Jetzt lieber ein totaler Lockdown als ein Lockdown light?
Ich finde es beängstigend, dass die Anzahl der positiv auf Sars-Cov-2 Getesteten nicht spürbar sinkt. Wenn ich zu entscheiden hätte, würde ich einen totalen Lockdown bestimmen statt einen Lockdown light, der noch monatelang dauern kann. Ich würde für circa zwei Wochen alles komplett dicht machen, natürlich bis auf die lebensnotwendigen Dinge, bis die Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 ist.
Mich macht es wütend, dass immer noch so viele Leute unvernünftig sind und sich bei Familientreffen nichts denken. Neulich bekam ich ein Foto meiner Schwester über WhatsApp, die den Geburtstag ihres Mannes mit all ihren erwachsenen Kindern und Enkelkindern aus vier Haushalten zeigte. Ihre Tochter ist Altenpflegerin! Sie denken sich gar nichts dabei.
Es hat sich doch in anderen Ländern gezeigt, dass solch ein strenger Lockdown die Zahlen schnell drückt. Dass die Zahlen danach wieder hochgingen, lag wohl daran, dass die Leute danach extrem leichtsinnig wurden. Seid ihr auch für einen harten Lockdown in der jetzigen Situation? Man kann sich doch nicht mit knapp 500 Toten täglich zufrieden geben.
Was genau würdest du denn unter einem totalen Lockdown verstehen, und wie lange soll er deiner Ansicht nach maximal dauern? War es nicht so, dass auch in Regionen mit hartem Lockdown die Zahlen nur sehr zögerlich zurückgingen, und es ewig gedauert hat, bis es mal gewirkt hat? Das würde wahrscheinlich bedeuten, dass man drei bis vier Monate lang nicht mehr vor die Tür gehen darf? Ist das denn wirklich noch gesund (für Psyche und Körper)? Welche Folgeschäden würde ein lang dauernder totaler Lockdown nach sich ziehen, für die Psyche der Menschen, Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft, und so weiter?
Ich glaube, dass der Lockdown in Israel drei Wochen gedauert hat. Ich finde es für die Psyche wesentlich schwieriger, dass monatelang die Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen sind als dass ein Ende abzusehen ist. Natürlich kein komplettes Ende, den Abstand muss man ja weiterhin halten, bis eine Herdenimmunität durch die Impfung erreicht ist.
Wenn nach dem harten Lockdown die Zahlen unter 50 oder besser unter 35 sind, dann sollte man die Leute auch härter bestrafen, die sich nicht an die Auflagen halten. Mich nerven zur Zeit die sogenannten Querdenker, die sich bewusst ohne Maske treffen und Körpernähe predigen und sich dabei empathisch fühlen, obwohl das Gegenteil der Fall ist.
Auch in den Geschäften und der S-Bahn sieht man immer noch Leute, die die Maske unter der Nase hängen haben. Auch kenne ich einige Leute, die sich bei privaten Treffen mit mehren Personen in geschlossenen Räumen nichts denken. Darunter sind eben auch Pfleger und Pflegerinnen, die nichts von der Infektion merken, das Virus aber woanders einschleppen.
Ich bin kein Wissenschaftler, höre aber, dass bekannte Virologen und Epidemiologen, wie etwa Kekule, davor warnen, zu locker zu sein, auch oder insbesondere über Weihnachten. Auch Merkel ist wohl für härtere Maßnahmen, aber leider nicht zuständig.
Ich weiß es nicht mehr genau, aber hat der harte Lockdown in Melbourne nicht mehrere Monate gedauert, weil es so lange gedauert hat, bis die Zahlen ausreichend zurück gegangen waren. Das war meiner Erinnerung nach nicht mit wenigen Wochen erledigt gewesen. Das befürchte ich eben auch, dass zwar so ein harter Lockdown zunächst für einige Wochen terminiert wird, aber die nächsten Verlängerungen quasi schon vorprogrammiert sind. Man fängt mit drei Wochen an, und dann noch zwei Wochen und noch zwei Wochen, und so weiter.
