Ist unsere Jugend nicht mehr so belastbar?
Ich habe manchmal das Gefühl, dass die momentane Generation der Jugendlichen nicht mehr so belastbar ist, wie ich es aus meiner Jugend kenne. Ich weiß auch nicht ob man das auf alle möglichen Bereiche so sagen kann, aber ich bekomme eben hier und da schon mal was mit, was mich sehr nachdenklich stimmt. Natürlich hinkt der Vergleich vielleicht etwas, aber ich denke schon, dass die Jugend zu meiner Zeit wesentlich aktiver war und das durchweg. Ich bin jetzt 43 und Trainer einer Basketball-Gruppe. Es geht auch eher weniger darum, für irgendwas zu trainieren, sondern um Spaß zu haben. Daher finden immer viele Spiele statt. Natürlich trainieren wir und da auch noch ein wenig. Aber was immer wieder auffällt ist, dass viele Jugendliche, viel zu schnell aufgeben oder eben auch viel zu schnell aus der Puste sind. Es ist natürlich nicht der Regelfall, aber man sieht das eben doch schon recht häufig.
Natürlich ist die Zeit heute anders. Wenn wir früher die Möglichkeit gehabt hätten an der Konsole zu sitzen, oder am PC, dann hätten wir das wahrscheinlich auch getan. Aber ich denke nicht, dass das der einzige Grund ist. Ich finde, grade in unserer Region, wird es den Jugendlichen immer schwerer gemacht. Das stellen wir hier seit Jahren immer häufiger fest. Sportstätten, die frei zugänglich sind, verschwinden mehr und mehr aus dem Umfeld, oder lässt man einfach verrotten. In den größeren Städten geht das alles noch, aber hier auf dem ländlichen, ist das alles etwas schwerer geworden. Es ist hier nicht so, als würde man Kilometer weit fahren müssen bis zum nächsten größeren Kaff, von daher ist das hier keine Einöde, aber man setzt eben die Prioritäten falsch.
Wir waren früher sehr viel mehr draußen, weil wir aber auch die Möglichkeiten hatten, oder einfach besser genutzt haben. Wir haben uns früher aus Dachlatten Gewehre gebaut und haben damit im Wald krieg gespielt. Wir sahen danach aus wie die Schweine, aber wir hatten den ganzen Tag Spaß. Heute würde sowas als nicht tragbar gelten, wie können die Kinder den Krieg spielen? Ich habe seit Jahren keine Kind mehr gesehen, was nach Hause kam, wo die Hose schon fast alleine stehen konnte vor Lauter Dreck. Das gibt es heute einfach nicht mehr. Wir haben es Bunt getrieben damals, bis wir richtig verdreckt waren, und wenn es dann so war, dann haben wir nochmal so richtig Gas gegeben. Kinder erleben sowas heute nicht mehr, es sein denn, es geht dann in einen Kindergarten, was solche Ausflüge noch recht häufig macht, wo sich die Kinder mal noch so richtig Dreckig machen können. Oder es müssen eben Kinder sein, die Tatsächlich noch auf einem Bauernhof aufwachsen.
Ich finde das fehlt den Kindern heute alles ein wenig. Ich finde man achtet heute viel zu sehr auf Hygiene, obwohl man inzwischen weiß, dass das nicht unbedingt dazu beiträgt, seine Abwehrkräfte hoch zu halten. Es gibt sogar Kindergärten, die tatsächlich jeden Tag in der Natur sind. Die nicht darauf achten, dass dann die Sonne scheint und fast bei jedem Wetter mit den Kindern draußen unterwegs sind. Sie lassen die Kinder die Natur erforschen und sie dürfen dann natürlich auch mal dreckig werden. Diese Kinder werden auch nur sehr selten Krank und werden im Prinzip schon sehr früh dazu erzogen, sich wieder mehr draußen aufzuhalten. Was zu erleben und sich mehr zu bewegen. Ich denke das fehlt vielen Kindern heute, dann wären wahrscheinlich auch viele Krankheiten, mit denen Kinder sich jetzt schon herumschlagen müssen, die eigentlich erst sein sollten wenn man älter ist, vielleicht wesentlich weniger verbreitet.
Kodi hat geschrieben:Wir haben uns früher aus Dachlatten Gewehre gebaut und haben damit im Wald krieg gespielt. Wir sahen danach aus wie die Schweine, aber wir hatten den ganzen Tag Spaß. Heute würde sowas als nicht tragbar gelten, wie können die Kinder den Krieg spielen?
Ich würde dir zum Teil zustimmen, aber was das Krieg spielen betrifft, bin ich der Ansicht, dass es auch möglich sein sollte, ohne Kriegsspiele Spaß zu haben. Ehrlich gesagt finde ich es eine positive Entwicklung, wenn Kinder nicht mehr so häufig Krieg spielen wie vor einigen Jahrzehnten. Ich selbst habe es schon als Kind bzw. Jugendlicher nicht leiden können, mit Spielzeugwaffen (egal, ob selbst gebastelt oder gekauft) Krieg oder Kämpfe zu simulieren.
Ansonsten kann es natürlich sein, dass manche Jugendliche heutzutage im Vergleich zu unserer Jugendzeit weniger robust sind, was wohl wirklich an den Verlockungen der digitalen Welt liegen könnte, die mehr als früheres Spielzeug dazu verleitet, zuhause zu bleiben. Außerdem könnte es sein, dass auch die Eltern zu dieser Entwicklung beitragen, indem sie oft dazu neigen, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu fahren und auf Schritt und Tritt zu behüten, während ich beispielsweise schon zur Grundschule auf eigene Faust geschickt wurde. Meine ganze Schulzeit über bin ich entweder zu Fuß gelaufen oder mit dem Rad gefahren, ob im Sommer oder Winter, ob bei Regen, Sonne oder Schnee.
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