Ist Schul- und Kitaöffnung trotz Corona nachvollziehbar?
Ab morgen gilt der Teil-Lockdown in ganz Deutschland, unabhängig von den Fallzahlen in den Bundesländer. Im gemeinsamen Beschluss wurde festgelegt, dass Restaurants, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen schließen müssen - bis auf den To-Go-Betrieb. Außerdem wird auch die Veranstaltungsbranche für vier Wochen außer Betrieb gesetzt. Im Gegensatz dazu sollen aber Schulen und Kindergärten weiterhin geöffnet bleiben und die Schulen auch - insofern möglich - weiter im Präsenzunterricht bleiben.
Liest man die Kommentare in den sozialen Medien und hört sich im Freundes- und Bekanntenkreis um, dann stößt das nicht nur auf Verständnis. Auch mein Partner und ich sind diesbezüglich zwiegespalten. Wir sind natürlich froh, dass unsere Tochter nicht zurück in den Homeschooling-Modus muss, da dies bei uns tatsächlich suboptimal bzw. gar nicht gut funktioniert hat. Wir haben allerdings in den letzten Tagen auch das Verhalten der Schüler beobachten können und haben festgestellt, dass die coronabedingten Verhaltensregeln wohl ab dem Schultor keine Anwendung mehr finden. Die Schüler laufen ohne Masken dicht gedrängt neben einander her, umarmen sich, stehen wie die Sardinen in den Schulbussen usw. usf.
Zudem werden bei uns auch immer wieder einzelne Klassen in die Quarantäne geschickt. Meiner Meinung nach beschränkt sich das Infektionsgeschehen aber doch nicht nur auf das Klassenzimmer sondern auch auf Gemeinschaftsräume wie Toiletten, Sporthalle, Umkleiden, Pausenverkauf und Flure - z.B. Treppengeländer.
Auch wenn Kinder vielleicht selbst nicht so anfällig beim Corona-Krankheitsverlauf sind, so bin ich doch der Meinung, dass sie doch vielleicht auch der "Wirt" für Eltern und Großeltern sein können, oder sehe ich das falsch? Was haltet ihr von der bestehenden Öffnung von Kitas und Schulen? Könnt ihr verstehen, dass für manche diese Entscheidung nicht nachzuvollziehen ist?
Ich finde die Schließung von Restaurants, Lokalen und die Absage von Veranstaltungen definitiv eine gute Entscheidung. Vor allem, da jetzt auch weltweit die Infektionszahlen wieder in die Höhe geschossen sind. Aber für mich ist es nicht ganz nachvollziehbar, dass vor allem Schulen noch immer Präsenzbetrieb haben. Wie du auch gesagt hast, achten viele Schüler nicht ganz so auf den Sicherheitsabstand.
Auf Unis usw. wird hier ja auch auf Online Betrieb umgestellt. Ich kann es aber auch voll verstehen, dass es für viele Eltern suboptimal ist, weil man selbst arbeiten muss und nicht ständig auf seine Kinder aufpassen kann, vor allem wenn sie noch so klein sind. Bei den Kitas kann ich es aber noch mehr verstehen, weil ein vier- bis sechsjähriges Kind nicht den ganzen Tag allein sein kann, wenn die Eltern keine Zeit haben wegen Arbeit oder ähnliches.
Es hat alles einfach für jeden so seine Vor und Nachteile, aber trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass die ganze Situation wieder unter Kontrolle gebracht wird. Da muss jeder so seine Opfer bringen, auch wenn es für einen persönlich nicht so ein Zuckerschlecken wird.
Nein! Allerdings muss ich das „nein“ natürlich hier auch etwas differenzierter betrachten. Denn Kitas, Grundschulen und die Sekundarstufe mit Präsensunterricht zu füllen, ist die eine Sache und das ist auch gut so. Allerdings haben die Politiker in den all Monaten nach dem ersten Lockdown im Frühling sowie inmitten des Lockdowns offenbar vergessen, dass man hier Berufsschüler, Abendgymnasien auch VHS Schulen, wo Erwachsene teils im gehobenen Alter Abitur, Realschulabschluss, Kurse etc. besuchen anders zu bewerten.
Denn ich bin der Meinung, dass es von einem Abendschüler mit 40 Jahren sehr wohl verlangt werden kann, sich 1-2 mal statt 5 Mal in die Schule zu setzen und den Rest eben online zu tun. Das machen Semester in manchen Unis auch nicht anders und diesen Spagat hätte ich erwartet. Denn ich habe viele Bekannte, die irgendwo irgendwas nachmachen und auch teilweise zu Risikopatienten gehören, aber mit Panik in der Schule sitzen. Jegliche Beschwerden beim Bistum und der Bezirksregierung beispielsweise über mangelnde Hygiene an einer Schule, leere Desinfektionsmittel etc. werden ignoriert, weil wer legt sich schon mit privaten Trägern wie dem Bistum an?