Was würde es denn bringen, wenn wir zwei bis drei Wochen alles dicht machen? Außer dass die Zahlen der Infizierten nach unten gehen, ist kein greifbares Ergebnis vorhanden. Und was kommt danach? Die Zahlen gehen wieder hoch. Willst du alle paar Wochen einen harten Lockdown bringen? Das wird nicht funktionieren und die Menschen werden immer weniger bereit sein sich daran zu halten.
Und ich vermute mal, dass die Einsicht hier im Land erst kommt, dass man sich an die Verordnungen halten muss, wenn wir die Verhältnisse bekommen, die Italien im Frühjahr hatte. Wenn die Krankenhäuser wirklich offen sagen, wir entscheiden nach Alter, wen wir versuchen zu retten.
Ich bin teilweise auf der Seite von Punktedieb. Ich denke jedoch auch nicht, dass ein totaler Lockdown hier noch etwas bringt. Dazu ist es schon zu spät. Aber niemand wünscht sich die Zustände wie in Italien oder gar in anderen Ländern mit radikaler Führung, bei denen das Virus einfach nicht mehr existiert.
Einerseits denke ich schon, dass der Lockdown light etwas bringt, teilweise bin ich auch kritisch. Momentan steigen ja leider eher die Infektionszahlen in Altenheimen, was ich schon nicht so gut finde. Viele Alten- und Pflegeheime gehen ja auch mittlerweile in Quarantäne und machen komplett zu und sprechen Besuchsverbote aus.
Ich denke auch, dass die Bereitschaft der Menschen sinken wird und dass sie einen harten Lockdown nicht mehr mitmachen würden. Ich denke jedoch nicht, dass das Infektionsgeschehen nur wegen den Querdenkern oder privaten Feiern so hochgeht. So ein Virus interessiert das nicht, das verbreitet sich dort, wo es eine Schwachstelle findet und das kann nur eine Person mit geschwächtem Immunsystem sein, die gar nichts davon weiß.
Ich habe täglich mindestens 30 menschliche Kontakte auf der Arbeit, ich trage keine FFP3-Maske sondern meine FFP1-Masken ggf. FFP2, mich hat es noch nicht erwischt, aber es könnte jederzeit auf mich übergehen. Das bedeutet, dass ich auf meiner Arbeit mehr Kontakte als in meinem Privatleben habe und so wird es noch vielen anderen Menschen gehen. Viele werden ihr Privatleben eingeschränkt haben und weniger Kontakte als sonst haben, Ausreißer wirst du immer haben.
Was man auch vergisst ist, dass Australien oder Neuseeland Inseln sind. Dort stellt man den Flugverkehr komplett ein, riegelt Städte und Orte bei denen es zu Massenansammlungen kommt ab und beobachtet. Das würde bei uns wahrscheinlich genauso wenig wie in anderen europäischen Staaten funktionieren. Auch haben wir kein totalitäres System wie China, bei dem der Staat alles vorgibt, das möchte auch absolut niemand hier, denke ich mal.
Bei den meisten Menschen hat Corona einen recht milden Verlauf und viele setzen ja jetzt auch auf den Impfstoff. Ich persönlich mittlerweile auch irgendwie, weil ich auch langsam angeschlagen bin. Eine Bekannte von mir hat letzte Woche einen Selbstmordversuch versucht, weil sie durch die Lockdowns wirklich alles verloren hat, ihr Geschäft ist weg, sie musste ihren Sport aufgeben, sie kann ihre Wohnung nicht mehr bezahlen, die Kinder wohnen jetzt auch nicht mehr bei ihr. Das nimmt mich jetzt persönlich schon recht mit, aber ich muss weitermachen. Das mögen Einzelschicksale sein, aber bei vielen Menschen ist die Verzweiflung auch gestiegen und ich denke, dass ein harter Lockdown solche Situationen auch noch verschlimmert und mehr Menschen zu den Querdenkern oder anderen radikalen Organisationen überlaufen würden.
