Kann die Reaktion von Mitmenschen traumatisieren?

vom 28.10.2017, 22:00 Uhr

Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem ein Vergewaltigungsopfer zu Wort gekommen ist. Sie meinte, dass eine Vergewaltigung zwei Traumata zur Folge hätte. Das erste Trauma wäre die Tat an sich und das zweite Trauma würde durch die Reaktion der Mitmenschen ausgelöst werden.

Da ich derartige Erfahrungen nicht gemacht habe, kann ich nicht bestätigen, ob das so stimmt oder nicht. Ich erinnere mich abgesehen davon auch an keine andere Situation, wo mich die Reaktion meiner Mitmenschen irgendwie traumatisiert hätte. Wie geht es euch in der Hinsicht? Wann ist die Reaktion von Mitmenschen traumatisierend und in welcher Situation? Habt ihr das selbst schon miterlebt? Wie kann man ein derartiges Trauma verarbeiten?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass damit gemeint ist, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie mit einem Opfer einer solchen Gewalttat umgehen sollen. Ich denke, dass viele die Person vielleicht sogar meiden und das das dann durchaus auch traumatisierend sein könnte.

Erlebt habe ich so etwas auch selbst noch nicht. Aber ich denke, dass man einen Menschen durchaus beeinflussen kann, wenn man immer wieder das gleiche Verhalten ihm gegenüber an den Tag legt. Das kann bestimmt auch ein Trauma auslösen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde, dass der Begriff "Trauma" viel zu inflationär und leichtfertig verwendet wird, und viele Leute, die dieses und jenes als "traumatisierend" bezeichnen, gar keine Ahnung oder zumindest keine klare Definition davon haben, was ein "Trauma" eigentlich bedeutet. Ich weiß es auch nicht so genau, weswegen ich auch nicht beurteilen kann, ob etwas traumatisierend wirkt, sprich, eine seelische Verletzung auslöst, oder jemanden einfach "nur" sehr traurig oder wütend oder frustriert werden lässt.

Die Grenzen sind hier sowieso fließend, und letzten Endes kommt es auf das Erleben des Einzelnen an, ob die Person ein Trauma erleidet und mit psychischen Folgestörungen zu kämpfen hat oder sich von selber wieder erholt. Deswegen kann ich mir kein Urteil erlauben, ob eine negative und leidvolle Erfahrung wirklich "traumatisieren" kann, oder ob der oder die Betroffene einfach nur nichts aushält, und es erscheint mir auch vermessen, andere Leute danach zu beurteilen, ob und wie viel Leid sie aushalten, ohne psychische Probleme zu entwickeln. Dass an Traumata aller Art gerne mal andere Leute schuld sind, und dass es nicht immer eine Geiselnahme oder eine Vergewaltigung sein muss, die einen psychisch zerrütten kann, ist dagegen in meinen Augen nichts Neues.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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