Jemanden für etwas bestrafen, für das er nichts kann?

vom 14.12.2018, 08:52 Uhr

Eine Bekannte hat ihren Kindern gesagt, dass sie an Weihnachten niemanden sehen möchte. Sie ist verletzt durch eine Handlung ihres Mannes. Und meint nun, dass sie auch die Kinder an Weihnachten nicht sehen möchte. Durch das Geschehene schämt sie sich sehr und meint, dass sie ja nun unmöglich dastehen würde. Daher hat sie ihren Kindern gesagt, dass sie auch an Weihnachten nicht zu Besuch kommen sollen.

Die Kinder sind traurig darüber und haben ihrer Mutter gesagt, dass diese sie doch noch für die Handlung des Vaters bestrafen könnte und sie doch gar nichts getan hätten. Aber meine Bekannte ist da beharrlich und ließ sich nicht umstimmen oder überzeugen.

Habt ihr schon mal jemanden für etwas bestraft, für das er gar nichts konnte? Habt ihr das selbst dann noch gemerkt und eingelenkt? Wie würdet ihr euch in solch einer Situation verhalten? Würdet ihr dem Wunsch nachkommen, auch wenn ihr gar nichts dafür könntet und euch fühlen würdet, als würde man euch für etwas strafen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es sieht für mich nicht gerade nach einer gesunden, psychischen Entwicklung aus, wenn man es direkt als "Strafe" interpretiert, weil die Mutter mal alleine sein möchte um sich Zeit für sich und die eigenen Bedürfnisse zu nehmen. Da frage ich mich, was mit den Kindern nicht stimmt, dass das direkt so interpretiert wird.

Solche Kinder sollten mehr an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten und nicht immer alles auf sich beziehen. Ich finde, jeder hat das gute Recht, sich eine Auszeit von allem zu nehmen, das hat mit einer Strafe doch gar nichts zu tun.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ob Strafe da nun das richtige Wort ist, aber in gewisser Weise ist es ja schon so. Denn die Kinder möchten ihre Mutter natürlich gern an Weihnachten sehen und für sie ist es dann schade und auch traurig, wenn die Mutter eben sagt, dass sie niemanden sehen möchte. Die Kinder haben ihre Mutter ja nicht verletzt oder verärgert. Natürlich muss man den Wunsch akzeptieren, wenn es dabei bleibt. Aber traurig für die Kinder ist es ja dennoch, gerade wenn man sich ansonsten als Familie an Weihnachten gesehen hat.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Was ist denn das für eine Strafe für die Kinder? Die Kinder sollten akzeptieren, wenn die Eltern gerade Zoff haben, dass ihnen nicht zum Feiern zumute ist und dass die Mutter dann eben keinen bei sich bewirten will und Besuch empfangen will. Die Kinder werden doch nicht bestraft. Sollen sie eben einfach mal so, aber eben nicht an Weihnachten, zu den Eltern fahren und dann nicht alle zusammen.

Mal überlegt, dass ein Zoff zwischen Paaren auch so an den Nerven zehrt, dass man einfach keinen um sich haben will, der vielleicht auch noch doofe Fragen stellt? Man sollte den Wunsch der Mutter nachkommen und nicht hingehen und die Aussage, dass man an Weihnachten die Eltern sehen will, ist nur eine Ausrede. Warum gerade an Weihnachten und nicht vor oder nach Weihnachten?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin zugegebenermaßen kein sehr gefühlsbetonter Mensch, weswegen ich der Meinung bin, dass es sowieso völlig unmöglich ist, sein Leben zu leben und Entscheidungen zu treffen, ohne dass alle heiligen Zeiten mal jemand "traurig" ist oder etwas "schade" findet. Ich betrachte es nicht als meinen Job, die Gefühle anderer Erwachsener zu managen oder mich lieber selber aufzureiben und schlecht zu fühlen, nur damit niemand anderes ein negatives Gefühl aushalten muss. Manchmal ist man halt traurig, und manchmal sind andere Leute der Auslöser. Das Leben ist kein Ponyhof. Und wenn es jemand als Strafe ansieht, weil ich nicht exakt das tue, was die Person von mir erwartet, kann ich auch nicht helfen.

Bei kleinen Kindern sieht es natürlich anders aus, und die Gefühle mir nahestehender Menschen sind mir selbstverständlich wichtiger, als wenn mir meine Chefin im Nebenjob schreibt, sie sei "traurig", weil ich meine Stunden reduziere oder ähnlichen Gefühlsmist. Aber wenn die Kinder sowieso zu "Besuch" kommen, werden sie wohl nicht mehr ans Christkind glauben und sich allmählich damit abfinden müssen, dass ihre Eltern auch nicht perfekt sind und ihre eigenen Sorgen haben. Das kann natürlich schon schmerzhaft und traurig sein, wenn man sonst immer in eitel Harmonie um den Tannenbaum gesessen ist und sich vollgefressen hat, aber dann muss man eben sein eigenes Weihnachten inszenieren. Früher oder später können die Eltern das sowieso nicht mehr, und die nächste Generation muss das Ruder übernehmen, so schwer es auch fallen mag.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Ob Strafe da nun das richtige Wort ist, aber in gewisser Weise ist es ja schon so. Denn die Kinder möchten ihre Mutter natürlich gern an Weihnachten sehen und für sie ist es dann schade und auch traurig, wenn die Mutter eben sagt, dass sie niemanden sehen möchte. Die Kinder haben ihre Mutter ja nicht verletzt oder verärgert.

