Jobabsage, da im Gespräch angebotenen Kaffee abgelehnt?

vom 19.01.2018, 20:08 Uhr

Meine Nichte hatte vor kurzem ein Bewerbungsgespräch, zu dem sie frohen Mutes hingegangen ist. Sie fühlte sich gut vorbereitet und hatte auch generell ein gutes Gefühl.

Meine Nichte teilte mir im nachhinein mit, dass der erste Eindruck wohl auch sehr gut war, dass die Stimmung des Gespräches aber augenblicklich kippte, als sie den Kaffee, der ihr angeboten wurde, ablehnte und stattdessen ein Glas Wasser wollte. Sie ist nämlich keine Kaffee-Trinkerin.

Heute hat sie eine Absage bekommen, was sie auf den abgelehnten Kaffee schiebt. Nach ihrer Aussage hätte sie den Job bestimmt bekommen, wenn sie den Kaffee einfach getrunken hätte.

Glaubt ihr, dass an dieser Aussage etwas Wahres dran sein könnte? Kann es sein, dass die Sympathie eines Bewerbers kippt, der keinen Kaffee trinken möchte? Habt ihr vielleicht in der Richtung eigene Erfahrungen gemacht und könnt darüber berichten?

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass man nur eine Ablehnung bekommt, nur weil man einen Kaffee nicht annehmen möchte. Aber in Deutschland ist heutzutage alles möglich. Meiner Meinung nach muss da noch mehr mit eine Rolle gespielt haben.

Denn dass man eine Absage nur wegen eines Kaffees bekommt, ist schon sehr merkwürdig. Dabei ist die Dame dem Betrieb entgegen gekommen und wollte einfach ein Wasser haben, was auch völlig legitim war. Denn jeder Mensch kann selbst entscheiden, was er möchte und was nicht. Aber wenn dies wirklich so war, dass Sie eine Absage nur aufgrund des Kaffees bekommen hat, dann würde ich darauf schließen, dass dieses Unternehmen nicht ganz sauber und seriös mit seinen Leuten umgeht. Dabei können es auch andere Gründe sein wie zum Beispiel Sie passt nicht ins Team, das Auftreten oder Sie haben einfach einen besseren gefunden.

» GI KA » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 62,28 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hat sie denn ein Vorstellungsgespräch als Barista gehabt? Da könnte ich mir vorstellen, dass man da einfach wollte, dass sie den Kaffee mal probiert. Ansonsten halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Ablehnung mit dem nicht angenommenen Kaffee zu tun hat. Es kommt vielleicht noch darauf an, wie sie den Kaffee abgelehnt hat. Wenn mir jemand in einem Vorstellungsgespräch ein Kaffee anbietet, dann lehne ich dankend ab, wenn ich keine Lust habe und ich sage nicht gleichzeitig, dass ich lieber ein Wasser hätte. Denn man ist ja nicht in einer Kneipe, wo man sich Getränke bestellen kann.

Man kann also keine objektive Antwort hier geben, weil man einfach die Zusammenhänge nicht kennt und warum sie abgelehnt hat, wie sie abgelehnt hat und ob Kaffee im weitesten Sinne was mit dem Job zu tun hatte.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn man sich Bewerbungstipps in Büchern oder im Internet durchliest, dann findet man sehr häufig die Empfehlung, auf keinen Fall ein Getränke- oder Snack-Angebot des potentiellen Arbeitgebers abzulehnen - und zwar vollkommen gleich, ob man das, was einem serviert wird, auf den Tod nicht ausstehen kann oder eigentlich sehr gerne trinkt und isst. Angeblich macht es einen unhöflichen Eindruck und man solle sogar lieber das Angebot akzeptieren und dann die Tasse oder den Teller bis zum Ende unangetastet stehen lassen, als sofort abzulehnen.

In meinen Augen ist das aber völlig übertrieben und unsinnig, denn ich würde mich eher gekränkt fühlen, wenn ich später einen ganzen Kaffee wieder wegschütten dürfte, als wenn mir jemand ehrlich mitteilt, dass er diesen einfach nicht haben will. Wenn ach so viel Wert auf sicheres Auftreten im Bewerbungsgespräch gelegt wird, dann sollte das Stehen zur eigenen Meinung einem nicht negativ ausgelegt werden - und schon gar nicht, wenn es um so eine Bagatelle geht. Ich trinke Kaffee zwar gerne, aber nur mit Milch und gesüßt. Einen schwarzen Kaffee hätte ich also auch dankend abgelehnt, weil es mir irgendwo unangenehm wäre, noch Extras dazu einzufordern.

