Job machen, den man kann, aber nicht will?
A ist Studentin und auf der Suche nach einem Nebenjob, der sich gut mit dem Studium vereinbaren lässt. Bafög bekommt sie nicht und ihre Eltern zahlen keinen Unterhalt, sodass sie arbeiten muss. Eine gerichtliche Einforderung von Unterhalt kommt für sie prinzipiell nicht in Frage.
Jetzt hat A ein sehr interessantes Stellenangebot gelesen, das durchaus passend für sie wäre. Es geht um ein Projekt, bei dem die Kenntnisse der japanischen Sprache sehr wichtig sind, die A zufälligerweise beherrscht, da ihre Eltern einige Jahre mit ihr in Japan gelebt haben. A beherrscht auch die Schrift sehr gut und hat auch Kurse belegt, die das bestätigen.
Jetzt interessiert A sich thematisch nicht sehr für diesen Nebenjob. Sie würde am liebsten etwas machen, das thematisch mit ihrem späteren Berufswunsch zu tun hat, um so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Sie ist aber versucht, sich trotzdem für den Job zu bewerben und ihn trotzdem zu machen, sollte sie genommen werden.
Würdet ihr einen Job machen, den ihr theoretisch könntet, aber den ihr nicht wollt, weil er euch nicht interessiert?
Ich würde an ihrer Stelle den Job auf jeden Fall machen wenn ich genommen werden würde. In erster Linie geht es ja darum das sie Geld verdienen muss. Sie bekommt kein Bafög und die Eltern unterstützen sie auch nicht. Das heißt irgendwie muss sie ihren Lebensunterhalt verdienen um Miete, Strom und sonstige Ausgaben zu finanzieren.
Auf einem Lebenslauf sieht es sicherlich immer sehr gut aus, wenn man in dem Bereich in dem man später mal arbeiten möchte, Erfahrungen gesammelt hat. Aber nur weil sie jetzt diesen Job annimmt, heißt das ja nicht das sie sich noch was anderes suchen kann. Und wenn sie dann etwas in ihrer Branche gefunden hat, kann sie den aktuellen Nebenjob ja immer noch aufgeben.
Sie ist darauf angewiesen, dass sie eben ein Einkommen hat. Ob der Job dabei Spaß macht oder sie Interessiert, ist dabei erst einmal Nebensache. Ehrlich gesagt kann ich das Verhalten auch nicht verstehen, wenn ich Anspruch auf Unterhalt von den Eltern habe und diese nicht zahlen wollen, dann würde ich auch den gerichtlichen Weg bestreiten anstatt es einfach auf sich beruhen zu lassen.
Somit hat sie nicht viel Auswahl, es sein denn sie hat bereits einen Job der ihre Anforderungen erfüllt oder dieser steht direkt bevor bzw. sie hat sich darauf schon beworben und gute Chancen auch genommen zu werden. Auf den "richtigen" Job zu warten ist in dieser Situation der komplett falsche Weg, denn irgendwie muss auch die Miete und die Lebenshaltungskosten bezahlt werden.
Es hindert aber niemanden etwas daran, sich während einer Beschäftigung bereits nach einer neuen Beschäftigung umzusehen. Deswegen würde ich mich ebenfalls auf den Job bewerben, auch wenn dieser mir eigentlich nicht sonderlich gut gefällt, ich aber die Fähigkeiten dazu mitbringe. Nachdem es nicht gerade typische Anforderungen sind, hat sie damit vermutlich auch ein Alleinstellungsmerkmal und sehr gute Chancen auf die Stelle.
Währenddessen kann sie sich auch nach einer anderen Stelle im bevorzugten Bereich umsehen und hat so deutlich weniger Stress, als wenn sie die Stelle nicht annimmt und noch jeden Monat sich zusätzlich Gedanken machen muss wie die Miete bezahlt wird und der Kühlschrank gefüllt.
Wenn A kein wirkliches Interesse an dem Job hat, weil er auch mit ihrer späteren Arbeit nichts zu tun hat, dann verstehe ich das, aber trotzdem würde ich den Job an ihrer Stelle machen, beziehungsweise mich eben darauf bewerben. Wenn es ein Job ist, für den A qualifiziert ist und der sich mit dem Studium mit den Zeiten vereinbaren lässt, dann finde ich es schon eine gute Möglichkeit, eben das nötige Geld zu verdienen, auch wenn einem der Job bei späteren Bewerbungen vielleicht nichts nützt.
Ich würde auf jeden Fall noch weiter suchen, da es wichtig ist, dass man Spaß an seinem Beruf hat. Immerhin lebt man nur einmal. An der Stelle von A hätte ich den Job dennoch angenommen, falls ich keine Alternative gefunden hätte, da es sich dabei um einen Nebenjob handelt, den man nicht sein gesamtes Leben lang behalten muss und im Notfall wieder kündigen kann, wenn man später etwas besseres finden sollte.
Vorübergehend würde ich vielleicht einen Job machen der mir eher nicht so zusagt, obwohl ich ihn von meinen Fähigkeiten durchaus ausüben könnte. Das hat aber rein finanzielle Aspekte.
Auf Dauer macht dies sicherlich keinen großen Sinn, denn wenn man einen Job annimmt auf den man eigentlich keine große Lust hat, dann wird sich dies sicherlich auch in der Qualität der Arbeitsleistung wiederspiegeln.
Entweder man macht Variante 1 und nimmt den Job an, obwohl man nicht wirklich Bock darauf hat. Dann sollte man aber wenigstens so fair sein und versuchen sich auf den Job einzulassen, da dieser vielleicht gar nicht so schlecht ist wie man meint. Oder Variante 2 ist weiter zu suchen und einen anderen Job zu finden und sich bis dahin anders über Wasser zu halten.
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