Kann ein Studienabbrecher trotzdem ein Spezialist sein?

vom 13.04.2017, 12:25 Uhr

Ich höre immer wieder davon, dass gerade gerade IT-Spezialisten voll gesucht werden würden, händeringend. Sogar Studienabbrecher sollen angeblich mit Kusshand genommen werden und sind überall gefragt. Nicht nur von der Bundeswehr, sondern auch von anderen Behörden, Unternehmen, Institutionen.

Aber kann so ein Studienabbrecher überhaupt ein Spezialist sein und inwiefern hilft das überhaupt bei einem Fachkräftemangel? Ist es nicht ein wenig übertrieben zu behaupten, dass man durch Studienabbrecher genug Spezialisten gewinnen könnte? Kann ein Studienabbrecher überhaupt genug wissen um als Spezialist zu gelten?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Du musst das als Rohdiamant sehen. Studienabbrecher haben bereits die Grundlagen erfahren, teilweise schon tieferes Wissen was ich dann nicht erst jemanden mühsam beibringen muss. Damit ist dieser mit seiner Ausbildung schneller fertig und auch schneller eingearbeitet, als wenn ich von Null beginnen müsste. Daher sind diese Wertvoll, weil es einen absoluten Mangel gibt an diesem Personal wird sich darum gerissen wo es nur geht und es auch in den letzten Jahren verpasst wurde den Trend richtig zu deuten und vorzusorgen mit eigenem Nachwuchs mit der Ausbildung.

Inzwischen geht es bei der Bundeswehr soweit, dass sie auch ihre eigenen Soldaten danach absucht die schon in anderen Bereichen sitzen ob diese ein Spezialist in diesem Bereich sein könnten. Dazu reicht es aus wenn bekannt ist, dass man in seiner Freizeit viel und gerne am Rechner sitzt, Technisch etwas drauf hat usw. damit man dazu befragt wird. Das habe ich auch schon durch, aber ich finde eine Karriere in der IT hier nicht sonderlich erstrebenswert auch wenn dafür Prämien geboten werden.

Ich habe in diesem Bereich nicht gelernt, geschweige denn studiert und dennoch wollte man mich dafür anwerben. Meinen Ex Partner ebenfalls, der auch nichts gemacht hat in diesem Bereich, keine Ausbildung, kein Studium und kein nichts auch er wurde bequatscht zu bleiben, dann als SaZ 28 (Soldat auf Zeit mit 24 Dienstjahren auf dem Buckel) und das in der Mannschaftslaufbahn. Normalerweise ist dort schon nach 20 Dienstjahren Ende und man wird nicht mehr verlängert, inzwischen wird alles bekniet zu bleiben weil an jeder Ecke das Personal fehlt, vom einfachen Handlanger bis hin zum Spezialisten. Lieber hat man irgendwem, als gar keinen so kommt es mir jedenfalls vor, wenn ich mir ansehe was nach den Grundausbildungen hier aufschlägt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Du verkennst die Realität im IT-Bereich. Ein sehr guter Freund hat sein Informatik-Studium nach zwei Semestern aus Langeweile abgebrochen. Der war danach direkt in leitender Position bei einem großen deutschen Telekommunikationsunternehmen. Heute ist der Europa-Chef eines renommierten Konzerns aus dem Silicon Valley und gehört weltweit zu den Top 10 Experten in der von ihm bevorzugten Programmiersprache.

Der gute Mann bekommt jedes Jahr seinen Microsoft Award im Bereich Vorträge oder gerne auch mal zusätzlich für Buchveröffentlichungen. Und er hat immer noch nur zwei Semester studiert. Solche Karrieren sind in dem Bereich gar nicht so selten.

Ein anderer Bekannter hat sein Informatik-Studium abgebrochen, weil er keine Chancen für sich sah. Er hatte keine Probleme mit dem Studium, aber er stellte eben fest, dass manch Teenager mehr drauf hat, als er nach dem Studium. Damit bekommt man zwar einen Job, aber Karriere macht man nicht. Also hat der Fachgebiet gewechselt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es gibt doch so viele Gründe, ein Studium abzubrechen. Langeweile wurde schon genannt, manchmal sind es finanzielle oder familiäre Umstände. Wenn jemand wirklich abgebrochen hat, weil er nur Bahnhof verstanden hat, wird der auch nicht mit Kusshand genommen. Aber wenn es nicht am Verständnis lag, hat auch ein Studienabbrecher schon einiges an Wissen angesammelt, auf dem man aufbauen kann.

Mein Mann hat Biologie studiert, musste aber irgendwann abbrechen, weil er einfach auf keinen grünen Zweig kam. Ihm lag das einfach nicht, in Prüfungen direkt auf die Fragen zu antworten. Dabei kann er stundenlang zu jedem Thema aus dem Stegreif referieren und dir alles mögliche erklären. Ich würde ihn durchaus als Spezialisten bezeichnen, er hat sich unglaublich viel angelesen und begreift die Zusammenhänge, weil ihm logisch erscheint, was ich mir erarbeiten müsste. Dafür habe ich aber auch besser ins System gepasst.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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