Jemand der unglücklich ist bleibt für immer unglücklich?

vom 11.03.2015, 17:47 Uhr

Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen (''52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen'' von Rolf Dobelli) und in diesem wurde mehrfach erwähnt, dass glückliche Menschen in der Regel ihr Leben lang glücklich bleiben und unglückliche Menschen bleiben auch unglücklich. Das bedeutet, dass ein glücklicher Mensch seine Familie verlieren könnte, arbeitslos werden könnte und ihm viele andere böse Dinge zustoßen könnten und der Mensch würde immer noch strahlen.

Im Umkehrschluss würde jemand, der unglücklich ist, sich auch nur kurzzeitig über einen Lottogewinn freuen und sobald die Freude vorbei ist, würde er wieder genauso unglücklich sein wie vorher auch. Das wäre genetisch einfach so gegeben und es bestehen bei Menschen ja auch Unterschiede in der Ausschüttung unterschiedlicher Hormon die für Stimmungsschwankungen verantwortlich sind.

Ich selbst kann das Phänomen absolut bestätigen. Ich kenne Menschen die sind einfach lebendig gewordene Honigkuchenpferde. Man kann sich mit ihnen streiten und zwei Minuten später rufen sie einen an und freuen sich wieder den Ast ab, als wäre nie etwas gewesen. Wenn etwas ansteht was andere belastet, dann scheinen diese Personen das überhaupt nicht mitzubekommen, es sei denn natürlich, man spricht sie darauf an, dann versichern sie einem gewissenhaft, dass sie ebenso an dem Prüfungsstress leiden würden, wie jeder andere auch.

Ich kenne auch unglückliche Menschen die sich einfach über nichts freuen können. Wenn sie eine Eins haben, wollen sie lieber eine Eins plus, haben sie eine Eins plus, dann finden sie das nicht toll, weil der Lehrer sie vielleicht nicht gut genug gefordert hat. Haben sie genug Geld für ein Auto gespart sind sie deprimiert darüber, dass das Auto wahrscheinlich nur einige Jahre lang halten wird und sie sich danach wieder ein neues kaufen müssen und so weiter und so fort. Leider gehöre ich auch zu dieser Kategorie.

Habt ihr diese Beobachtung bei euch oder bei Bekannten und Familienangehörigen auch schon bemerkt oder ist euch das eher fremd? Denkt ihr das es möglich ist, dass ein eher unglücklicher Mensch sich auf einmal total umkrempelt und sich über alles freuen kann? In welche Kategorie schätzt ihr euch ein?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde, das sind zwei Extremfälle - die immer Glücklichen und die immer Deprimierten. Die meisten Menschen sind ja irgendwo dazwischen. Es ist doch eigentlich normal, dass man sich über Schönes freut und über Unschönes deprimiert ist, dass sich also die Stimmung je nachdem, was gerade passiert, verändert, dass die Emotionen je nach Situation variabel sind.

Wer immer heiter ist, der ist mir irgendwie suspekt. Ich glaube, solche Menschen sind manchmal schwer zu ertragen, weil deren übertriebene Fröhlichkeit auch anderen auf die Nerven gehen kann. Und genauso ist es mit Menschen, die immer deprimiert sind, das ist auch für das Umfeld schwer zu ertragen und dann sind die Betroffenen vielleicht erst recht deprimiert, weil sie sich alleine fühlen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke auch, dass es in dem Fall nicht nur schwarz oder weiß gibt. Viele Menschen haben ein glückliches Leben und immer wieder Phasen, in denen es auch mal unglücklich zugeht. Und umgekehrt genauso. Ich denke manchmal, dass die Menschen, die immer nur strahlen nach außen hin so sind und im inneren vielleicht auch unter Problemen leiden.

Ich kannte auch eine Frau, die immer fröhlich war und viel gelacht hat. Ihnen ist das dann halbe Haus abgebrannt und sie war trotzdem immer noch die fröhliche Person. Auch als ihr Mann ganz plötzlich starb, hat sie nach der Trauer ihre Fröhlichkeit wieder gefunden. Sie ist dann an Krebs erkrankt und letztendlich daran gestorben. Aber auch während der Krankheit, war sie immer fröhlich, wenn ich sie gesehen habe. Ich finde das schon wirklich beeindruckend und stelle es mir auch nicht einfach vor, seine Fröhlichkeit oder das Glücklichsein so zu bewahren.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Diese Extreme gibt es sicherlich aber dennoch denke ich, dass die meisten Menschen mit ihrer Einstellung irgendwo dazwischen liegen.