Ein anderer Fall: Ein 17jähriges Mädchen hat jetzt seit der Kindheit für Olympia trainiert. Dank der Lockdowns sind unter anderem ihr Sportzentrum geschlossen, sie musste ihren Sport und ihre Träume aufgeben. Das gewünschte Sportstipendium fällt somit auch weg. Wie gesagt, das sind Einzelschicksale, aber in der Summe häufen sich diese Schicksale und ein harter Lockdown verbessert die Situationen auch nicht. Ich muss gestehen, dass ich auch Angst vor einer steigenden Suizidrate haben, weil sich viele keine Auswege mehr wissen.
Mir stellt sich zudem die Frage, was man denn auch besser machen könnte, als die Politiker es zur Zeit tun. Wir können uns hinstellen und nach harten Maßnahmen brüllen, wir könnten aber auch unsere Arschbacken zusammenkneifen und gemeinsam nach Lösungen suchen, die nicht gleich radikale Wege gehen würden. Wir könnten uns schlichtweg so gut wie es geht an die Maßnahmen halten, ohne dass wir diejenigen, die dagegen verstoßen, verurteilen. Und ich denke auch, dass wir alleine schon viel bewirken könnten, wenn wir nicht ins Schubladendenken verfallen und diejenigen, denen es irgendwie schlecht geht unterstützen würden und sei es nur mit einem Videotelefonat.
Der Umgangston wird auch immer rauer. Trägst du keine Maske, bist du gleich Querdenker. Aber was ist, wenn der Mensch vor dir, sich die Maske einfach nicht richtig aufsetzen kann? Nicht weil er blöd ist, sondern vielleicht erkrankt ist? Ich habe auch schon einigen älteren Mitbürgern die Maske über die Nase gezogen, ich habe höflich gefragt und wenn sie das nicht mehr koordinieren konnten, habe ich geholfen. Danach habe ich mir die Hände desinfiziert und mir eine neue Maske aus dem Bestand genommen. Manche waren über die Hilfe sogar ganz froh. Klingt doch eigentlich ziemlich einfach, oder?
Wibbeldribbel hat geschrieben:Wir könnten uns schlichtweg so gut wie es geht an die Maßnahmen halten, ohne dass wir diejenigen, die dagegen verstoßen, verurteilen. Und ich denke auch, dass wir alleine schon viel bewirken könnten, wenn wir nicht ins Schubladendenken verfallen und diejenigen, denen es irgendwie schlecht geht unterstützen würden und sei es nur mit einem Videotelefonat.
Vielen Dank, du sprichst mir aus der Seele. Ich denke, das beste momentan ist, sich an die gegebenen Maßnahmen zu halten, aber nicht einseitig Schuldzuschreibungen zu äußern, wenn sich jemand mal nicht exakt dran hält. Und Schubladendenken führt letztlich nur zu Missgunst und treibt die Menschen auseinander. Ich würde mir nicht wünschen, dass wir am Ende zwar die Pandemie besiegt haben, uns aber dann mit ungünstigen Folgeproblemen in Form neuer gesellschaftlicher Zerwürfnisse herumschlagen müssen.
Wibbeldribbel hat geschrieben:Der Umgangston wird auch immer rauer. Trägst du keine Maske, bist du gleich Querdenker.
Das habe ich gestern Abend erst wieder erlebt. Ich hatte mit meiner weißen Stoffmaske (übrigens gekauft in der Apotheke und zertifiziert) an einer Bushaltestelle auf meinen Bus gewartet. Da trat eine Frau auf mich zu, redete zunächst von einem anderen Thema, um dann ziemlich unvermittelt zu sagen: "Nichts gegen Sie persönlich, aber mich stört es, dass man im Bus mit Leuten zu tun hat, die nur so ein Stoffläppchen wie Sie im Gesicht haben. Meine Maske (sie meinte eine FFP2-Maske) hat immerhin 7 Euro gekostet." Mehrfach wiederholte sie den Vorwurf, immer mit dem Zusatz "nichts gegen Sie persönlich..." Als der Bus kam, setzte ich mich auf einen weit entfernten Platz, aber ich hörte sie immer noch maulen....
