Käme ein Job als Rollstuhl-Assistenz für euch in Frage?

vom 20.03.2017, 17:25 Uhr

Ich stoße immer wieder auf Stellenanzeigen, in denen eine Rollstuhlfahrerin eine persönliche Assistenz für den Alltag sucht. Es wird dann auch immer gesagt, dass man in 24-Stunden-Schichten arbeiten müsste, meist so 4-5 Mal im Monat und man würde sich eben mit anderen Assistenten abwechseln. Es wird dann auch immer gesagt, dass Vorkenntnisse nicht benötigt werden und man eben so angelernt werden würde. Meist wird nach einem Führerschein gefragt, als Bedingung.

Ich habe auf diese Weise schon mitbekommen, dass dieselben Rollstuhlfahrerinnen wirklich mehrmals hintereinander nach Assistenten gesucht haben und ich frage mich da jedes Mal, ob die schon wieder jemanden suchen oder jemand neues. Bei mehreren Assistenten, die im Wechsel arbeiten kann man ja schlecht sagen, wie groß der Bedarf wirklich ist. Für mich käme so ein Job ehrlich gesagt nicht in Frage, weil ich mir so eine Vollzeit-Pflege nicht zutraue und im Fall eines Rollstuhlfahrers hätte ich auch Bedenken wegen meiner körperlichen Belastbarkeit. Käme für euch so ein Job als Rollstuhl-Assistenz in Frage? Ist die Fluktuationsrate so hoch, dass da ständig jemand gesucht wird oder sieht das nur so aus?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Prinzipiell hätte ich da nichts dagegen, wenn man die Schichtarbeit irgendwie mit der Familie vereinbaren kann, so man Kinder hat. Denn eine Kinderbetreuungseinrichtung, die nachts offen hat, wird man nur in Ausnahmefällen finden.

Ansonsten kann ich mir schon vorstellen, dass man als Rollstuhlfahrer eine Weile suchen muss, bis man einen passenden Assistenten findet. Es fallen ja auch recht intime Assistenzen an. Wenn der Rollstuhlfahrer beispielsweise eine Frau im fortpflanzungsfähigen Alter ist, möchte sie vielleicht keinen Mann haben um alle Zustände des weiblichen Zyklus auf der Toilette unterstützt zu haben und nicht jede Frau kann sich vorstellen, einer anderen Frau bei solchen Hygienedingen zu helfen. Und wenn die Assistenz jedes Mal ein angeekeltes Gesicht zieht, fördert ja das nicht gerade die Würde der Person.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass da diverse Tätigkeiten anfallen können, die nicht jeder nach dem Anlernen ohne Probleme übernehmen kann. Und abgesehen von solch pflegerischen Tätigkeiten muss ja auch die Chemie zwischen Rollifahrer und dem Assistenten stimmen. Und es ist sicher schon was anderes, ob man jemand einfach als Reinigungskraft im Haushalt beschäftigt und da die Persönlichkeit nicht so wichtig ist, Hauptsache es wird ordentlich geputzt, oder ob man den Assistenten zu allen Teilen seines Lebens mitnimmt. Sei es zum Arzt, zum Date, an den Arbeitsplatz oder zur Freizeit. Wenn der Rollstuhlfahrer zum Beispiel gerne täglich einen Ausflug ins Grüne macht und der Assistent Natur nicht leiden kann, kann das auch schon schief gehen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Überlege doch mal selbst, wenn jemand eine 24 Stunden Pflege braucht, dann kommst du mit nur einem oder zwei nicht hin wenn du den kompletten Monat abdecken musst. Da brauchst du dann schon deine 8-12 Betreuer die du um dich hast und entsprechend sind viele immer auf der Suche, denn wenn alle mal gefunden sind, kündigt der eine und ist weg oder macht nur noch die Hälfte der Arbeitszeit. Auch Urlaub und Krankheit der Betreuer musst du mit abdecken und brauchst etwas in der Hinterhand.

Der Job kann nett sein, muss es aber nicht und es kommt immer ganz auf die Aufgaben darauf an. So etwas habe ich auch schon gemacht und schlimm war daran nichts, pflege im Endeffekt auch nicht. Die Aufgabe bestand darin, dass man mit dem Rollstuhlfahrer aus dem Haus geht, dort seine Termine mit ihm wahr nimmt, das Fahrzeug fährt, Einkauft mit ihm, die Einkäufe trägt und ihn wieder in die Wohnung befördert. Waschen, Anziehen usw. hat er alles selbst gemacht. Da gibt es aber auch andere, die das nicht können und somit lässt sich das pauschal auch nicht sagen. Mein Kunde war ein 19 jähriger der nach einem Unfall eine Tetraspastik hatte und seine Mutter die Pflege gemacht hat, aber für das restliche noch eine Assistenz wollte damit sie auch mal für sich Zeit hat.

Somit nichts pauschales, alles eine Sache der Dinge die derjenige sich selbst vorstellt und die man selbst leisten möchte. Manche wollen auch nur eine Nachtwache zur Sicherheit bei sich haben, falls nachts etwas wäre und dort niemand im Haus ist. Dann gehst du im besten Fall dort schlafen und machst nichts, und hast damit dein Geld im Schlaf verdient. Auch solche Dinge habe ich schon gemacht, wie auch Bettwache im Krankenhaus. Ebenfalls ein netter Job, da sitzt du nur und passt auf, dass der Patient nicht stiften geht und kannst in der gleichen Zeit ein Buch lesen, TV schauen und solche Dinge machen. Du darfst halt nicht weg, dass ist alles.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^