Ist Suizid eine Schande?
Ich bin ein großer Fan der Serie Private Practice. Dort ist es so, dass Addisons Mutter lesbisch ist und trotz 40 Jahren Ehe seit 20 Jahren eine lesbische Geliebte hatte, was ja auch in Ordnung ist. Ich möchte niemanden für seine Orientierung verurteilen, auch wenn ich es komisch finde, dass man sich da nicht scheiden lässt, wenn man in der Ehe nicht glücklich ist.
Auf jeden Fall hat diese Geliebte irgendwann eine aggressive Form von Krebs und sie stirbt im Endeffekt daran. Addison kann nichts dagegen unternehmen, wegen einer Patientenverfügung, wonach alle lebenserhaltenden Maßnahmen verboten sind.
Die Mutter von Addison kommt aber nicht damit klar und begeht heimlich in ihrem Hotelzimmer mit Tabletten Selbstmord. Addison findet sie später und somit auch den Abschiedsbrief, in dem dann steht, dass Addison überall erzählen soll, dass ihre Mutter an einem Herzinfarkt oder so etwas gestorben sein soll. Sie wird in dem Brief dazu aufgefordert, den Suizid zu vertuschen und geheim zu halten, damit niemand von dieser "Schande" erfährt.
Ich finde nicht, dass Suizid eine Schande ist und verstehe das Denken nicht so ganz. Empfindet ihr Suizid als eine Schande und könnt ihr das nachvollziehen oder ist das nur ein schlechtes Drehbuch?
Wenn die Serie Private Pratice heißt, spielt sie vermutlich in Amerika? Da spielt bei vielen Leuten eben Religion eine größere Rolle als hier und dadurch auch die in der Religion verankerten Moralvorstellungen.
In ganz alten religiösen Vorstellungen gibt es das Modell. dass man mit einem Suizid sich schuldig macht, weil man ein Leben beendet, das man als Mensch nicht beenden darf, da es durch göttlichen Willen gegeben ist. Daher aus den Zeiten kommt ja auch der Begriff Selbstmord um zu zeigen, dass das etwas unrechtes sei.
Wenn man eben weltlich denkt, beendet man das eigene Leben und hat das Recht dazu. Also kann daraus keine Schande entstehen. Wenn man religös denkt, hat man etwas unrechtes getan und damit kann so eine Tat genau wie andere verbotene Taten eben zur Schande werden. Selbst wenn man persönlich nicht so denkt, ist man vielleicht von Menschen umgeben, die so denken und die einen dann verurteilen könnten und für moralisch verwerflich halten könnten.
Zum anderen scheint ein Suizid manchmal ja auch ein wenig feige für außenstehende. Von außen lässt sich immer schnell mit dem Finger zeigen und sagen, die Probleme von XY waren ja gar nicht so schlimm wie meine, das hätte man lösten können oder aussitzen können. Von daher kann es schon sein, dass einen auch unreligiöse Leute dann plötzlich verurteilen, weil sie glauben, über das Leben anderer urteilen zu dürfen.
So schlecht finde ich das Drehbuch jetzt nicht. Ich kenne durchaus einzelne Fälle in Familien, wo auch hierzulande ein Suizid nicht öffentlich gemacht wurde. Gerade wenn es die eigenen Kinder sind, wird gerne mal betont, dass das ganz sicher ein Unfall gewesen sein muss und kein Selbstmord gewesen sein kann.
Aber da kommt dann auch die Komponente dazu, dass man als Elternteil vielleicht gar nicht die Frage gestellt bekommen möchte, ob man vielleicht besser für das Kind hätte da sein müssen und nicht als Versager dastehen will, weil immer jemand zu finden sein wird, der meint, man hätte dies oder das besser machen müssen.
In manchen Religionskreisen ist Selbstmord eine Sünde, sodass dies religiöse Inhalte haben könnte. Ich kenne die Serie nicht und vielleicht hat man das nur zusammengefasst als "Schande" genommen, weil es sich so gut im Drehbuch schickt. Letzten Endes muss das keine religiöse Absicht sein, wie es in der Realität oftmals als "Sünde" bezeichnet wird, wenn sich jemand das Leben nimmt.
Ich empfinde es im Allgemeinen schwer, einen Suizid als schlecht darzustellen, weil ich mich frage, wie viel muss der Mensch gelitten haben, um den Mut zu fassen, sich das Leben zu nehmen. Sowas entscheidet fast niemand aus dem Sekundenbruchteil heraus, sondern ist das ein langer Prozess, der oftmals sogar schleichend ist.
Wenn man jemanden verliert dann könnte es schon eine "Kurzschlussreaktion" sein, auch wenn es einen Abschiedsbrief gibt. Da spielen wohl Trauer, Wut, Angst, Sorgen usw. eine Rolle, um dann den Hang komplett zu verlieren und sich das Leben zu nehmen.
Trotzdem erlaube ich mir nicht, zu urteilen, ob Selbstmord eine Schande ist. Ich denke da sehr naiv und glaube einfach, dass viel passieren muss, man viel Lebensmut verlieren muss, um so weit zu gehen.
Ich habe diese Serie nie gesehen, aber ich würde es zunächst mal nicht als in Ordnung empfinden, wenn jemand 20 Jahre seinen Partner betrügt und eine Geliebt hat, sexuelle Orientierung hin oder her. Abgesehen davon finde ich aber nicht, dass Suizid eine Schande ist. Wobei ich auch Atheist bin und somit nicht an irgendwelche göttlichen Bestrafungen aufgrund einer Selbsttötung glaube.
Im Glauben spielt das schon eine große Rolle und da wird es auch als Schande angesehen. Selbsttötungen fanden zwar schon immer statt, aber solche Leute durften dann beispielsweise auch nicht auf einen normalen Friedhof beerdigt werden, weil Gott den Menschen das Leben gibt und nimmt und nicht man selber.
Ich finde, dass man immer um sein Leben kämpfen soll, aber dass man irgendwann nicht mehr kämpfen kann ist leider auch klar und wenn man sich dann für eine Selbsttötung entscheidet, muss das Umfeld dieses akzeptieren und tolerieren. Für Hinterbliebene ist das immer schwer, aber letztendlich wollte es die Person ja so. Es wäre nur eine Schande, wenn man dies macht, weil man mit niemanden über etwas reden konnte, weil das wäre ja zu vermeiden gewesen, aber sonst ist das die eigene Entscheidung des Menschen und in Ordnung.
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