Je länger die Beziehung desto weniger Redebedarf?
Ich habe gestern mit einem meiner Onkel telefoniert, wobei ich einen Termin bestätigen wollte, an dem wir ein Treffen geplant hatten. Er erzählte bei der Gelegenheit auch von seinem Urlaub und welche Sorgen er hatte, als sein Kind krank geworden ist und für fluguntauglich erklärt wurde. Seit Dienstag ist seine Frau auch mit dem Kind wieder da und es normalisiert sich langsam alles.
Da ich ihn dann eh demnächst sehe, wollte ich dann das Ende des Gesprächs einleiten und meinte dann, da die Kinder schon schlafen könne er sich ja um seine Frau kümmern und sich gezielt Zeit für die Beziehung nehmen, um sie zu pflegen und mit seiner Frau zu sprechen. Gerade im Alltag bei mehreren Kindern kommt der Partner ja manchmal unfreiwillig zu kurz. Daraufhin meinte er nur, dass seine Frau unterwegs sei und die beiden sich mittlerweile wortlos verstehen würden ohne großartig miteinander zu sprechen.
Ich bin mittlerweile schon 3,5 Jahre mit meinem Freund zusammen und ich merke bei uns auch, dass wir beim jeweils anderen schon die Blicke lesen können und dann genau wissen was der andere in der jeweiligen Situation denkt. Aber flächendeckend kommt das nicht vor, aber mir ist klar, dass man meine relativ "frische" Beziehung nicht mit seinen 15 Jahren Ehe vergleichen kann. Da kennt man sich definitiv viel länger. Aber so ganz ohne Kommunikation kann ich mir das auch nicht vorstellen.
Was meint ihr dazu? Ist es wirklich so, dass man immer weniger Redebedarf hat, je länger die Beziehung ist, weil man einfach alles von den Augen ablesen kann und weiß, was der andere denkt?
Auch wenn ich natürlich auch mit Blicken mit meinem Partner kommunizieren kann, habe ich es lieber, wenn wir gemeinsam reden und wir reden tatsächlich auch noch viel. Wir tauschen uns dann darüber aus, was gerade so in den Nachrichten kam, wie der Tag war und was vielleicht so ansteht. Eigentlich gibt es immer etwas zum Reden und so kann ich das mit dem weniger Redebedarf eigentlich nicht bestätigen, wobei ich auch Paare kenne, bei denen das nicht so ist.
Mein Ex-Freund und ich waren schon eine Zeit zusammen. Vier Jahre. Da war irgendwie immer Redebedarf, aber auch weil er als Polizist immer etwas zu erzählen hatte und ich ebenso. Da war der Redebedarf natürlich allgegenwärtig und man konnte sich nicht langweilen.
Ich beobachte es allerdings in meinem Freundeskreis, dass spätestens nach zwei Jahren bei vielen der Ofen im wahrsten Sinne des Wortes aus ist. Das ist schon wirklich heftig, wie wenig Redebedarf auf die Dauer entsteht. Dabei erleben wir doch alle am Tag etwas besonderes, nerviges usw. Wieso passiert so etwas? Lassen wir die Routine zu einfach zu oder ist es das auf einmal herrschende Desinteresse, weil man ja alles kennt?
Ich versuche eigentlich immer und wenn es politische Themen, die sehr hitzig werden können, ein Thema zu finden. Langeweile kann ich im Allgemeinen nicht leiden. In Moment wohne ich mit meiner besten Freundin zusammen und gleichzeitig meiner Ex-Freundin. Also wir waren einmal zusammen.
Wir verstehen uns perfekt. Es gibt nichts geileres, als abends nach Hause zu kommen, zu quasseln usw. Wir haben uns heute noch so viel zu sagen, dass ich gar nicht weiß, wieso andere nicht.
Mein Freund und ich denken oft im gleichen Moment das gleiche und haben denselben Gedanken. Außerdem können wir uns auch problemlos mit Blicken verständigen. Dennoch ist es auf gar keinen Fall so, dass wir kaum miteinander reden. Ich würde sagen, dass wir uns als Paar wirklich sehr viel unterhalten und regelmäßig intensive Gespräche führen, die über Smalltalk hinausgehen. Wir unterhalten uns oft und gerne über unsere Zukunftsvorstellungen und Wünsche, aber auch über politische Themen und dergleichen.
Im Prinzip kann ich schon mit meinem Freund kommunizieren, indem ich ihm nur einen Blick zuwerfe. Allerdings leidet unsere Kommunikation deshalb aber nicht darunter. Wir reden jeden Tag mehr als genug miteinander und es ist auch auf gar keinen Fall so, dass es nichts zu erzählen gäbe. Gesprächsstoff haben wir wirklich immer mehr als genug.
Für mich wäre das das Ende einer Beziehung, wenn nicht mehr geredet wird. Das macht für mich auch den Unterschied einer glücklichen und einer unglücklichen Ehe aus. Wenn ich mich da an manche Nachbarn aus meiner Kindheit erinnere.
Natürlich hat man nicht mehr so viel Redebedarf, was Alltägliches angeht.Man muss nicht mehr so viel fragen, was man mitbringen soll, ob der andere zu etwas Lust hat oder wie er manche Dinge findet, weil man das einfach weiß.
Aber wenn ich so zurückdenke, dann haben sich die wirklich glücklichen Paare immer Zeit füreinander genommen und geredet. Welche Themen da angebracht sind, das kommt auf das Paar an. Nur gibt es eben so Gegenbeispiele. Das hieß es "Guten Morgen", jeder verschwand hinter seiner Zeitung, angesprochen wurden maximal die Kinder und nach dem Frühstück verabschiedete man sich kurz.
Dann kamen am Abend wieder alle zusammen und es herrschte das große Schweigen, die Unterhaltung bestritt der Fernseher. Das ist doch gruselig. Da wurden nur die nötigsten Worte miteinander gewechselt und die waren auch noch jeden Tag gleich. Das sind dann die wenigen Menschen, die ich kenne, die in ihrer Ehe unglücklich sind.
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