Kann Beziehung zu mehreren Partnern funktionieren?
Die Polyamory meint mehr als eine offene Beziehung, wo ein Partner oder beide dem anderen bekannte kurze Affären oder Abenteuer ohne Gefühl haben. Bei diesem Konstrukt hat mindestens einer der beiden eine andere, ganz offizielle Beziehung, manchmal besteht die Beziehung auch zu dritt, aber auch andere Konstellationen sind möglich mit noch mehr verschiedenen Partnern.
In meinem Leben habe ich zugegeben erst eine Person kennengelernt, die mit ihrer Freundin so ein ähnliches Konstrukt lebte. Sie hatte neben dieser festen Freundin mit dem Wissen der Partnerin noch wechselnde Nebenbeziehungen. Die Freundin selbst legte allerdings Wert auf Treue ihrerseits und hatte keine weiteren Beziehungen, ich bin mir daher nicht sicher, ob sie das nur aus Liebe mitgetragen hat oder ob es für sie wirklich in Ordnung war. Mir tat sie ja schon ein bisschen leid.
Kennt ihr Menschen, die so leben oder gelebt haben? Wo ist der Unterschied für euch zur offenen Beziehung oder gibt es keinen? Glaubt ihr, dass so etwas wirklich funktionieren kann? Gibt es Menschen, die gar nicht unter Eifersucht leiden oder profitiert am Ende immer nur einer in solchen Konstellationen von dem Ganzen?
Ich kenne keinen, der so etwas auslebt. Wobei es sicherlich auch schwierig ist über solche Dinge offen zu reden, weil das in der Gesellschaft doch eher unüblich ist und als schwierig angesehen wird. Ich kann mir für mich auch nicht vorstellen so eine Beziehung zu führen. Wenn ich mit jemanden zusammen bin, dann nur mit dieser einen Person und dann kann ich nur diese eine Person lieben. Eifersüchtig bin ich nicht, aber ich möchte auch von meinem Mann nur alleine geliebt werden.
Ich kenne niemanden, der in so einer Beziehung lebt, noch habe ich es selbst jemals ausprobiert, aber ich denke, dass sowohl offene Beziehungen als auch Polyamorie möglich sind.
Wichtig ist in erster Linie, dass man das mit allen Beteiligten abspricht, d.h. dass nichts davon heimlich passiert. Es ist, meiner Meinung nach, total in Ordnung, wenn jemand sagt, dass er so etwas nicht möchte und Monoamorie bevorzugt. Das muss der Partner dann entweder akzeptieren, oder eben Schluss machen und sich jemand Neuen suchen, wenn es ihm so wichtig ist.
Ich denke, dass es möglich ist, mehr als eine Person gleichzeitig zu lieben, was ja der Hauptpunkt der Polyamorie ist. Dass man noch eine zweite Person liebt, bedeutet ja nicht, dass die erste Person dadurch weniger geliebt wird als vorher. Gefühle sind ja nichts Materielles, das weniger wird, wenn es mehr Personen mit einschließt. Ich muss allerdings zugeben, dass ich wohl auch meine Probleme damit hätte, wenn mein Partner mir sagen würde, dass er eine weitere Liebesbeziehung mit jemand anders anfangen möchte. Da es noch nie passiert ist, kann ich nicht sagen, wie ich reagieren würde, aber ich wäre sicher zumindest eher zögerlich.
Bei einfachen offenen Beziehungen sehe ich da noch weniger Probleme, wobei auch hier natürlich wichtig ist, dass alle Beteiligten davon wissen. Lust ist eben nicht dasselbe wie Liebe, und letzteres wäre mir persönlich in einer Beziehung deutlich wichtiger. Ich würde sicher nicht wollen, dass mein Partner andauernd bei anderen ist und dadurch kaum noch Zeit mit mir verbringt, und meine Meinung könnte sich auch noch ändern, wenn ich eine Beziehung anfange, aber komplett abgeneigt bin ich dieser Idee zumindest nicht, und kenne auch ein paar Leute, bei denen das funktioniert bzw. die kein Problem damit hätten, eine offene Beziehung zu führen.
Was soll schon der Unterschied zur offenen Beziehung sein? Im großen und ganzen ist das das selbe, wobei in der offenen Beziehung der feste Partner immer den höheren Stellenwert einnimmt und der Rest zwar vorhanden ist aber einen geringeren Stellenwert einnimmt und auch durchaus mal gewechselt wird. Bei der Polyamory leben alle Gleichberechtigt, sprich niemand wird bevorzugt. Dort wissen auch alle voneinander, denn nicht selten wohnt man gemeinsam unter einem Dach und schläft auch dauerhaft im selben Bett.
