Jeder Hund kann gehorchen lernen Dirk Lenzen , lesenswert?
Ich lese immer mal wieder etwas über das Buch : Jeder Hund kann gehorchen lernen. Dabei geht es um die so genannte Leckerchen Lüge und das Hunde dadurch nur vermenschlicht werden und man eben auch seinen Hund erziehen kann, in dem man auf die Gabe die von Leckerchen verzichtet. Dies würde sogar eine besser Bindung zwischen Hund und Halter aufbauen.
Nun spiele ich schon länger mit dem Gedanken, mir dieses Buch zu kaufen. Allerdings sind die Rezensionen bei Amazon so unterschiedlich und durchwachsen, dass ich mir da doch unsicher bin. Dirk Lenzen kenne ich nur aus verschiedenen Artikeln aus einer Hundezeitschrift.
Würdet ihr das Buch empfehlen? Ist es für einen Hundehalter empfehlenswert? Oder haltet ihr die Thesen für Blödsinn und würdet eher von einem Kauf abraten?
Nun, wenn man bei der Hundeerziehung zurück in die Steinzeit möchte, dann ist das Buch genau richtig. Es bietet veraltete Erkenntnisse, denn der Autor reitet auf der guten alten Rudeltheorie. Nur sind Hunde keine Rudeltiere, sie leben semi-solitär. Außerdem gibt es keine artübergreifenden Rudel.
Dann behauptet er gleich weiteren Nonsens, dass ein ranghohes Tier niemals Futter abgibt. Das passt nun aber weder zum Leben von Wolf noch zum Leben von Hunden. Außerdem hat der Autor das Belohnen offensichtlich nicht verstanden, denn wenn eine Belohnung eine Bestechung ist, dann macht der Mensch grundsätzlich etwas falsch. Ob die Belohnung dabei aus Futter besteht, das ist unerheblich.
Genauso witzig ist sein Widerspruch, dass er Futter für die Tricks verwendet, aber Sitz und Platz so klappen müssen, weil das Unterordnung sein soll. Hoffentlich hat er das auch den Hunden erklärt, die sehen da nämlich keinen Unterschied. Ob ein Hund zuverlässig reagiert, liegt daran, wie sein Mensch ihm eine Übung vermittelt, nicht an der Übung selbst.
Dann lehnt er Leckerchen ab, weil der Hund die Ressource in der Tasche des Menschen verteidigen könnte. Klar, das kann passieren. Aber das Leckerchen aus der Tasche zu entfernen, bekämpft nur das Symptom. Der Hund könnte auch seinen Menschen selbst, einen Ball, einen Stock, ein Blatt oder einen Stein bewachen. Da ist der Mensch gefragt, der macht den Fehler.
Dann befürwortet er auch noch das Stachelhalsband für manchen Hund. Das steht ganz im Sinne der gewaltfreien Erziehung, wie sie angeblich unter Hunden üblich sein soll. Hat der Autor schon einmal Hunde unter sich gesehen? Wie soll ein Mensch das bitte gewaltfrei umsetzen? So naturnah wie mit dem Stachelhalsband?
Ich bin auch keine Leckerchen-Tante und benutze die nur zu Beginn, um bestimmte Bewegungen zu etablieren. Komischerweise funktionieren meine Hunde zuverlässig in extremen Situationen. Es geht doch gar nicht darum, was man macht, es geht um das Wie. Und das muss zum Team passen. Nur weil man auf Futter verzichtet, versteht man nicht, wie lernen funktioniert.
Das dieser Mensch so krass Ansichten hat, wusste ich nicht. Dann werde ich mir das Geld sparen und lieber in ein anderes Hundebuch investieren. Stachelhalsbänder gehen gar nicht. Und ich habe auch nicht immer Leckerlis in den Taschen, wenn ich mit meinen Hunden unterwegs bin. Man kann ja durchaus auch mit Stimme oder Streicheln loben.
Ich fand die Artikel von Herrn Lenzen in den Hundezeitschriften schon immer etwas fragwürdig. Da werde ich dann von dem Buchkauf absehen. Vielen Dank für deine Hinweise, cooper.
