Kann ein anderes Aussehen das ganze Leben verändern?

vom 20.03.2017, 16:45 Uhr

In diesem Beitrag soll es nicht um eine Entstellung durch einen Unfall oder etwas in der Art gehen, sondern um ein Umstyling, in dem Sinne. Ich lese schon mehrfach von einem Fall, in dem es um einen Obdachlosen aus Spanien geht, der mehr oder weniger "verwahrlost" ausgesehen haben soll. Er hätte wohl sein Taschengeld durch das Zuweisen von Parklücken verdient, wobei er eines Tages einen Friseurbesuch geschenkt bekommen haben soll. Daraufhin erfolgte wohl ein Umstyling, sodass ihn die Menschen auf der Straße gar nicht mehr wieder erkannt hätten. Angeblich hätte sich dadurch sein ganzes Leben verändert, weil er auf einmal ein Zimmer mieten konnte und jetzt auf der Suche nach einem Job wäre.

Wie ihr vielleicht schon an meiner Wortwahl "angeblich" gemerkt habt, zweifle ich so ein bisschen an dieser Geschichte. Ich frage mich, ob die nicht extra für das Internet frisiert worden ist. Denn seien wir mal ehrlich, wer vermietet schon freiwillig ein Zimmer, wenn man nicht mal entsprechende Gehaltsnachweise oder einen Arbeitsvertrag vorweisen kann? Was denkt ihr darüber? Kann ein Umstyling und ein damit verbundenes anderes Aussehen tatsächlich das ganze Leben verändern? Oder ist das nur ein Märchen? Würdet ihr einem Menschen ein Zimmer oder eine Wohnung vermieten, nur weil er gut aussieht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe jetzt nicht auf dem Schirm, wie Obdachlose in Spanien sozial abgesichert sind. Denkbar wäre, dass sie auch eine Sozialleistung vom Staat beziehen, vor allem, wenn gesagt wird, dass er sich als Parkeinweiser ein Taschengeld verdient. Von einem Taschengeld alleine wird vermutlich auch ein Obdachloser nur schwer leben können.

Von daher kann ich mir dann schon vorstellen, dass man mit einem gepflegteren optischen Aussehen schneller jemand bereit ist, einem Menschen, der regelmäßig Sozialleistungen bezieht eine Wohnung zu vermieten als jemand, der schmuddelig wirkt. Vielleicht auch weil man jemand mit gepflegtem Äußeren eher zutraut, dass er Wohnräume sorgfältig behandelt als jemand der recht nachlässig gepflegt wird.

In wie fern das die Regel ist, lässt sich auch schwer sagen. Anscheinend handelt es sich ja hier um einen Einzelfall, über den du nur mehrere Berichte gefunden hast. Und nur weil ein Mensch Glück hatte und einen sehr sozialen Vermieter gefunden hat, heißt das ja noch lange nicht, dass das öfter oder gar bei jedem klappen kann. Von Einzelfällen kann man bekanntlich keine Rückschlüsse auf die Allgemeinheit ziehen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Von diesem Einzelfall habe ich noch nichts gehört, weswegen ich mich zu dessen Wahrheitsgehalt auch nicht äußern kann. Dafür müsste ich mich mit dem Schicksal von Obdachlosen in Spanien auskennen. Aber dass Kleider Leute machen, wie es so schön heißt, ist doch wahrhaftig eine Binsenweisheit. Jedenfalls kann mir keiner einreden, dass er so vorurteilsfrei durchs Leben stolpert, dass er einen Menschen, der aussieht wie ein stereotyper Tippelbruder, genauso ansieht und behandelt wie eine Person im korrekten Anzug/Kostüm mit geputzten Schuhen, akkuratem Scheitel, glatt rasiert und wohlduftend.

