total unterschiedliche Vorstellungen von Klausurfragen haben. Der Dozent selbst hatte mal eine potentielle Klausurfrage formuliert als "Wie groß ist eine Mega-Stadt?" und anstatt der Einwohnerzahl, die eine Mega-Stadt laut gängiger Definitionen haben muss, wollte er dann eher so etwas hören wie die Gliederung, Fragmentierung und soziale Probleme. Das ist für mich aber nichts, was mit der eigentlichen Größe einer Mega-Stadt zu tun hat. Wenn so eine Frage in der Klausur drangekommen wäre, dann hätte ich definitiv die Größe nur an äußeren Merkmalen wie Einwohnerzahl etc. festgemacht.
Eine Klausurfrage war auch, inwiefern die Gliederung und Struktur einer Stadt soziale Probleme verschärfen kann. Da habe ich dann alles mögliche über Gentrifizierung geschrieben, Stigmatisierung und Segregation durch den Verfall von Infrastruktur. Aber offenbar hat es trotzdem nicht gereicht. Ob meine Antwort da richtig war, weiß ich nicht, weil die Klausureinsicht noch nicht war.
Die Thematik dieses Seminars liegt mir überhaupt nicht, weil das mehr gesellschaftswissenschaftlich und soziologisch angehaucht ist und nicht naturwissenschaftlich. Deswegen ist es für mich etwas schwerer mich da reinzufuchsen und mich für das Thema zu begeistern.
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