Jemandem Zeit geben, um sich zu ändern?

vom 08.12.2017, 00:37 Uhr

Ich habe vor einigen Monaten mal jemanden kennengelernt, mit dem ich mich freundschaftlich sehr gut verstanden habe. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht und auch viel gemeinsam unternommen. Irgendwann gab es aber immer mehr Unstimmigkeiten und ich kam mit einigen Eigenschaften des Freundes nicht mehr zurecht und er nicht mit meinen, so dass es dann auch mal zu einem richtigen Streit kam.

Im Zuge dessen meinte er zu mir, dass es besser für unsere Freundschaft wäre, einige Wochen Abstand zu halten, so dass ich mich in dieser Zeit ändern und an meinen negativen Eigenschaften arbeiten könnte. Er meinte, dass es dann auch wieder mit der Freundschaft funktionieren könnte, wenn ich es schaffe, meinen Charakter umzustellen.

Für mich war die Freundschaft nach dem Gespräch gelaufen und ich habe mich dann auch nie mehr bei dem "Freund" gemeldet. Jemandem Zeit zu geben, sich zu ändern, finde ich absolut unsinnig, egal in welcher Beziehung man zueinander steht. Wer mich nicht so mag, wie ich bin, mit dem muss ich auch nicht näher etwas zu tun haben. Habt ihr schon einmal jemandem Zeit gegeben, sich zu ändern? Wann würdet ihr das machen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wie unglaublich vermessen und arrogant von ihm. Da hätte ich mich auch nicht mehr gemeldet, zum Glück hast du ja dann schnell gemerkt, welche Positionen er so vertritt, vor allem in dieser Freundschaft oder in Freundschaften im Generellen. Man hat ihm zu Gefallen zu sein, damit der Kontakt bestehen bleiben kann, selbst hat er ja anscheinend nicht geäußert, auch etwas ändern zu müssen.

Ich glaube auch nicht an die Macht der Änderung von Menschen. Wenn das alles so einfach wäre, würden die Therapieeinrichtungen des Landes nicht so überlaufen sein und selbst jahrelange Therapien würden mehr als nur marginale Änderungsschritte vollbringen. Sich zu ändern ist eines der schwierigsten Dinge überhaupt, selbst wenn man es will. Wenn das dann auch nur ein halbherziges Vorhaben ist, weil der andere es so möchte, wird es gar nicht funktionieren.

In meiner ersten Beziehung hat es diese Diskussionen auch immer wieder gegeben. Es gab zwar kein zeitliches Limit, aber die an den Streit geknüpfte Hoffnung, dass sich etwas ändern wird, was auch unter vielen Versprechungen immer wieder versichert wurde. Es hat sich aber nie etwas dauerhaft geändert, alles war immer nur temporär. Damals wusste ich es noch nicht besser und war sehr jung und naiv.

Wobei ich auch schon als weniger junge und anscheinend aber nicht viel weniger naive Frau mal eine Beziehung hatte, in der ich sogar darum gebeten wurde, dass man an sich arbeitet und noch Zeit bräuchte, um alles umzusetzen. Da auf der anderen Seite dieser Wunsch nach Änderung gekommen ist, habe ich das natürlich viel ernster genommen und auch so akzeptiert. Aber selbst da hat die Zeit und der Wille nichts gebracht.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


In so einem Fall passt es einfach nicht, da kann man sich auch nichts erzwingen. Die vermessene Meinung, dass sich jemand anderes ändern müsste um ins eigene Bild zu passen ist mir fremd. So bin ich nicht. Wenn es nicht passt, dann sage ich das auch und dann ist es eben so. Menschen zu ändern bringt ja nichts, denn diese verstellen sich dann auch nur und wollen das eigentlich nicht. Erwachsen ist das auf jeden Fall nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde so ein Verhalten auch sehr anmaßend und arrogant. Sicher kann man sich ändern, aber man kann eben nur sich selber ändern und keine anderen Menschen. Und dann von anderen Menschen zu erwarten, dass diese sich ändern, damit eine Freundschaft weiter funktioniert, das finde ich schon sehr dreist. Vor allem finde ich es heftig, dass er nie vorgehabt hat, auch an seinem Verhalten etwas zu ändern, was ja eben auch dazu führte, dass die Freundschaft einfach nicht mehr passte.

Ich würde nie jemand anderen ändern wollen, beziehungsweise das versuchen, eine Person zu ändern. Wenn es in einer Freundschaft nicht mehr funktioniert, dann kann man sich sicher fragen, woran das liegt. Und wenn es dann so ist, dass man mit bestimmten Eigenarten der anderen Person nicht so zurechtkommt, dann würde ich eine Freundschaft beenden oder zumindest einschränken. Wenn jemand auf mich zukäme und mir sagen würde, dass ich mich nur ändern müsse, damit die Freundschaft wieder gut läuft, dann würde ich auch direkt einen Schlussstrich ziehen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke nicht, dass die Freundschaft einen Sinn hat, wenn sich beide ändern müssten, um miteinander klar zu kommen. Dann sollten sie sich einfach beide andere Freunde suchen. Denn diese findet man ja auch nicht an jeder Straßenecke. Deshalb kann man auch nicht davon ausgehen, dass man jetzt aufsteht und sich gleich mit dem Typen hinter der Wursttheke befreundet.

Also ich selber würde mich höchstens für einen Menschen, den ich liebe ändern. Aber dann auch nur ein Stück weit, weil ich einsehe, dass es mir selber auch besser täte, wenn ich mich ändern würde. Ansonsten muss ich mich selber so wohl fühlen, wie ich bin. Und wenn ich nicht mehr ich selber wäre, dann wäre ich auch nicht mehr selbstbewusst und würde mich auch nicht mehr wohl in meiner Haut fühlen.

Man sollte sich wirklich nur ändern, wenn es für das weitere Wachsen oder Funktionieren einer Freundschaft oder Partnerschaft erforderlich ist. Und dann darf es auch niemals einseitig sein, so finde ich.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


In meinen Augen kann eine Freundschaft gar keinen Bestand haben, wenn nicht beide Parteien ebenbürtig und auf Augenhöhe sind. Ich hatte selbst das Vergnügen, eine aufkeimende Freundschaft begraben zu müssen, weil man mir alleine an Kommunikationsproblemen und daraus resultierenden Missverständnissen die Schuld gibt und von mir alleine eine Besserung und Änderung fordert, hat das gar keinen Sinn.

Ich meine, wo soll ich alleine mich bitteschön bessern, wenn die andere Person sich ständig widerspricht und sich alles andere als klar ausdrückt und sich dann beschwert, ich hätte sie missverstanden und nicht zugehört? Wenn man sogar auf konkrete Nachfrage hin, widersprüchliche Aussagen macht?

Zwischenmenschliche Kommunikation ist in meinen Augen etwas, an dem beide Parteien arbeiten müssen, damit es funktioniert und weniger Missverständnisse aufkommen. So eine Freundschaft, wo man nicht auf Augenhöhe ist und immer nur einer Schuld an allem ist und sich ändern und anpassen muss, ist in meinen Augen keine echte Freundschaft, sondern nur ein Fall für die Tonne.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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