Ich denke nicht, dass das so richtig ist und man das Verhalten der Mutter nicht als Strafe interpretieren kann. Hier ist ein erwachsener Mensch, der gekränkt und traurig ist und dabei die Notbremse zieht. Streng genommen sagt die Mutter, dass sie im Moment einfach nicht mehr kann und außer Kräften ist und das muss man auch akzeptieren.

Wenn man am Boden liegt oder in einem ganz tiefen Loch steckt, dann möchte man eben auch mal alleine sein. Leider passiert das an Weihnachten, aber das kann man auch nicht vermeiden, oder? Als Gastgeber an Weihnachten bietet man natürlich etwas zu Essen an, dekoriert oder richtet den Wohnort und einen Schlafplatz her und kommuniziert natürlich. Wenn sie vor Trauer und Wut nicht essen kann und sich keinen zusätzlichen Stress aufbrummen möchte, finde ich das völlig fair und normal.

Da finde ich das Verhalten der Kinder eigentlich viel schlimmer. Denn sie beharren darauf, dass die Mutter für sie springt und macht, obwohl es ihr nicht gut geht. Sie versuchen sie auch umzustimmen und ihren eigenen Willen zu bekommen, auch wenn die Mutter auf stur stellt und sich nicht überreden lassen möchte. Erwachsene Menschen sollten es respektieren, wenn andere Erwachsene einfach mal nicht können, auch wenn das nicht der Normalfall ist.

Die Kinder haben natürlich keine bösen Absichten und es ist verständlich, dass auch erwachsene Kinder traurig sind, wenn Weihnachten ausfällt oder man die Mama zu den Festtagen nicht sehen kann. Das ist normal und wahrscheinlich können das viele Menschen auch nachvollziehen. Aber als erwachsenes Kind soll man die Mama "auch mal machen lassen", selbst wenn man eine andere Meinung hat.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


soulofsorrow hat geschrieben:Da finde ich das Verhalten der Kinder eigentlich viel schlimmer. Denn sie beharren darauf, dass die Mutter für sie springt und macht, obwohl es ihr nicht gut geht. Sie versuchen sie auch umzustimmen und ihren eigenen Willen zu bekommen, auch wenn die Mutter auf stur stellt und sich nicht überreden lassen möchte. Erwachsene Menschen sollten es respektieren, wenn andere Erwachsene einfach mal nicht können, auch wenn das nicht der Normalfall ist.

So ist es. Ich finde, dass es ein Zeichen von geistiger Unreife ist, in so einem Fall nur die eigenen Wünsche und Bedürfnisse (Weihnachten bei Mama feiern) höher zu bewerten als die Wünsche und Bedürfnisse der Mama. Liebe sieht anders aus. Das ist nur Egozentrik und Egoismus von Seiten der Kinder, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man die Mutter wirklich lieben und respektieren würde, dann würde man nicht versuchen sie umzustimmen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



soulofsorrow hat geschrieben:
Nelchen hat geschrieben:Da finde ich das Verhalten der Kinder eigentlich viel schlimmer. Denn sie beharren darauf, dass die Mutter für sie springt und macht, obwohl es ihr nicht gut geht. Sie versuchen sie auch umzustimmen und ihren eigenen Willen zu bekommen, auch wenn die Mutter auf stur stellt und sich nicht überreden lassen möchte. Erwachsene Menschen sollten es respektieren, wenn andere Erwachsene einfach mal nicht können, auch wenn das nicht der Normalfall ist.

Die Kinder beharren doch nicht darauf, dass sie die Mutter zu Weihnachten sehen. Außerdem geht es gar nicht darum, dass sie die Mutter besuchen und diese kochen sollte oder ähnliches. Eigentlich hatte eines der Kinder alle zu sich eingeladen und eben auch die Mutter. Sie akzeptieren schon, dass diese eben gesagt hat, an Weihnachten niemanden sehen zu wollen. Dennoch finde ich es nicht verwerflich, wenn man darüber traurig ist und sich Gedanken darüber macht. Das ist doch etwas ganz anderes, als sich über den Wunsch hinwegzusetzen und dort dennoch aufzutauchen. Das hatte wohl keines der Kinder im Sinn.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Und warum genau ist das jetzt eine Strafe? Jemand hat zum Weihnachtsessen eingeladen und eine Person hat aus welchem Gründen auch immer abgesagt, mehr ist nicht passiert. Ja, man wollte Weihnachten wahrscheinlich gerne mit dieser Person verbringen, aber jetzt geht das dieses Jahr eben nicht. Na und? Trifft man sich halt an einem anderen Tag, oder hat sie sich eingemauert und lehnt jeden Kontakt zu ihrer Umwelt kategorisch ab?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich verstehe auch nicht, wo hier die Strafe liegen soll. Wenn wir einen Filmabend mit Pizza geplant haben und ich mich mit Migräne ins Bett lege, dann bestrafe ich nach der Logik den Gatten und die Kinder? Eine gute Frau, wahlweise Mutter oder sonst ein weibliches Wesen hat seine Befindlichkeiten immer hintenanzustellen, damit die Familie nicht bestraft wird, oder wie?

Es fällt doch gar nichts aus, nur eine Person ist nicht anwesend. Wo ist die Strafe oder das Drama bei der Geschichte? Wie verpeilt muss man sein, wenn man jede Handlung eines anderen auf sich bezieht? Herrgott, die Frau braucht etwas Zeit für sich. Wer so der Nabel der Welt ist, dass er das dringende Bedürfnis nach Alleinsein nicht akzeptieren kann und sich bestraft fühlt, den würde ich anstelle der Mutter gar nicht mehr besuchen. :D

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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