Es gibt so viel mehr an Belohnungen als nur Futter, Spiel, Streicheln oder Stimme. Du kannst beispielsweise mit Premack-Belohnungen arbeiten, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Diese Belohnung kannst du sowieso nie mit einer Alternative toppen, weil es das ist, was der Hund gerade wirklich will.
Man muss natürlich unterscheiden, ob diese Belohnung gerade ungefährlich möglich ist oder nicht. Aber wenn der Hund unbedingt den anderen Hund begrüßen möchte und auch darf, dann gibt es für den Hund in diesem Moment keine größere Belohnung als die Freigabe zum Toben. Das funktioniert in unzähligen Varianten. Natürlich kann man den Hund zur Belohnung nicht jagen lassen. Aber Spielen, Rennen, Schwimmen, Schnüffeln oder Graben geht, falls Hund das gerade dringend tun möchte.
Außerdem halten Hunde negative Folgen für Fehlverhalten und Frustration sehr gut aus. So agieren sie untereinander, das verstehen sie. Das heißt nicht, dass man schlagen, rucken oder schreien sollte. Aber ein Hund hält eine negative Rückmeldung, beispielsweise ein Wort für falsches Verhalten, nicht nur aus, er kann sie umsetzen und schneller das gewünschte Verhalten anbieten.
Eine Langleine am Geschirr ist auch nicht positiv und schafft Frustration, weil der Hund sein Ziel nicht erreichen kann. Aber so bekommt man die Chance, ein alternatives Verhalten sicher zu etablieren. Ob Hunde gehorchen, liegt nicht an der Methode. Es klappt, wenn der Mensch versteht, was er da eigentlich macht.
Das aus menschlicher Sicht fast gleiche Training kann für den Hund etwas vollkommen anderes bedeuten. Nehmen wir an, du möchtest nach dem Rufen einen korrekten, geraden Vorsitz. Jetzt ist der Hund da und sitzt schief. Du lässt ihn nach rutschen, damit er gerade wird und bestätigst.
Was hat der Hund gelernt? Nach dem Kommen und Hinsetzen gibt es erst eine Belohnung, wenn man den Hintern seitlich bewegt. Tatsächlich hat sein Mensch das schiefe Sitzen verstärkt. Zerlegst du die Übung dagegen und lässt den Hund nur nach rutschen und bestätigst unter immer schweren Bedingungen nur die korrekte Position, lernt der Hund, diese direkt einzunehmen und sitzt in Zukunft korrekt.
Danke für die Tipps! Vielleicht solltest du mal ein Buch schreiben, cooper. Ich versuche immer mal etwas umzusetzen, was ich höre oder lese und für sinnvoll erachte. Aber ich mache sicherlich nicht alles richtig. Aber ich bin ein Hunderatgeber Verschlinger und könnte da fast alles lesen, was mir in die Hände fällt.
Daher bin ich auch auf das Buch von Dirk Lenzen gestoßen. Ich dachte, dass es interessant sein könnte, da eben die Meinungen bei Amazon dazu so sehr auseinander gehen.
Ach, eigentlich braucht man keine Massen an Büchern, gesundes Basiswissen über Lernverhalten reicht. Denn es gibt kein Patentrezept, wie man etwas vermittelt. Es muss zu diesem Menschen mit diesem Hund passen. Ich habe beispielsweise kein Talent zum Clickern. Ich nutze den Click nur als Markersignal, dass auch ein Helfer geben kann. Deshalb ist die Methode nicht schlecht, es ist nur nicht mein Ding.
Dazu kommt der Hund. Jeder Hund tickt anders, deshalb muss das Konzept zum Hund passen. Ich habe aktuell fünf Stück, alle lernen das gleiche Programm der KNPV. Und obwohl immer ich ausbilde und die Hunde alle einer Rasse entspringen und charakterlich ähnlich gelagert sind, haben sie manche Übung ganz anders erlernt als die anderen. Es muss passen, dann klappt es auch.
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