Derweil ist an selber Schule bereits der fünfte Corona-Fall aufgetreten. Doch es wird nicht richtig informiert, lapidar abgetan und die Schüler teilweise wie „Blagen“ dumm dastehen lassen. Auch der vermeidliche Hinweis, es wurden ja Masken getragen ist eben nicht immer korrekt. Auch vor den Ferien nicht, da einige ja offenbar schon vor den Ferien sogar erkrankt wurden und bis gestern wusste meine Bekannte sowie die restliche Schule 0,0 davon! All das zeigt mir auch nur wieder, wieso man gewisse Bereiche wie Bildung mit Erwachsenen auch anders als Kitas & Co behandeln muss.
Aber die „Heilige Kuh“ der Bildung muss ja unangetastet sein. Kinder sind ja auch keine Gefahr, aber wenn sie das Virus tragen, geben sie es sehr wohl weiter. Und wenn sie keine Symptome haben, wird es auf Dauer aber eben auch schwer, um zu erfahren, wer wann, wie und wo war, um dann noch Nachzuforschen.
Erst gestern stand eine Bekannte vor der Kita ihrer Tochter und da stach der Zettel an der Tür „Geschlossen wegen Corona bei einem Erzieher“ sofort ins Auge. Aber bis heute kam keine Info, welche Gruppe betroffen ist, ob man sich selbst in Quarantäne begeben sollte und mehr. Und das ist die Realität.
@Kätzchen14: Du hast doch schon mehrmals von Problemen an dieser Einrichtung gesprochen. Warum kehrt man dann dieser Institution nicht den Rücken? Man hat ja schließlich hier die Wahl und wenn ich merke, dass dort gewisse Dinge, trotz Hinweisen, einfach nur schief laufen, dann suche ich mir eine andere Bildungseinrichtung um mein Ziel zu erreichen.
Zum Thema selbst, finde ich dass man hier hätte anders reagieren sollen. Kitas bleiben offen, aber wer nachweislich keinen Job hat, sollte das Kind zu Hause lassen. Einfach um die Gruppen zu verkleinern. In den Schulen hätten Klassen besser halbiert werden sollen. Immerhin hat eine neue Studie aus Bayern gezeigt, dass von den getesteten Kindern mehr als Hälfte symptomfrei infiziert war. Und trotz der Symptomfreiheit tragen die Kinder den Virus weiter.
Und selbst wenn man für die Schulen eine andere Entscheidung getroffen hätte, nutzt die am Ende wenig, wenn die Kinder im öffentlichen Nahverkehr gezwungen sind die Abstände zu unterschreiten. Auch da müssten mehr Busse und Straßenbahnen in den Stoßzeiten zum Einsatz kommen.
Ich finde die Antwort auf diese Frage wirklich schwierig. Sieht man sich die Zahlen an, finde ich es nicht nachvollziehbar, dass das Arbeitsleben uneingeschränkt weiter geht und alle quasi alles machen können, nur auf private Kontakte verzichten sollen. Auch wenn es wirtschaftlich einem Supergau gleichkommen würde, denke ich, dass es mehr gebracht hätte einen kompletten Lockdown zu machen und nur systemrelevante Menschen hätte weiter arbeiten lassen. Das klingt unwirtschaftlich und hart, aber ich kann nicht auf der einen Seite sagen, dass Kontakte vermieden werden müssen und dann fordert man Arbeit ein, die nicht immer von zu Hause zu erledigen ist und somit auch Begegnungen fördert.
Ich finde man müsste Kinder zu Hause lassen, das ist meine Meinung und sicherlich auch eine harte Meinung, aber wenn ich sehe wie das teilweise läuft, dann macht mich das als Mutter nicht zufrieden. Meine Kinder sind zu Hause, gehen nicht in den Kindergarten, was mir nun auch nicht leicht gefallen ist, aber ich denke, dass man das im Kindergarten nicht vermeiden kann sich anzustecken, mit den bestehenden Konzepten und da ich mich privat zurückhalte ist das ein konsequenter Schritt gewesen. Problematischer sehe ich das in der Schule. Da darf man das ja nicht einfach und es gibt auch wirklich große Probleme mit dem Homeschooling. Scheinbar wurde sich damit zu wenig beschäftigt in der Vergangenheit.
Ich wäre also dafür alle Menschen ohne systemrelevante Arbeit zu Hause zu lassen und das ist eine sehr extreme Einstellung, aber so wie die Zahlen steigen halte ich das nicht vertretbar fast alles so laufen zu lassen, wie es vorher auch war. Man appelliert immer wieder an Menschen, die es scheinbar nicht verstehen wollen.
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