Außerdem stelle ich mir gerade die skurrile Situation vor, dass einem Allergiker im Bewerbungsgespräch eine Schale Erdnüsse mit der Aufforderung vorgesetzt wird, sich doch gerne daran zu bedienen. Verliert dieser Mensch denn auch seinen Job, wenn er nicht zugreift? Man kann sich auch an wirklich unnötigen Details aufhängen, aber in erster Linie sollte der Fokus im Gespräch auf die Umgangsformen und Kompetenzen des Bewerbers gelegt werden, und nicht auf solche Nebensächlichkeiten.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Bewerbungsgespräche sind in meinen Augen sowieso ein ganz eigener Kosmos, in dem die Regeln normaler Konversation und ungezwungenen Sozialverhaltens aus irgendeinem Grund außer Kraft gesetzt sind. Deswegen gebe ich schon lange nicht mehr viel auf Bewerbungsratgeber und Tipps aller Art, weil es für mich in erster Linie darauf ankommt, ob dich der zuständige Entscheider sympathisch findet oder nicht.

Ich habe generell auch den Rat bekommen bzw. in schlauen Büchern und im Internet gelesen, dass man angebotene Getränke immer annehmen muss(!), weil das angeblich Selbstbewusstsein und Nervenstärke zeigt. Wer etwas trinkt oder sich gar einen Keks nimmt, wirkt lockerer und zugänglicher, als jemand, der dasitzt wie vor dem Inquistionsgericht. Und natürlich macht es nicht unbedingt den besten Eindruck, wenn man in dem Zusammenhang lang und breit von seiner Laktoseintoleranz redet oder davon, wie schlecht Kaffee für den Blutdruck ist, bevor man seinen vorsorglich mitgebrachten Teebeutel zückt und um heißes Wasser bittet.

Aber andererseits finde ich doch, dass das Gelingen eines Bewerbungsgesprächs nicht nur davon abhängt, ob ein Bewerber nach irgendwelchen, teilweise fiktionalen Regeln gelernt hat zu spielen und einen Tipp aus dem Bewerbungsratgeber nach dem anderen abspult. Man ist ja nicht nur Bittstellerin, sondern im Regelfall möchten beide Seiten einander abschätzen und näher kennenlernen. Dafür sollte es eigentlich egal sein, ob man Kaffee trinkt oder nicht. Aber wie gesagt, letzten Endes kommt es auf die persönlichen Vorlieben der zuständigen Mitarbeiter an, und wenn diese die Frage nach einem Glas Wasser schon als persönlichen Affront betrachten, würde ich sowieso nicht für den Laden arbeiten wollen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Schwer zu sagen. Wie Gerbera schon angemerkt hat, hängt es eben sehr von den persönlichen Vorlieben der entsprechenden Entscheider ab und wenn diese zu den beleidigten Leberwürstchen zählen, die so eine Geste direkt als Kränkung und Staatsaffäre empfinden, dann hat man eben Pech. Es gibt ja auch Menschen, die genauso beleidigt wären, wenn man den Kaffee zwar annimmt, aber dann stehen lässt, sodass er im Endeffekt weggeschüttet werden muss.

Ich hatte mal ein Vorstellungsgespräch, in dem ich mit zwei Personalern an einem gedeckten Tisch saß und ich sogar aufgefordert wurde, mich an Tee, Kaffee, Wasser und Gebäck zu bedienen, wenn ich das möchte. Ich habe das aber abgelehnt, weil die Personaler zwar auch Tassen vor sich stehen hatten, aber keinerlei Anstalten unternommen haben, selbst etwas davon zu konsumieren. Ich hatte erstens keinen Bedarf mich zu bedienen und zweitens finde ich das seltsam, wenn man das als einzige Person tut und niemand quasi den Anfang macht.

Im Endeffekt habe ich die Stelle nicht bekommen, was ich aber im Nachhinein betrachtet als nicht schlimm erwachte. Ob es tatsächlich am ausgeschlagenen Kaffee und den nicht genommenen Plätzchen lag? Ich weiß es nicht, das werden nur die Verantwortlichen selbst wissen. Nach einem Feedback in dem Sinne habe ich nie gefragt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich habe es auch schon öfter in Ratgebern oder auf Internetseiten gelesen, dass man ein angebotenes Getränk in einem Bewerbungsgespräch auf jeden Fall annehmen sollte. Auch wenn ich diese Regelung etwas komisch finde, kann also schon etwas an der Beobachtung deiner Nichte dran sein, dass der nicht angenommene Kaffee zumindest mit dazu geführt hat, dass sie eine Absage erhalten hat.

Eine eigene Erfahrung in dieser Richtung habe ich noch nicht gemacht, aber ich denke, dass ich in einem Gespräch tatsächlich auch dann ein Getränk annehmen würde, das ich nicht mag, da ich keinen schlechten Eindruck machen möchte. Aber unnötig finde ich es schon und eigentlich kann ich mir tatsächlich auch nicht vorstellen, dass es wirklich nur daran liegt, dass man den Kaffee nicht getrunken hat, dass es dann zu der Absage gekommen ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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