Jemanden unsympathisch finden, der Tier ins Tierheim gibt?

vom 26.12.2014, 11:17 Uhr

Kurz vor Weihnachten hat sich in meiner Verwandtschaft etwas erschreckendes ereignet. Ein Onkel von mir hat sich von seiner Frau getrennt, dies ist aber schon Monate vorher passiert. Die Frau hat das Haus behalten und mein Onkel ist in eine Wohnung gezogen. Die beiden haben zwei gemeinsame Töchter, die eine ist acht Jahre alt und die andere zwanzig. Die Familie hatte auch einen Hund, eine Dogge die bereits seit der Geburt der ältesten Tochter bei der Familie ist.

Nach der Scheidung blieb der Hund dann erstmal bei der Frau und den Töchtern im Haus. Nun hat es sich ergeben, dass die Frau den Hund ins Tierheim gebracht hat. Alle Familienmitglieder und auch mein Onkel waren absolut geschockt. Das Tier hat sein gesamtes Leben mit der Familie verbracht und jetzt wird es seinen Lebensabend in einem Tierheim verbringen, lieblos abgeschoben, weil die Familie sich zu bequem ist.

Mein Onkel war sehr enttäuscht, kann den Hund allerdings nicht nehmen, da er in seiner Wohnung keine Tiere halten darf. Die Frau selbst meint, dass sie keine Zeit für den Hund habe, obwohl sie immer eine sehr gute Beziehung zu diesem hatte. Die Tochter, die eigentlich genug Zeit für das Tier hätte, meinte auch, dass es ihr einfach zu viel Arbeit wäre. Und so wurde ein Tier wegen Faulheit abgeschoben und darf jetzt im Tierheim auf seinen Tod warten.

Meine Eltern hatten immer eine sehr gute Beziehung zu meinem Onkel, doch seit dem Vorfall sind sie nicht mehr besonders gut auf ihn zu sprechen. Dabei war es eigentlich ja auch nicht er, der das Tier zum Tierheim gebracht hat, aber er konnte auch nichts dagegen unternehmen. Ich selbst finde es auch sehr herzlos. Würdet ihr auch die Sympathie für eine Person verlieren, die ihr bis dahin mochtet, wenn heraus kommt, dass diese ein langjähriges Familienhaustier einfach abschiebt? Oder würde das für euch keine Rolle spielen? Was würdet ihr über diese Person denken? Wie würdet ihr damit umgehen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie bei so vielen Dingen käme es auf die Situation im Ganzen an, ob ich jemanden unsympathisch fände, der sein Tier im Tierheim abgibt. In der beschriebenen Situation denke ich, dass es für einen Außenstehenden erst mal schwer zu beurteilen ist, ob die betreffenden Personen wirklich eigentlich genug Zeit für das Tier hätten, es aber einfach nur aus Gründen der Faulheit abgeben. So wäre ich dann vorsichtig, was meine Urteilsfindung angeht. Wenn jemand aber direkt zugibt, das Tier abgegeben zu haben, weil man keine Lust mehr hatte, es zu versorgen, dann könnte ich den ehemaligen Besitzer auch nicht mehr wirklich sympathisch finden.

Allerdings sagt es wohl keiner so direkt, weil es schon klar ist, dass man dann nicht gerade die Sympathien auf sich zieht, wenn man ein Tier, das so lange Jahre in der Familie war, einfach abgibt. Gerade bei so alten Tieren ist die Wahrscheinlichkeit auch sehr gering, dass es noch vermittelt wird und darum denke ich auch, dass man sich vorher überlegen sollte, wie lange man für ein Tier verantwortlich ist und dass es einen nicht gerade sympathischer macht, wenn man den langjährigen Gefährten ins Tierheim abschiebt.

Wenn ich also so eine Geschichte mitbekommen würde, wäre es für mich auch schwer, die Familie noch sympathisch zu finden, wobei ich die Frau mit den Töchtern eher unsympathisch fände, als den Mann, der den Hund ja nehmen würde, wenn er es in seiner Wohnung dürfte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Klar kenne auch ich die genauen Umstände nicht und wie viel Zeit wirklich für das Tier da ist. Aber ganz ehrlich, nie im Leben würde ich ein Tier abgeben, dass ich seit 20 Jahren habe. So wenig Zeit hat niemand. Eine 20 Jahre alte Dogge ist doch auch kein Hund, mit dem man stundenlang spazieren gehen muss. Selbst 20 Minuten am Tag Gassigehen wären besser als ihn ins Tierheim abzuschieben. Ach, sogar in kurz in den Vorgarten scheißen zu lassen, wäre besser!