Praktisch jeder lässt sich vom Äußeren einer Person zumindest zu einem gewissen Grad blenden, und ich vermute auch stark, dass die meisten Obdachlosen auch lieber täglich duschen und regelmäßig zum Friseur gehen würden, wenn sie nicht andere Sorgen hätten, die sich eher ums Überleben drehen. Von daher bin ich der Meinung, dass es die Chancen auf eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft zumindest sehr stark verbessert und auch Hemmschwellen abbaut, wenn man schon mal aussieht wie ein respektabler Mitbürger und Zeitgenosse. Das kann alle möglichen Chancen verbessern, die ein obdachloser Mensch, der auch danach aussieht, nicht einmal aus der Ferne bewundern kann, weil schon mal kaum jemand freiwillig in seine Nähe kommt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube schon, dass wir uns oft davon blenden lassen wie ein Mensch aussieht. Trägt er einen Anzug trauen wir ihm mehr zu als wenn er ein löchriges Shirt trägt. Das sind Vorurteile, die man hat und die sich verfestigt haben, deswegen denke ich schon, dass man mit einem entsprechenden Umstyling auch etwas bewirken kann, dennoch kenne ich die Geschichte und deren Inhalt nicht und weiß auch nicht ob sie wahr ist oder eben nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe das Video über das Umstylen dieses Mannes gesehen. Vorher hatte er fransige, graue Haare bis über die Schultern, einen langen grauen Bart und natürlich die Kleidung, die man bei einem Obdachlosen erwartet. Die Verwandlung war wirklich enorm, was aber ja nicht wirklich überraschend ist. Sie haben seine Haare sogar wieder dunkel gefärbt. Er sah also nicht nur viel ordentlicher, sondern zudem auch jünger aus.

Und ja, ich glaube, das kann wirklich so einiges ändern. Mit dem alten, grauen Obdachlosen hat man vielleicht Mitleid, aber man will ihm eigentlich nicht zu nahe kommen. Man denkt an Alkoholismus, Arbeitsscheu, Zahlungsunfähigkeit und Läuse. Dieses Denken ist in uns drin. In vielen Fällen stimmt das eine oder andere ja auch.

Sieht der Mann aber ordentlich aus, ist unser Denken nicht so vorurteilsbehaftet, weil er einfach weniger Denkanstöße in die Richtung gibt. In Spanien werden Zimmer sicherlich auch ganz privat vermietet, ohne den bürokratischen Aufwand, wie wir ihn in Deutschland kennen. Gibt es Probleme, können sie ihn auch einfach wieder rausschmeißen. Wahrscheinlich läuft das per Handschlag.

Man kann dieses Denken abtrainieren. Vor allem durch viel Kontakt. Aber wer hat den schon? Wir laufen doch alle nur in Fußgängerzonen an Obdachlosen vorbei, geben mal einen Euro her und denken vielleicht kurz darüber nach, wie derjenige da gelandet ist. Aber dass uns die Klamotten und der Geruch abstößt, lässt sich doch nicht leugnen.

Und in anderen Fällen könnte ein Umstylen auch Wunder bewirken. Hardcore-Metal-, Punk- oder Gothik-Fans mit 500 Gramm Piercing im Gesicht, Totenköpfen und Sicherheitsnadeln an den Klamotten, mit schwarz oder bunt gefärbten Haaren und die Arme voller Tattoos. Die werden doch auch ganz anders wahrgenommen, wenn sie "normal" aussehen.

Die Vorurteile sind einfach da. Bei der Mehrheit der Bevölkerung. Egal, welche Gruppe es betrifft. Es gibt immer Ausnahmen, aber die breite Masse an Arbeitgebern und Vermietern will eben keinen Obdachlosen oder Punk. Da kann ein so radikales Umstylen mit Sicherheit Wunder bewirken.

Ob es langfristig klappt ist wieder was anderes. Vielleicht ist der Mann durch die lange Zeit auf der Straße zu sehr geprägt. Ich habe mal ein Interview mit einem Obdachlosen gelesen, der zwei Jahre lang mit seiner Frau in einer Wohnung lebte. Er konnte es einfach nicht und musste da raus. Er fühlte sich wie ein gefangenes Tier. Aber da gibt es auch solche und solche. Jeder Mensch, jede Geschichte ist anders.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe von diesem Fall nur die Überschrift gelesen und nicht die ganze Geschichte. Ich kann es mir schon vorstellen, dass sich für diesen Obdachlosen einiges im Leben durch dieses Umstyling geändert hat. Vor allem einen Job wird er so doch einfacher finden können als mit seinem vorherigen Aussehen. Was das Zimmer angeht, so kann ich nur sagen, dass ich nicht so einfach jemandem ein Zimmer vermieten würde, nur weil er nicht wie ein Obdachloser aussieht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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