Jüngere bei Organspende moralisch besser?
Das Thema Organspende steht immer wieder einmal an höchster Stelle der Tagesordnung. Auch Gesundheitsminister Lauterbach machte zu diesem Thema oft Vorschläge. Was ich aber selten gehört habe, ist eine Diskussion über die moralische Einschätzung, die jemand genießt, der einen Organspendeausweis mit Bejahung der Organspende bei sich trägt.
Dabei möchte ich auf eine Unterscheidung nach Lebensjahren verweisen. Die Transplantationszentren möchten ja am liebsten als Spender den verunfallten Motorradfahrer mit Schädel Hirn-Trauma sehen, am besten nicht älter als 20 Jahre. Leute über 60 oder so, fallen ja schon allein wegen ihrer eventuellen Erkrankungen von vorne herein als Spender weg. Insofern sollten diese für sich nicht die "Ehrenhaftigkeit" und den Altruismus in Anspruch nehmen können.
Meine Frage also, findet Ihr das moralisch in Ordnung, wenn ältere Leute sich damit brüsten, Organspender zu sein, obwohl sie vielleicht wissen, dass sie im Falle des Falles überhaupt nicht als Spender in Frage kommen werden?
Ich kenne niemanden, der sich damit brüstet, Organspender zu sein. Es gibt meines Wissens nach keine Altersgrenze. Gibt es nicht sogar eine Extraliste, die ältere Organe an ältere Leute vermittelt?
Komme auf dieses Thema, weil wir uns hier oft in der Gaststätte und sonst wo über Organspende unterhalten haben. Einige Leute meinten so etwa nach dem zehnten Bier, es wäre doch egal. Wenn man tot ist ist man tot. Ob dann noch Organe aus dem eigenen Körper entnommen würden oder nicht, spielte dann doch für einen keine Rolle mehr.
Und die anderen Leute, die etwas gegen Organspende haben, wären für sie nur Spinner und Schmarotzer, weil sie ja vielleicht, wenn sie selbst eine Krankheit bekommen würden, die eine Organtransplation notwendig machen würde, davon profitieren würden, dass andere sich zu Organspendern registrieren ließen. Und zeigen dann voller Stolz ihren Ausweis herum. Obwohl das dann meistens so alte Leute sind, die für eine Organspende gar nicht mehr in Frage kämen.
Das führt mich zu der Einschätzung, dass eine mit Ausweis dokumentierbare Organspende Bereitschaft doch ein gewisses moralisches Selbstverständnis hebt. Und bei jüngeren Leuten wäre doch genau das wesentlich höher anzusetzen. Einmal, weil jüngere Leute nicht so sehr, wie ältere an das unvermeidliche Ende denken, es eher verdrängen und damit wohl auch alles, was damit in Zusammenhang steht. Wie eben auch die Organspende. Wenn Jugendliche schon so weit denken, dann ist das doch in der moralischen Skala höher einzuschätzen, oder nicht?
Ich glaube nicht, dass man sich mit 70 Jahren mehr mit dem Tod beschäftigt als mit 20 Jahren. Bei mir waren es Phasen, in denen ich mich intensiver mit dem Tod beschäftigt habe. Eine war so um die 20 und eine andere mit Mitte 40.
Ich habe einen nahen Verwandten, der sehr sportlich ist und mit 70 Jahren kürzlich erst vor wenigen Wochen einen Ultramarathon gelaufen ist. Vor drei Wochen ist Krebs festgestellt worden, leider eine sehr aggressive Art mit schlechten Heilungschancen. Vor dieser Diagnose hat er sich, so wie ich das sehe, nicht mehr oder weniger mit dem Tod beschäftigt als ein jüngerer Mensch. Es ist ziemlich furchtbar, weil er noch so viel vor hatte und vor der Krebsdiagnose kerngesund war und auch die Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig gemacht hat.
Und mit 60 denkt man erst recht nicht viel an den Tod, sondern eher daran, was man in der Rente noch alles so vor hat. Es ist auch die Frage, was du unter älter verstehst. Wahrscheinlich keine 80-Jährigen, denn die hätten wahrscheinlich keine zehn Bier getrunken. Vielleicht gibt es Leute, die ihren Spenderausweis als Beweis ihrer moralischen Einstellung sehen. Aber ich bezweifle, dass das vom Alter abhängt.
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