Kann man das Böse in einem Menschen im Gesicht erkennen?

Erst vor Kurzem habe ich eine Studie gesehen, wo es heißt, dass Psychologen sowie Wissenschaftler behaupten, dass man bösartigen Menschen, psychisch kranken Menschen und Menschen, die grausame Taten verübt haben, es nicht am Gesicht anmerken würde, dass sie grundlegend böse sind.

Ich möchte diese Studie nicht anzweifeln, aber habe dennoch einige Bedenken, ob das stimmt. Wenn man sich folgende Kriminalfälle wie Joseph Fritz aus Österreich, Stephen Paddock, Devin Kelley, Daniel Ruda und etliche andere Kriminalfälle sowie aktuelle mit dem Las Vegas Shooting und dem Texas Shooting ansieht fällt schon eine gewisse „Mimik“ auf.

Bisher habe ich bei jedem Menschen schon erkannt, dass diese Personen „Dreck am stecken“ hatten. Ich habe natürlich nicht gewusst, wer jetzt möglicherweise pädophile Gedanken hat, ein Mörder ist & Co. Doch man hat an den Gesichtern das Gefühl nicht los bekommen, dass mit denen etwas nicht stimmt und nicht positiv gemeint.

Glaubt Ihr, dass man Menschen durchaus etwas Böses im Gesicht anerkennen kann? Das dort etwas nicht stimmt oder möglicherweise mehr hinter steckt oder meint Ihr, dass dies nicht möglich ist? Vielleicht habt Ihr selbst in diesem Bereich schon Erfahrungen gesammelt?

Da scheinst du aber einer nachträglichen Wahrnehmungsverzerrung zu unterliegen. Wenn du von 30 Leuten denkst, diese wirkten irgendwie suspekt und bei zwei von ihnen stellt sich im Nachhinein heraus, dass sie Dreck am Stecken hatten, wird man sich bestätigt sehen. Die anderen 28 fehlerhaften Einschätzungen vergisst unser Hirn nur leider. Klassische falsche rückwirkende Zuschreibung bzw. Gedächtnismanipulation, der wir alle ständig unterliegen.

Die von dir genannten Beispiele hinken insofern, als dass du ja beim Betrachten der genannten Bilder schon gewusst hast, es mit Straftätern zu tun zu haben. Es gibt in der Geschichte so viele Täter, denen man nichts angesehen hat oder die sogar nett und charmant, vielleicht sogar attraktiv und zugewandt, auf jeden Fall aber banal und harmlos gewirkt haben. Das beste Beispiel was mir dazu gerade einfällt ist Ted Bundy. Einer der schlimmsten Serienmörder aller Zeiten, aber so erfolgreich, weil er betont nett und harmlos auf seine Opfer gewirkt hatte.

Für mich sind das nur pseudowissenschaftlich verbrämte Vorurteile aufgrund des Äußeren einer Person. Verbena hat es ja schon schön erklärt. Die wenigen Male, wo sich jemand mit einer klassischen "Verbrechervisage" wirklich als Straftäter herausgestellt hat, merkt man sich, und die vielen anderen Fälle, wo ein ganz normaler Bürger auf einem Foto einfach nur ganz mies getroffen war, werden als irrelevant aus dem Gedächtnis gelöscht.

Außerdem werden bei Straftaten ja gerne die klassischen "Mug shots" veröffentlicht, bei denen schon aus der Art der Aufnahme hervorgeht, dass es sich hier nicht um das Bewerbungsfoto eines Hundesitters handelt. Mein Verdacht ist zudem, dass die Medien doch auch ganz gerne Klischees bedienen und aus den zur Verfügung stehenden Fotos bevorzugt nicht die auswählen, auf denen der Mehrfachmörder Hannes B. aussieht wie ein ganz normaler älterer Herr. Da sind die Bilder, auf denen man einen "irren Blick" erkennen kann, doch viel interessanter.

In diesem Zusammenhang muss ich auch an einen Mann denken, den ich in einer Fernsehreportage gesehen habe. Die Person hätte in jedem James-Bond-Film den Schurken spielen können, und hat von der Knochenstruktur über die Nasenform, die gammelige Kleidung und den graumelierten Bürstenschnitt bis hin zur (hochgewachsenen und vierschrötigen) Figur exakt das Klischeebild eines alternden Berufsverbrechers erfüllt. Nur leider hat sich der Herr dadurch ausgezeichnet, eine Auffangstation für Wildtiere zu betreiben und war gerade damit beschäftigt, einem Rehkitz das Fläschchen zu wärmen. So kann man sich in der Optik eines Menschen täuschen.