Wie gesagt, meine Maske ist aus der Apotheke und hat auch 10 Euro gekostet. Es ist also auch mehr als nur ein "Stoffläppchen". Hätte nicht gedacht, dass man inzwischen wegen der "falschen" Maske öffentlich kritisiert werden kann.
Das Problem ist doch eher, dass es täglich mehr Menschen gibt, die sich nicht mehr an die Maßnahmen halten. Ob nun die unsachgemäße Benutzung der Maske oder erst gar keine aufsetzen oder private Treffen, die über die erlaubte Anzahl der Person geht. Genau da liegt das Problem. Zumindest hier in Sachsen und wir haben schon Kapazitätsgrenzen erreicht.
Ein Krankenhaus in Dresden kann seit gestern Abend keine Covid-Patienten mehr aufnehmen. Unser Helios hat heute mitgeteilt, dass sie zumindest keine Covid-Patienten mehr aufnehmen können, welche Intensivmedizinisch betreut werden müssen. Und das bei einem Rückgang der Inzidenz von 200,x Ende letzter Woche zu aktuell 130.
Ich denke eher, man sollte sich eben damit abfinden, das es jetzt über den Winter eben so bleibt wie es ist. Selbst wenn der Winter vorbei ist, wird das doch ohnehin noch monatelang so weiter gehen. Oder denkt ihr, das ist im Januar vorbei? Daran glaube ich nicht. Sollen wir uns denn ewig einschränken lassen? Die Zahlen gehen nach einem Lockdown ohnehin wieder hoch.
Man sieht ja an den Querdenkern, dass die Leute irgendwann keine Bereitschaft mehr dafür haben, sich an diese Einschränkungen zu halten. Ich finde diese Demos zwar nicht gut, aber wenn solche Einschränkungen andauern, wird es immer mehr Leute geben, die die Nase davon voll haben und sich weigern und ab einer bestimmten Anzahl an Gegnern ist es für den Staat nicht mehr so leicht, seine Vorschriften durchzusetzen.
Trotz der staatlichen Hilfen gibt es ja Firmen, die pleite gehen, weil die Aufträge einbrechen oder es gibt Selbstständige, die jetzt vom Arbeitsamt leben usw. Dass da das Frustpotenzial irgendwann zu groß wird, ist für mich schon verständlich. Ich denke, aus dem Grund hat die Regierung auch diese Lockerungen für Weihnachten beschlossen, weil die Leute sonst auf die Barrikaden gegangen wären, wenn sie hätten kein Weihnachten feiern dürfen.
Die Intensivstationen mögen irgendwann voll sein. Aber China hat es doch vorgemacht - die haben dann schnell so Behelfskliniken aus dem Boden gestampft, warum geht das hier nicht? Und warum hat man das letzte halbe Jahr nicht dafür genutzt, wenn doch alle Virologen wussten, dass da eine zweite Welle kommt? Hätte man sich doch vorbereiten können oder?
Zitronengras hat geschrieben:Die Intensivstationen mögen irgendwann voll sein. Aber China hat es doch vorgemacht - die haben dann schnell so Behelfskliniken aus dem Boden gestampft, warum geht das hier nicht? Und warum hat man das letzte halbe Jahr nicht dafür genutzt, wenn doch alle Virologen wussten, dass da eine zweite Welle kommt? Hätte man sich doch vorbereiten können oder?
Also zumindest in Sachsen ist man soweit, dass man die Rehakliniken nutzen will. Dafür laufen alle Vorbereitungen. Heißt dann, dass geplante Aufenthalte abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Und sobald alle Rehapatienten abgereist sind, sollen dort Coronapatienten aufgenommen und behandelt werden. Um dann eine entsprechende medizinische Versorgung machen zu können, wurden auch schon Ärzte in Ruhestand aufgerufen freiwillig wieder zu arbeiten.
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