Je nach Wohnort wissen ob jemand Kassenpatient ist?
Ich habe bei Facebook in einer Gruppe mitbekommen, dass eine junge Frau auf der Suche nach einem guten Hausarzt ist, der gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann. An sich ja gar nichts ungewöhnliches. Sie schrieb aber auch aus welchem Stadtteil sie kommt und dass sie Kassenpatientin sei und daher keinen Arzt möchte, der nur Privatpatienten behandeln möchte.
An sich ja echt nichts ungewöhnliches, aber ihr Stadtteil ist bei uns als sozialer Brennpunkt bekannt und entsprechend stigmatisiert. In dem Fall ist es meiner Meinung nach überflüssig, extra zu betonen, dass man Kassenpatient ist und einen entsprechenden Arzt sucht, der nicht nur Privatpatienten nimmt.
Denn gerade da will keiner wohnen, der es sich leisten kann, auch woanders zu wohnen, wenn ihr versteht was ich meine. Findet ihr es logisch, dass man vom Wohnort direkt darauf schließen kann, ob jemand Kassenpatient ist oder nicht? Hättet ihr in dem Fall auch betont, dass ihr einen Arzt für Kassenpatienten sucht oder findet ihr das überflüssig?
Logisch finde ich das jetzt überhaupt nicht. Nicht alle Selbständigen verdienen so gut, dass sie sich eine tolle Wohnung leisten können. Als Selbständiger kann man sicher aber privat versichern und wenn man jung ist, ist das tatsächlich billiger als wenn man sich bei einer gesetzlichen Krankenversicherung freiwillig versichert. Ich war selbst erstaunt als ich die Zahlen gesehen habe, weil ich immer davon ausgegangen bin, dass eine private Krankenversicherung auf jeden Fall immer teurer ist.
Ich muss sagen, dass ich mit solchen pauschalen Aussagen sehr vorsichtig wäre. Sicher gibt es in Städten bessere und schlechtere Viertel, aber trotzdem würde ich nie behaupten, dass ich es nach dem Wohnort sicher beurteilen könnte, ob jemand Kassenpatient ist oder nicht. Privatpatienten sind nicht zwingend reich und so würde ich mich nicht überheblich hinstellen und sagen, dass es klar ist, dass jemand Kassenpatient ist, wenn er dort wohnt.
Es gibt ja nicht nur Selbstständige, die kaum verdienen, wo sollen Täubchens Meinung nach denn Beamte der Besoldungsstufe A2 leben? Und was ist mit manch ehemaligen Selbstständigen, die in Rente nur knapp die private Krankenversicherung stemmen können? Wer meint, der Wohnort sagt etwas über den Krankenversicherungsstatus aus, der lebt abseits jeglicher Realität.
Ich wäre da wirklich vorsichtig mit dem, was ich schreibe. Ich kenne einige Menschen, die nicht schlecht verdienen und dennoch in einer absolut nicht guten Gegend wohnen, einfach weil es sehr sehr günstig ist dort zu wohnen und man doch einige Vorteile dort hat, die man woanders nicht hat. Zum Beispiel gibt es Parkplätze zu den Häusern gehörig, die man nutzen kann, was in der Stadt sonst eher Mangelware ist. Deswegen würde ich nicht pauschal davon ausgehen, dass man Kassenpatient ist. Wenn man selbstständig ist und wenn es vielleicht nicht gut läuft, muss man ja auch wo wohnen.
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