Ist Zufriedenheit eine Entscheidung oder ein Gefühl?
Eine Bekannte und ich sind in dieser Hinsicht völlig unterschiedlicher Meinung. Ich bin der Ansicht, dass Zufriedenheit und Glücklichsein eine Entscheidung sind. Soll heißen, wenn man unzufrieden mit etwas bestimmtem ist, dann muss man die Situation eben so ändern, dass man eben zufrieden ist.
Besagte Bekannte ist jedoch anderer Meinung. Sie meint, dass Zufriedenheit und Glücklichsein eine Emotion wäre und Emotionen könnte man nicht durch Taten bewusst beeinflussen. Das würde eben so kommen und gehen und man müsse sich damit abfinden. Wie steht ihr zu diesem Thema? Meint ihr, dass Zufriedenheit und Glücklichsein eine Entscheidung ist oder eher ein Gefühl? Wie handhabt ihr das? Habt ihr entschieden, glücklich und zufrieden zu sein und handelt entsprechend? Oder findet ihr euch eher mit Situationen ab und ändert nichts zu euren Gunsten?
Ich versuche das Leben an sich und die Situationen, in denen man sich befindet positiv zu betrachten oder zumindest etwas Positives daraus ziehen. Ich gebe mich nicht einfach meinem Leben hin, sondern versuche auch schlimme Dinge irgendwie zu verarbeiten und wieder glücklich zu werden oder etwas für mich daraus ziehen, dass ich es wieder zufrieden und glücklich betrachten kann.
Natürlich ist es auch irgendwie eine Emotion, aber man kann Zufriedenheit auch durchaus beeinflussen. Gemerkt habe ich das beispielsweise schon im Weihnachtsstress. Damals saßen mein Mann und ich im Auto, auf den Weg Gurken zu kaufen, weil meine Schwiegermutter keine mehr hatte und absolut im Stress und mit eigentlich schlechter Laune musste ich irgendwann lachen. Man muss sich dem Stress, dem Ärger nicht hingeben, sondern kann durchaus auch zufrieden sein oder alles positiv beeinflussen, dass man wieder glücklich ist. Man hat doch gar keine Zeit immer nur mies gelaunt und böse zu sein, dafür ist das Leben zu kurz.
Ich finde, dass Zufriedenheit beides bedeutet, einerseits ist es eine Entscheidung, andererseits ein Gefühl. Aber selbst Gefühle und Emotionen lassen sich beeinflussen oder lenken und sind nicht in Stein gemeißelt.
So kann ich bedrückt darüber sein, dass mich eine gute Freundin versetzt und ich mich aber sehr darauf gefreut habe, mit ihr einen Nachmittag zu verbringen, oder ich kann mich dafür entscheiden, die Zeit anderweitig zu nutzen, vielleicht für ein schönes Bad oder einen Spaziergang und den Fokus eben anders setzen. Auf etwas Positives. Das schafft Zufriedenheit.
Ich denke, dass es beides bedeuten kann und dass man es immer von der jeweiligen Situation abhängig machen muss. Wenn man unzufrieden ist, aber etwas an der Situation ändern kann, dann sollte man das natürlich machen, aber nicht immer ist das so leicht möglich. Wenn man nichts ändern kann, dann ist die Unzufriedenheit aber für mich keine Entscheidung, sondern ein Gefühl.
Ich kann hier keine messerscharfe Grenze ziehen. Rein von der Definition her ist Zufriedenheit natürlich ein Gefühl, aber das schließt ja nicht aus, dass Gefühle von unterschiedlichen inneren und äußeren Faktoren bestimmt und gesteuert werden und nicht völlig grundlos und unberechenbar kommen und gehen. Zumindest in meiner Psyche.
Beispielsweise würde es mir schwerfallen, mich glücklich und zufrieden zu fühlen, während ich eine Zahnfüllung bekomme, da Stress und Angst vor dem Zahnarzt. Aber wenn ich gerade Zeit habe und mich nur etwas welk fühle, kann ich mich sehr wohl dafür entscheiden, mein Zufriedenheitslevel zu erhöhen, indem ich etwas Angenehmes oder Unterhaltsames mache wie etwa ins Café oder spazieren zu gehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand einerseits in der Gesellschaft funktioniert, andererseits nie gelernt hat, seine Gefühle zu regulieren und wie ein Kleinkind jedes Gefühl ungefiltert kommen und gehen lässt.
Sicher kann das beides bedeuten. Man kann sich bewusst dazu entscheiden, etwas positiv zu sehen. Vieles ist ja einfach eine Sache der Sichtweise. Man kann sich oft selbst dazu entschieden, ob man etwas positiv oder negativ sieht. Man kann ja auch an seiner Einstellung arbeiten und lernen, Sachen positiv zu sehen und damit dann auch zufrieden zu sein. Damit ist es also durchaus eine bewusste Entscheidung.
Allerdings kann man ja auch nur bedingt seine Gefühle steuern und an seiner Sichtweise arbeiten. Bei manchen Sachen ist man seinen Gefühlen quasi ausgeliefert - dann beispielsweise, wenn man sich in jemanden verliebt, obwohl man weiß, dass er nicht gut für einen und außerdem auch schon in einer Beziehung ist.
Manchmal kann man ja nichts für seine Gefühle machen und ist dann eben einfach zufrieden oder nicht, ohne dass man aktiv etwas an diesem Gefühl an sich ändern kann. Man kann ja aber dafür oft etwas an der Sache selbst ändern und so erreichen, dass man wieder zufrieden mit etwas ist.
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