In manchen Ländern der Welt ist das durchaus als normal anzusehen, wobei man da unterscheiden muss, ob eine Frau mehrere Männer hat oder ein Mann mehrere Frauen. Ersteres ist eher selten und meines Wissens nach gibt es auch nur ein Land, indem das ganze soweit gestattet ist, dass eine Frau mehrere Männer zeitgleich haben darf. Offene Beziehung hier schließt auch die Mehrfachehe aus, woanders ist das durchaus kein Problem. Man muss auch so sehen, je mehr Partner jemand hat in diesen Ländern, desto reicher gilt dieser und nimmt auch einen höheren Status dann ein.
Ich kenne schon einige, die eine offene Beziehung führen und habe auch Kontakte ins Ausland zu Menschen die mehrfach verheiratet sind bzw. nicht die einzige Ehefrau. Abgesprochen werden muss dort nichts, es ist alleine die Entscheidung vom Mann noch eine weitere zu nehmen und die Damen haben damit zurecht zu kommen. Die offenen Beziehungen haben sich hier nicht selten aus Affären ergeben, wurde dem Partner gebeichtet, sie sind geblieben und führen seither offene Beziehungen um sich sexuell austoben zu können. Mit dem eigentlichen Partner findet nichts mehr statt, dass ist inzwischen eine reine Zweckbeziehung.
Angeblich ja. Ich kenne auch niemanden persönlich, der diesen Lebens- und Beziehungsstil nicht nur pflegt, sondern ihn auch anderen Leuten auf die Nase bindet. Ich vermute, dass es bei sehr vielen nach außen hin braven und angepassten Bürgern erheblich wilder zugeht als als die monogame, dauerhafte, heterosexuelle Einehe, nur wissen eben viele Leute auch, dass sie Diskriminierung und übler Nachrede Tür und Tor öffnen, wenn sie ihr Privatleben zu sehr an die Öffentlichkeit tragen. Leider.
Ich denke, dass Beziehungen in erster Linie soziale Konstrukte sind, die auch dem Zufall und der geschichtlichen und kulturellen Entwicklung geschuldet sind. Beispielsweise habe ich mal eine Reportage über Bhutan gesehen, in der eine Frau erzählt hat, wie es mit ihren beiden Männern läuft. (Einer hilft im Haushalt und bei der Kindererziehung, der andere verdient ein Zubrot im Wald und auf diversen Baustellen. Geld, Land und Haus gehören der Ehefrau.) Dieses Konstrukt war für alle Beteiligten ganz selbstverständlich, und vermutlich waren sie nicht zufriedener oder unzufriedener als ein Ehepaar in Europa oder eine von mehreren Ehefrauen in einer Kultur, in der wieder andere Regeln gelten.
Aber auch unabhängig von kultureller Prägung kann ich mir durchaus vorstellen, dass Beziehungen zwischen drei oder von mir aus noch mehr Menschen funktionieren können, solange alle Beteiligten vom Charakter und von ihren Präferenzen her dafür geeignet sind. Mir wäre das Ganze zu anstrengend, da hier noch mehr Eigenheiten, Macken und Kompromisse miteinander arrangiert werden müssen als bei einer Zweierbeziehung, wenn die Konstruktion Bestand haben und Nutzen bringen soll.
Das kann sehr gut funktionieren, wenn wirklich alle Beteiligten das wollen. Im Studium lebte im Haus gegenüber eine polyamore Wohngemeinschaft. Basis und Dreh- und Angelpunkt der Gemeinschaft waren zwei bisexuelle und fest verpartnerte Frauen.
Beide Frauen hatten nicht nur sich, es kamen noch ebenfalls fest verpartnerte Männer dazu. Die eine hatte zwei Partner, die ebenfalls im Haus gewohnt haben, die andere hatte einen festen Partner, der mit dort gewohnt hat und einen, der beruflich pendelte und nur am Wochenende da war.
Also hatte jede Frau einen gleich- und zwei gegengeschlechtliche Partner. Die Männer waren monogam und alle miteinander befreundet. Das war damals sehr harmonisch und heute sind sie immer noch zusammen. In den mehr als 20 Jahren hat ein Mann die Gruppe verlassen. Das ist eine bessere Quote als bei monogamen Beziehungen.
Für mich wäre das gar nichts. Mich interessieren einfach keine anderen Männer, wenn ich jemanden liebe. Ich bemerke zwar die Qualitäten, aber da kribbelt nichts, es zieht nichts an, es erwacht kein Interesse. Und Sex ohne Liebe finde ich langweilig und leer. Aber das geht schließlich nicht jedem so. Offene Beziehungen oder Konstrukte mit mehreren Partnern sind dann doch nicht schlecht. Sonst bleibt nur Verzicht oder Betrug, das macht auch nicht glücklich.
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