Ist unser Ökowahn schlecht für andere Länder?

vom 17.10.2015, 00:02 Uhr

Eine Bekannte von mir kommt aus Südamerika und als Kind hat sie dort immer sehr viel Quinoa gegessen, also Samen der Gänsefußgewächse. Für sie war das ganz normal und es gab gar kein Fast Food oder so, da man sowas nicht kaufen konnte.

Nun ist es anders, denn die Deutschen und andere Länder haben endlich gemerkt, dass Quinoa sehr viel besser ist, als das Zeug was wir hier essen. Nun gibt es auch in Deutschland Quinoa zu kaufen, man bekommt es im Reformhaus oder im Müsli. Weil Deutschland derzeit auf einem Gesundheitstrip ist und alles ökologisch und bio sein muss, kaufen viele Leute sowas.

Das Problem ist nur, dass man Quinoa in Südamerika nun kaum noch für einen bezahlbaren Preis bekommt. Die Leute dort haben seit Jahrzehnten Quinoa gegessen und nun können sie es kaum noch bezahlen. Ähnlich war es aber auch in Afrika, wo die Menschen sich auch nicht mehr leisten können, was sie selbst anbauen. Unser Ökowahn kann also zu Hungersnöten in anderen Ländern führen.

Wusstet ihr, dass unser Ökowahn und das Angebot an Quinoa und anderen Lebensmitteln anderen Ländern schaden zufügen kann? Würdet ihr deswegen bewusst auf den Verzehr von Quinoa verzichten? Oder ist euch nur wichtig, dass ihr euch gesund ernährt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht wusste und bisher nicht über diesen Zusammenhang nachgedacht habe. Aber es ist ja klar, dass auch solche alltäglichen Dinge dann teuer werden, wenn andere Länder sie auch für sich entdecken. Ich habe bislang noch nicht viel mit Quinoa gegessen und das werde ich auch zukünftig nicht tun. Am schlimmsten finde ich aber nach wie vor, dass auch für Benzin Lebensmittel dran glauben müssen. Das Quinoa wird hier ja wenigstens auch gegessen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Meiner Meinung nach hat das mit "Ökowahn" sehr wenig zu tun. Dieser Mechanismus trat bestimmt schon tausende Mal in Kraft, als in der westlichen Welt etwas neu entdeckt wurde, was anderswo auf der Welt Alltag ist. Da könnten wir jetzt über die Seidenstraße reden, die noch vor Christus an Bedeutung gewann.

Das ist Teil der Globalisierung. Dabei gibt es immer Gewinner und Verlierer. Die Quinoa-Bauern in Südamerika werden sich über die Entwicklung freuen. Aber ja, meist sind wir in den reichen Ländern die Gewinner und bekommen von den Verlierern recht wenig mit.

Manche gehen in ihrem Ökowahn ja so weit, dass sie nur regionale Produkte konsumieren. Das ist die einzig richtige Herangehensweise an dieses Problem. Grüne Bohnen aus Kenia, Bananen aus Kolumbien, Reis aus Indonesien. Produkte, die nie oder schon lange nichts mehr mit Ökowahn zu tun haben und für uns alle selbstverständlich sind.

Wenn man Quinoa aus seinem Speiseplan streicht, muss man es mit all den anderen Produkte aus Übersee auch tun.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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