Job direkt absagen oder erst nach Bedenkzeit?
Ich habe mich schon mehrfach in meinem Leben für einen Job beworben. Manche Jobs klangen laut Beschreibung sehr gut, aber im Vorstellungsgespräch selbst kam dann teilweise die Ernüchterung, weil die Bezahlung vielleicht nicht stimmt oder die sonstigen Arbeitsbedingungen. Ich bin ein Mensch, der dann auch schnell weiß was er will und ich sage dann auch direkt, ob ich damit klar kommen würde und ob man eben eine gemeinsame Basis hat oder eben nicht. Ich habe keine Hemmungen direkt am Ende des Vorstellungsgesprächs abzusagen, wenn mir der Job doch nicht zusagen sollte.
Ich kenne aber auch Menschen, die nehmen sich trotzdem immer eine Bedenkzeit von einem oder mehreren Tagen, selbst wenn der Job niemals in Frage käme. Ich verstehe das Verhalten nicht wirklich. Wozu die Bekanntgabe der Entscheidung aufschieben, wenn man eh von Anfang an weiß was man will? Wie handhabt ihr das? Sagt ihr einen Job bei Nichtgefallen direkt ab oder bittet ihr trotzdem um eine mehrtägige Bedenkzeit? Was findet ihr sinnvoller und warum?
Warum kannst du das nicht verstehen? Manch einer entscheidet sich halt langsamer und eine Nacht darüber schlafen hat noch nie geschadet, denn dann sieht man manches auch nicht mehr so schlimm oder so gut an, als wenn man in der ersten Euphorie oder vom Frust direkt eine Entscheidung fällt?
Ich finde es daher gut, wenn man sich einen Tag bzw. eine Nacht dafür nimmt damit man auch nüchtern darüber nachdenken kann. Auch sind die Rahmenbedingungen bei jedem anders, der eine hat einen Kredit zu bedienen und muss das irgendwie selbst wenn weniger ist, weil es mit Arbeitslosengeld gar nicht erst ginge oder auch es keine Option darstellt, dem Amt auf der Tasche zu liegen. Auch die eigenen Ansprüche sind unterschiedlich und manche können sich als Übergang auch mit schlechteren Jobs arrangieren und andere eben nicht.
Sicherlich weiß man von Anfang an was man will, aber hier ist auch das Stichwort Kompromiss den man eingeht. Wenn man den absoluten Wunschjob sucht, der alles das bietet was man selbst möchte, dann kann man sehr lange suchen wenn es diesen überhaupt gibt. In meinem Fall wäre das, flexible Arbeitszeiten, keine Anwesenheitspflicht, unter 3000 Netto geht nichts, Wochenende gehört mir und nach 17 Uhr keine Arbeit mehr sondern daheim sitzen, Freitag am liebsten ab 12 Uhr. Dazu soll es geistig und körperlich fordernd sein. Sehe ich mir die Schnittmenge zur Realität an, dann muss ich immer an einem oder dem anderen Punkt Abstriche machen und flexibler sein und gewichten, was mir wichtiger ist.
Ich habe nun einen Job der zwar einiges davon abdeckt aber nicht alles und das ist ein Kompromiss. Dazu gehört dann noch einiges mehr und man muss halt überlegen was einem wichtiger ist und was nicht. Wunschvorstellungen darf jeder haben aber von der Realität weichen davon nicht wenige auch ab und nicht jeder hat die freie Wahl mit den Jobs.
Schlechte Absolventen sind erst einmal Dankbar, wenn sie überhaupt genommen werden für eine Ausbildung egal ob es der Traumberuf ist oder auch nicht, nur damit sie etwas in der Tasche haben. Auch das muss man sehen und eine verkehrte Voraussetzung für später ist das nicht, wenn man zumindest in seinem Lebenslauf etwas vorweisen kann als "Arbeitssuchend" und im Gespräch dann mitteilt, man war zu wählerisch und daher hat es nie geklappt mit einer Arbeitsstelle.
Ich habe auch schon unterirdische Jobs gemacht von der Bezahlung her und alle dem, aber dennoch habe ich daraus Erfahrungen gezogen die mir an anderer Stelle hinterher mich weiter gebracht haben und sei es das doofe Putzen in einer Tierarztpraxis oder Privathaushalt. Darauf war ich nie wild, es gab gutes Geld, ließ sich neben dem zweiten Job gut machen und ich weiß seither, dass Frauen die größeren Schweine im Badezimmer sind als Männer was die Toilette betrifft. Zudem wirkt es sich positiv aus in meinem Lebenslauf, da ich in viele Bereiche Einblick hatte.