Es ist ja immer eine Frage der Einstellung, wie man gewisse Dinge sieht. Manche Menschen sind eher pessimistisch eingestellt, andere optimistisch, wobei auch das in unterschiedlichen Lebensphasen oder Situationen variieren kann. Man verändert sich ja auch im Laufe des Lebens.

Diese Dauergrinser, die nichts aus der Fassung bringt, sind mir ehrlich gesagt genau so suspekt, wie die Leute, die in jeder Suppe noch ein Haar finden, egal was man auch tut oder was passiert.

» Sandra980 » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 12,41 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Diese Beispiele würde ich auch eher den Extremen zuordnen und nicht als normalen Durchschnitt deklarieren. Ich denke, dass die meisten Menschen im gesunden Mittelfeld angesiedelt sind und sowohl glückliche und unglückliche Momente kennt, die sich aber in der Waage halten.

Bei den Extremen, wo sich kein Gleichgewicht einstellt, würde ich schon eine neurologische Erkrankung vermuten, gerade im negativen Extrem. Normal finde ich das nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke, dass unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen und vor allem, dass man sich als Laie und Außenstehender nicht von einer "glücklichen" Fassade blenden lassen sollte. Schließlich wird dir von klein auf vermittelt, dass negative Emotionen im wahrsten Sinn des Wortes nicht gern gesehen sind und dass du, um gemocht zu werden, gefälligst angenehm im Umgang zu sein hast. Lächeln, Frohsinn und "Glücklichsein" zu verbreiten gehört da in jedem Fall dazu, und wie es in dir wirklich aussieht, ist vor allem dein Problem.

Davon abgesehen habe ich auch den Eindruck, dass eine positive Grundstimmung durchaus auch Veranlagung sein kann und nicht nur äußere Faktoren eine Rolle spielen. Manche Leute fallen schon bei schlechtem Wetter komplett auseinander, bei anderen entsteht zumindest der Eindruck, dass ihnen die Bude abbrennen könnte, und es würde sie nicht dauerhaft erschüttern. Wobei ich auch Kindheits- und allgemeine Lebenserfahrungen nicht außer Acht lassen würde. Wenn dir bisher wirklich nichts Schlimmeres widerfahren ist als ein Regenschauer, wirkt sich das natürlich auch auf deine Grundhaltung aus.

Nach meinem Eindruck ist ebenso an Zuviel an kritischem Denken oder, ganz offen gesagt, analytischer Intelligenz eher hinderlich für gute Laune und Glücklichsein, was angeblich sogar durch Studien bewiesen ist. Wer zu viel denkt und sich mit abstrakten Themen geistig auseinandersetzt, neigt statistisch gesehen eher zu Depressionen als die ZeitgenossInnen, die ich insgeheim als Golden Retriever bezeichne. Sonnenschein, Bällchen, bisschen nette Abwechslung - alles wunderbar im Leben!

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kann deine Beobachtungen bezüglich der Unterschiede zwischen glücklichen und unglücklichen Menschen absolut bestätigen. Es ist erstaunlich, wie manche Menschen selbst in den schwierigsten Situationen positiv bleiben können, während andere bei kleinsten Problemen völlig verzweifeln.

Es stimmt sicherlich, dass genetische Unterschiede und Hormonausschüttungen eine Rolle spielen können, aber ich denke auch, dass die persönliche Einstellung und die Fähigkeit, die Dinge in einem positiven Licht zu sehen, eine große Rolle spielen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich auf der unglücklichen Seite der Skala stehe und dass es schwer ist, aus dieser Negativität herauszukommen. Aber ich denke, dass es möglich ist, sich zu ändern und glücklicher zu werden.

Ein wichtiger Schritt ist es, sich bewusst zu machen, wie man denkt und spricht. Negative Gedanken und Ausdrucksweise können einen tief in die Negativität ziehen, während eine positivere Einstellung dazu beitragen kann, das Glück zu fördern. Man sollte sich bewusst auf die Dinge konzentrieren, die man schätzt und die einem Freude bereiten und nicht so sehr auf die Dinge, die nicht so gut laufen. Natürlich ist es nicht immer einfach, aber es lohnt sich, daran zu arbeiten.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, sich selbst und seine Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Wenn man sich um sich selbst kümmert und Dinge tut, die einem Freude bereiten, kann das auch dazu beitragen, das Glück zu fördern. Es ist auch wichtig, Unterstützung von Freunden und Familie zu suchen und nicht alles alleine zu tragen.

Letztendlich denke ich, dass jeder die Fähigkeit hat, glücklicher zu werden, wenn er bereit ist, daran zu arbeiten. Es ist sicherlich nicht einfach, aber es ist möglich. Man muss nur anfangen, an sich selbst zu arbeiten und sich bewusst auf die positiven Dinge im Leben zu konzentrieren.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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