Ich finde es unter aller Sau von der Mutter und der Tochter. Der Vater kann nichts dafür, aber er sollte sich um eine bessere Lösung bemühen. Vielleicht gibt es Freunde, die den Hund nehmen können, wenn er für die Tierarztrechnungen aufkommt. Aus genau dem Grund wird er wahrscheinlich keine neue Familie finden. So ein alter Hund kann schnell mal teuer werden. Aber wenn der Vater dafür aufkommt, findet sich vielleicht doch jemand.

Ich würde jedenfalls alles daran setzen, damit der arme Hund seinen Lebensabend nicht dorthin abgeschoben verbringen muss. In Einsamkeit und Stress. Das ist wirklich untragbar. Und diese Frau würde damit im Hinblick auf Sympathie ins Bodenlose sinken. Ich könnte der nicht mehr in die Augen sehen, ohne sie erwürgen zu wollen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Nach der Beschreibung würde ich die betreffende Person schon irgendwie unsympathisch finden. Wenn man ein Tier so lange hat, baut man doch eine Bindung zu ihm auf. Da kann ich mir gar nicht vorstellen, dass Tier wegzugeben. Aber ich bin auch eher der emotionale Typ und würde mir in der Situation vermutlich einfach die Zeit nehmen.

Generell bedeutet die Anschaffung eines Tieres für mich aber auch eine lebenslange Verpflichtung. Da müssten schon extreme Gründe eintreten, dass ich es übers Herz bringen würde, mein Tier abzugeben. Ich würde aber auch alles dafür tun, in so einer Situation ein liebevolles Zuhause zu suchen und es nicht einfach im Tierheim abladen.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Jaja, alle sind geschockt und verurteilen die ehemaligen Halter, aber keiner tut etwas, um dem Hund den Lebensabend im Tierheim zu ersparen. Es ist ja auch viel einfacher, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen - im Falle des Onkels eben auf die böse Ex. Wie wäre es denn mal damit, den Hintern hochzukriegen und eine Lösung zu suchen, anstatt sich darauf zu berufen, dass man nichts ändern könne?!

Prinzipiell bin ich niemand, der von vornherein die Leute verurteilt und unsympathisch findet, wenn sie ihr Tier ins Tierheim geben. In vielen Fällen ist das Tierheim sowohl für die ehemaligen Halter als auch für das Tier das Beste. Im Fall von sehr alten Tieren ist es aber meist eine Tragödie, weil es auch für die Tierschutzvereine unheimlich schwer ist, diese Tiere wieder zu vermitteln. Die Finanzen für Interessenten sind da weniger das Problem, weil gerade so alte Tiere auch oft auf Pflege vermittelt werden, die Kosten also vom Verein übernommen werden.

Aber ich habe es oft erlebt, dass Tiere, die eigentlich noch sehr fit für ihr Alter waren, sich -im Tierheim angekommen - einfach aufgegeben haben und man ihnen dann nicht mehr helfen konnte. Dazu kommt, dass eine Dogge nun mal auch kein kleines, süßes Tierchen ist, das eine tierliebe Oma mal gerade unter den Arm klemmt, wenn etwas ist. Man wird einen kleinen, blinden, tauben, gehbehinderten und verhaltensauffälligen Dackel immer leichter vermitteln als die fiteste, liebste Dogge.

Ja, ich würde mit der Familie auch nichts mehr zu tun haben wollen. Weder mit der Frau, noch mit dem Onkel. Die Tochter wäre mir auch unsympathisch, weil sie offenbar faul ist und kein Herz hat - aber sie hat das Tier auch nicht angeschafft. Und der Onkel? Heult lieber rum, anstatt sich um eine Lösung zu kümmern.

Abgesehen davon, dass es mir schon unverständlich ist, sich eine Wohnung zu mieten in der keine Haustiere erlaubt sind, wenn es in der Familie ein Tier gibt - selbst wenn er davon ausgegangen ist, dass der Hund bei den Frauen bleibt, muss man als erwachsener Mann doch davon ausgehen, dass Dinge passieren können, die ihn als Hundehalter fordern, oder hat er mit seinem Auszug die Verantwortung komplett abgegeben?! - ist es mir noch unverständlicher, warum man dann im Notfall nicht alle Hebel in Bewegung setzt, um das Tier da wieder rauszuholen.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde, man weiß einfach zu wenig um sich ein genaues Bild von der Situation zu machen. Zu erst einmal wissen wir nichts von dem kulturellen Hintergrund. Es gibt durchaus Menschen, die durch ihre Kultur so geprägt sind, in Tieren grundsätzlich nur Nutztiere zu sehen und keine Kuscheltiere mit menschlichen auf sie projizierten Gefühle.

