Kann eine Gesellschaft ohne Arbeit funktionieren?
Ich las kürzlich ein Interview mit dem Aktivisten und Autoren Tobi Rosswog, der die Ansicht vertritt, dass Arbeit überflüssig sei und dass eine Gesellschaft ohne Arbeit sehr viel besser funktionieren würde. Denn wenn man nicht dazu gezwungen wäre, zu arbeiten, würden die Menschen sich sozial engagieren und etwas Gutes für die Gesellschaft leisten. Daher spricht er sich auch für das bedingungslose Grundeinkommen aus.
Was haltet ihr von dieser Ansicht? Meint ihr, dass eine Gesellschaft ohne Arbeit tatsächlich funktionieren kann? Seht ihr Schwachstellen in seiner Gedankenwelt? Oder unterstützt ihr seine Ansichten vollkommen? Meint ihr, dass - irgendwann in ferner Zukunft - irgendwann wirklich eine moderne Gesellschaft ohne Arbeit existieren und funktionieren kann? Vielleicht sogar in Europa?
Total bescheuerte Weltsicht. Er lässt sich wunderbar von der Gesellschaft mittragen, partizipiert an der Arbeit anderer und schwadroniert von einer arbeitsfreien Welt in der sich dann alle sozial umeinander kümmern. Maschinen gehen kaputt, Straßen verfallen, die Entsorgung versagt, eine schöne neue soziale Welt ist das. Sollen wir dann alle in Erdlöchern hausen weil auch niemand mehr Lust hat Bäume zu fällen oder Ziegel herzustellen?
Man kann sich nicht zurücklehnen und eine soziale Welt ohne Arbeit errichten, eine komplett automatisierte Welt die die Arbeit verrichtet kann ich mir da schon eher vorstellen.
Ich denke, dass es in vielen Kulturen Bevölkerungsschichten gab, für die das Konzept der Lohnarbeit völlig fremd war. Bei den Römern galt kulturelles und politisches Engagement und die Verfolgung intellektueller und philosophischer Erkenntnisse als Ideal, zumindest bei den Männern. (Was die Frauen gemacht haben, weiß ich auch nicht so genau? Gestrickt?) Das hat auch wunderbar funktioniert. Warum? Weil Heerscharen von Sklaven, die Straßen gepflastert, die Bergwerke betrieben, die Lebensmittel angebaut und die Kinder unterrichtet haben.
Sprich, ich bin auch der Meinung, dass Leute, die Ansichten dieser Art herauspusten, dass Geld und/oder Lohnarbeit sinnlos seien und dass man auch sehr gut ohne leben kann, einfach nicht den geistigen Weitblick haben, um zu sehen, dass sie einfach nur von der Arbeit anderer schmarotzen. Von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und mehr oder weniger sinnlosen Tätigkeiten, die nur das Gefühl von Nützlichkeit verbreiten, halte ich zwar auch nicht viel (und die gibt es auf jedem Lohnlevel, genauso wie sinnvolle Tätigkeiten), aber man muss schon hauptberuflich Sohn/Tochter sein, um sich auch nur vorstellen zu können, dass andere Leute freiwillig die Straßen teeren oder die Kanalisation in Schuss halten würden. Zumindest in ausreichender Anzahl, es gibt sicher auch Kanalarbeiter oder Tatortreiniger aus Leidenschaft!
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand mit einer solchen Weltsicht im Zweifelsfall auch freiwillig zur Maurerkelle oder zum Besen greifen würde, um die Gesellschaft mit am Laufen zu halten. So jemand ist eher überrascht, wenn der Butler lieber ohne Lohnarbeit leben möchte und daher kündigt.
Dieser Typ ist einfach nur zum Schreien naiv und hat von Wirtschaft weniger Ahnung als ein Grundschulkind. Wenn niemand mehr arbeiten ginge, wo käme dann das Geld zur Finanzierung des bedingungslosen Grundeinkommens denn her? Holt Onkel Dagobert das aus seinem unerschöpflichen Tresor oder wie hat der werte Herr sich das vorgestellt? Ohne fließende Geldströme hinsichtlich Einkommen, Konsum und Investitionen bricht so eine Wirtschaft schnell zusammen und dann kann dem kleinen Jungen auch niemand mehr sein Grundeinkommen zahlen.
Geschweige denn, dass er sich von den Heerscharen seiner gutmenschlichen Gönner weiterhin aushalten lassen könnte, denn wie ich so recherchiert habe, ist das genau die Art, auf die er hauptsächlich lebt. Er wohnt in einem Haus, zusammen mit anderen, was wiederum von Dritten finanziert wird. Sowas kann man auch schon Schmarotzer nennen. Er brüstet sich ja auch damit, dass er nicht arbeitet, was für ein Blödsinn. Auch Vorträge halten und dafür Geld bekommen ist eine monetär vergütete Erwerbsarbeit. Der Mann hat von wirtschaftlichen Zusammenhängen überhaupt keine Ahnung.
Abgesehen davon, dass ich ziemlich sicher weiß, dass Menschen ohne Aufsicht so einiges tun, aber sich aufopfernd aufs Feld stellen und fürs Gemeinwohl arbeiten, gehört ganz sicher nicht dazu. Sobald Leute sich auf Dauer unbeobachtet fühlen, ihr Geld aber trotzdem bekommen, treibt der Großteil Schindluder und wird immer fauler.
Wenn die Voraussetzungen dafür stimmen könnte das in ferner Zukunft vielleicht mal funktionieren, aber so weit sind wir doch noch lange nicht. Einfaches Beispiel - Müll. Wer holt den ab? Wer sortiert denn? Wenn die Menschen nicht mehr auf Arbeit angewiesen sind wird sich doch wohl kaum jemand freiwillige für dreckige und körperlich anstrengende Jobs melden. Besagter Autor bestimmt auch nicht.
Wenn das wirklich alles automatisiert wäre, wären wir in einer anderen Situation, weil man dann wahrscheinlich auch gar nicht mehr genug Arbeit für alle Menschen hätte und sich eh andere Modelle überlegen müsste. Ganz ohne Arbeit wird es wohl nie gehen, aber vielleicht arbeitet man dann 20 Stunden bei vollem Lohn und macht noch irgendwas ehrenamtliches.
Ich kenne übrigens tatsächlich eine ganze Reihe Leute aus dem Freundeskreis meiner Eltern, die unter die Definition "unbeobachtet aber trotzdem Geld bekommen" fallen weil sie in Rente oder Frührente sind und die haben alle noch mindestens ein Ehrenamt oder sind Übungsleiter bei einem Verein und so weiter.
Von diesem Aktivisten habe ich noch nie etwas gehört, aber wenn ich seine Ansicht hier so lese, finde ich das auch gar nicht schlimm. Mich würde auch erst einmal interessieren, woher denn das bedingungslose Grundeinkommen seiner Meinung nach kommen soll, wenn keiner mehr arbeitet. Dass die Menschen sich dann zwingend sozial engagieren und etwas Gutes für die Gesellschaft leisten, das sehe ich auch noch nicht wirklich.
Darum muss ich sagen, dass ich den gesamten Gedankengang reichlich naiv finde und ich hoffe einfach mal, dass der Mann mit diesen Gedanken nicht zu viele Menschen ansteckt, wenn ich ehrlich bin. Man muss doch einfach mal weiter denken, dass dann im Alltag nichts mehr läuft, wenn niemand mehr arbeitet. Deswegen denke ich, dass so etwas auch in ferner Zukunft so schnell nicht möglich sein dürfte.
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