Ich habe auch schon einige Vorstellungsgespräche hinter mir, aber direkt da, habe ich noch nie einen Job abgesagt. Angefangen habe ich mein Beschäftigungsverhältnis immer, aber ich habe es auch schon mal nach 3 Tagen von mir aus wieder beendet. Da habe ich ganz einfach den Firmenchef gefragt, ob es ihm etwas ausmachen würde wenn ich ab Morgen nicht mehr käme. Und da kamen wir sofort überein und da war das Thema erledigt. Aber ich würde schon für ein paar Tage Bedenkzeit plädieren, weil der erste Eindruck von einem Unternehmen wirklich auch täuschen kann.
Wenn man aus irgendwelchen Gründen wirklich ganz sicher ist, dass man den Job unter keinen Umständen annehmen kann oder möchte, dann ist es sicherlich nicht nötig, erst noch eine Bedenkzeit zu erbitten und man kann auch direkt absagen. Aber ich muss sagen, dass ich das noch nicht hatte und dass ich einige Dinge auch nach einem Gespräch nochmal in Ruhe überdenken möchte.
Ich denke auch, dass es in vielen Situationen sinnvoll sein kann, wenn man eine Nacht darüber schläft und nochmal in Ruhe darüber nachdenkt. Dann erscheinen einem viele Dinge klarer und vielleicht auch nicht mehr so negativ, wie man am Anfang vielleicht dachte. Dadurch vergibt man sich ja nichts und somit würde ich auch eher eine Bedenkzeit erbitten und nicht direkt absagen, weil ich während des Gesprächs auch nervös bin und nicht über wirklich alle Dinge direkt nachdenken kann.
Ich würde mich nicht von einer ersten Enttäuschung leiten lassen. Sicherlich kann es das erste Gefühl sein, wenn man Abstriche machen muss, aber dennoch sollte man dann nochmals darüber nachdenken und sehen ob es wirklich nicht vereinbar ist oder man einfach nur zu hohe Erwartungen hatte und nun einen Kompromiss eingehen muss. Die eierlegende Wohlmilchsau, wie man so schön sagt, gibt es nicht und daher muss man wohl Kompromisse eingehen, denn niemand wird einen für das Nichtstun bezahlen.
Wenn ich aber wirklich weiß, dass ich den Job nicht antreten möchte, weil die negativen Dinge komplett überwiegen, dann sage ich das auch gleich im Anschluss des Gespräches und bin dann auch so fair und warte nicht ewig ab und melde mich dann erst zurück. Wenn man es wirklich weiß, macht es doch mehr Sinn sich sofort dazu zu äußern.
Ich hatte auch schon viele Vorstellungsgespräche, hatte aber nie direkt am Ende des Gesprächs abgesagt, wenn mir ein Job doch nicht zugesagt hat. Wenn man sich schon auf eine Stelle bewirbt und dann auch zum Vorstellungsgespräch erscheint, dann bedeutet das ja, dass die Stelle prinzipiell für einen in Frage kommen würde - zumindest geht es mir so. Ich bewerbe mich ja nicht auf Stellen, die schon von Anfang an nicht in Frage für mich kommen und von denen ich direkt weiß, dass ich sie nicht ausüben möchte.
Wenn etwas also prinzipiell in Frage käme, es aber einiges gibt, das dagegen spricht, kann man ja trotzdem wenigstens eine Nacht darüber schlafen. Zumindest geht es mir persönlich so. Die Meinung ändert sich ja immer etwas, wenn man weiter darüber nachdenkt und Zeit verstreichen lässt. Wenn der erste Schock überwunden ist, erscheint vieles auch nicht mehr so schlimm.
Vieles spreche ich dann auch lieber mit meinem Partner ab. Oft lassen sich ja auch Lösungen finden. Wenn man beispielsweise weniger verdienen würde, als man möchte, kann man den Job ja sonst trotzdem annehmen, bis man etwas Besseres gefunden hat. Und wenn man umziehen müsste, obwohl man den Partner zurücklassen müsste, dann kann man sich ja auch überlegen, ob der Partner nicht nach einiger Zeit hinterherziehen könnte. Oft fallen ja aber nicht alle Möglichkeiten sofort ein, so dass ich mir die Option zumindest erst einmal offenlassen würde. Das schadet ja auch niemandem.
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