Ich kenne so einige Personen, die ein Tier einfach weggeben würden, wenn es die vorhandene Zeit oder auch die vorhandenen finanziellen Mittel überstrapaziert. Aber deswegen die Menschen gleich als schlecht hinzustellen finde ich falsch. Gerade als Mutter sieht man ja auch die Prioritäten anders, gerade wenn man alleinerziehend ist und der Vater sich wenn überhaupt nur am Wochenende um das Kind kümmern kann oder auch will. Ich kann schon verstehen, dass die oben beschriebene Frau ihre Zeit viel lieber in ihre Töchter reinvestiert als in einen Hund.

Noch dazu kommt der finanzielle Aspekt. Wir wissen nicht, ob ihr Ex-Mann Unterhalt für das jüngere Kind zahlt oder nicht. Wir wissen auch nicht, ob das Haus schon abbezahlt ist oder ob die Frau mehrere Jobs annehmen musste, um die monatlichen Kreditschulden abbezahlen zu können. Wenn man so viel arbeiten muss will man das letzte bisschen Freizeit nicht mit einem Hund verbringen, egal wie lange dieser in der Familie ist, sondern lieber mit den Töchtern, damit diese sich psychisch normal entwickeln können und keine Defizite entwickeln. Also mir persönlich wären meine Kinder auch viel wichtiger als ein Haustier, selbst wenn es eine Katze wäre, welches ich 20 Jahre hätte. Ich kenne da keinen Kompromiss als Mutter.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nach dem was du da berichtest, muss das ja eine ganz außergewöhnliche Familie sein. Die Dogge kann kaum an die 20 Jahre sein, da diese Hunderasse im allgemeinen nur um die 10 bis 12 Jahre alt wird. Also hätte die Frau wohl mehr davon gehabt, wenn sie das Tier der Forschung übergeben hätte, wenn es schon so alt ist. Das ist nämlich mehr als außergewöhnlich und würde mir Sicherheit gut bezahlt.

Zum anderen hat sich das Paar erst vor wenigen Monaten getrennt und ist schon geschieden. Das wäre rein rechtlich nur bei einer Härtefallscheidung möglich oder die Beiden haben schlichtweg bei der Trennungszeit gelogen. Aber wie dem auch sei, sollte man vielleicht auch mal bedenken, wer in den Jahren die Hauptbezugsperson für den Hund war. Eine Dogge ist ja nun keine Rasse, die man wegen der Kinder anschafft.

Also kann man spekulieren, dass einfach die Frau und die große Tochter mit dem Hund nicht wirklich klar gekommen sind. Der Mann kann ihn vermutlich nicht nehmen, durch die Wohnung. Also was bleibt dann noch, wenn man niemanden hat, der so einem großen Hund wirklich Herr werden kann? Die Frau nun zu verurteilen, ist sicher ein einfacher Weg. Aber aus meiner Sicht immerhin die bessere Lösung, als wenn man den Hund einfach aussetzen würde, was ja genug Menschen tun.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Könnten denn nicht deine Eltern oder die, die da mit dem Finger auf diese Frau zeigen, den Hund an sich nehmen? Wenn es doch schon so ein armer Hund ist und alle Mitleid mit ihm haben, dürfte es doch nicht schwierig sein, einen neuen liebevollen Besitzer für das arme Tierchen zu finden, oder vielleicht doch?

Ich finde es auch einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen, als vor meiner Haustüre zu kehren, richtig ist es aber in diesem Falle nicht. Und es können wohl beide etwas für den Vorfall, denn zu einem Streit gehören ja schließlich immer zwei. Und die Ausrede, dass dein Onkel in seiner Wohnung kein Haustier halten kann, ist schlichtweg auch eine faule.

Wenn ich ein Tier habe, an dem ich hänge, dann muss ich mir eben eine Wohnung suchen, dessen Vermieter mir das Haustier gestattet. Ich kann ja auch nicht umziehen und meine Kinder abschieben, nur weil der Vermieter der Wohnung, die ich bekomme, keine Kinder akzeptiert.

Insofern ist weder deine Tante noch dein Onkel alleine daran Schuld, sie tragen beide die Verantwortung. Und jeder, der sich anmaßt, mit dem Finger auf die beiden zu zeigen und aber nicht besser als die beiden zu handeln, hängt da meiner Meinung nach vollkommen mittendrin.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es ist ja nicht unbedingt eine schlimme Tat, wenn man erkennt, dass man sich nicht mehr um ein Tier sorgen kann und es dann ins Tierheim gibt. Dennoch finde ich es in diesem Fall auch schlimm, weil das Tier ja das ganze Leben bei ihnen verbracht hat. Ich habe auch einen Hund und diesen würde ich nie im Leben weggeben wollen und ich würde alles für sie machen, sie ist eben ein Teil meiner Familie und wenn man dieses Gefühl nach so vielen Jahren nicht hat ist das schon mehr als schade.

Meiner Meinung nach sollte man als fauler Mensch auch kein Haustier haben, weil man mit dem Kauf auch eine Verantwortung eingeht, der man gerecht werden muss. Dem Onkel würde ich nun nicht sauer sein, wohl aber seiner Ex Frau. Sicherlich kann man das von außen recht schlecht beurteilen, aber ich empfinde sie schon als herzlos und gefühlskalt. So etwas macht man einfach nicht und da wäre ich dann wohl auch eine Weile menschlich enttäuscht von der Person und würde es sie das auch spüren lassen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich muss mich wirklich fassen, um nicht ausfallend zu werden. Denn genau solche Szenarien erlebe ich ehrenamtlich im Tierschutz in ganz Deutschland regelmäßig. Ich fahre nahezu wöchentlich von Hamburg nach Berlin, von München nach Stuttgart usw. um Tieren zu helfen. Auch die Tierheime sind dort mein Ziel und Dein Szenario ist mir nicht fremd.

Fakt ist, wenn ein Tier seit Geburt an bei einer Familie ist, besteht eine Bindung. Diese ist nicht von heute auf morgen weg. Wenn doch, dann war die Bindung der Mutter und des Töchterchen wohl doch nicht zu stark. Denn die Begründung "zu viel Arbeit" oder "keine Zeit" sind keine Gründe, um ein Tier, welches Verantwortung benötigt abzuschieben.

Zudem muss dazu gesagt werden, dass eine Dogge kein Kinderspielzeug ist, sondern ein groß gewachsener Hund, der meist nur zu 15 Prozent aus den Tierheimen genommen wird. Meist sterben sie dort und warten jahrelang auf ihren Tod. Denn die meisten Hundebesitzer wollen was niedliches, kleines und nicht riesiges.

Alle sind geschockt, aber niemand tut etwas. Der Vater als Beispiel hätte in einer Wohnung ziehen können, wo der Hund gestattet ist. Dann wäre dieses Problem wohl schnell geregelt. Alle hätten sich vorher überlegen müssen, was passiert, wenn! Denn dieses "WENN" vergessen die meisten. Was passiert, wenn Nachwuchs kommt, wenn unsere Berufe sich verändern, unsere Lebensstile usw. Alles Eventualitäten die vor der Anschaffung eines Tieres spruchreif werden sollten.

Deswegen bin ich auch der Meinung, dass man solch eine Person sehr wohl unsympathisch finden kann. Denn man schiebt seine eigenen Kinder nicht auch einfach ab, weil die Zeit geringer wurde, die Lust und Laune nicht mehr gegeben ist. Doch ein Tier wird nach Lust und Passion weitergeschickt, sich selber überlassen und mehr. Das kann ich einfach nicht verstehen.

Solche Menschen meide ich auch rigoros und verbanne ich aus meinem Freundeskreis. Es gibt nicht 1 Grund, wieso solch ein Verhalten auf kurz oder lang sich rechtfertigen würde. Außer man hat Krebs und ist wirklich schwer krank, denn dann kann man einem Tier nur schwer die Liebe geben.Wobei auch hier Vorsicht geboten ist, denn viele Krebspatienten brauchen die Liebe des Tieres, um ihren Heilungsprozess zu verdoppeln.

Doch in Deinem Fall fehlt mir das Verständnis. Diese Personen werden bei den Tierheimen, wo ich vorbei schaue, auch schriftlich aufgeführt und würden dort nie wieder ein Tier erhalten, so etwas befürworte ich.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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