Ist Schadenfreude eine negative Charaktereigenschaft?
Mir ist es ja schon als Kind so beigebracht worden, dass es sich nicht gehört Schadenfroh zu sein. Aber wenn man sich mal in seinem Umfeld etwas umsieht und vor allem umhört, dann ist ja Schadenfreude mehr oder weniger allgegenwärtig. Habt ihr schon mal Schadenfreude empfunden und haltet ihr das für vollkommen normal oder würdet ihr so ein Verhalten auch in die Kategorie der negativen Charaktereigenschaften einordnen?
Ich denke, man kann Schadenfreude zu den Rachegefühlen zählen. Gefühle sind meiner Meinung nach nie falsch, wenn sie da sind, sind sie da und das hat auch seinen Grund. Wichtig ist nur, dass man sie nicht immer automatisch in entsprechende Handlungen umsetzt. Also Schadenfreude zu empfinden, ist meiner Meinung nach in gewisser Weise menschlich, auch, wenn es nicht unbedingt mit unseren Moralvorstellungen resoniert und eine "gute Eigenschaft" ist. Schließlich sind wir alle mit einem Gerechtigkeitsempfinden ausgestattet. Ich persönlich versuche aber, wenn ich merke, dass ich gerade Schadenfreude empfinde, möglichst wenig Raum zu geben. Ähnlich wie du wurde auch ich so erzogen, dass man sich niemals am Leid Anderer erfreut.
Ich finde Schadenfreude ist schon eine negative Charaktereigenschaft, wenn diese ausartet. Wenn man sich beispielsweise freut, dass Frau Schmidt einen schlimmen Unfall ohne Chance auf völlige Genesung hat, weil sie sich einmal an der Kasse im Supermarkt ohne Entschuldigung vorgedrängelt hat, dann finde ich es durchaus übertrieben, gemein und unmenschlich. Wenn ein Schüler allerdings jeden Tag von einem Klassenkamerad gehänselt wird und dieser am Jahresende sitzen bleibt, dann darf man auch mal ruhig Schadenfreude zeigen.
Ich denke, dass die meisten Menschen das Gefühl der Schadenfreude kennen und es vielleicht auch gelegentlich berechtigt ist. Allerdings gibt es Menschen, die immer eine zu krasse Einstellung haben, beispielsweise Kinderhasser die sich freuen, wenn es im Bekanntenkreis eine Fehlgeburt gibt oder Tierhasser, die sich freuen, wenn der Hund von der einsamen Oma stirbt, weil sie von dem Hund genervt sind. Und Menschen mit so einem Charakter finde ich mehr als negativ.
Natürlich ist Schadenfreude eine negative Charaktereigenschaft, aber auch da muss man Grenzen ziehen, bis wohin Schadenfreude noch akzeptabel und nachvollziehbar ist und ab wann eine Grenze eindeutig überschritten ist. Ich empfinde auch Schadenfreude, wenn mir eine Person zusetzt und diese Person bekommt dann die Quittung dafür, dass ihr mal ein Missgeschick passiert oder sie berufliche Konsequenzen dafür tragen muss.
Aber ich würde mich nie darüber freuen, wenn eine Person, für die ich größte Abneigung empfinde (da sie mir zum Beispiel auf die Füße getreten ist, gelinde gesagt), plötzlich einen schweren Unfall hat oder eine schwere Krankheit bekommt oder vielleicht ein behindertes Kind zur Welt bringt. Es gibt Dinge, die wünscht man meiner Ansicht nach nicht mal seinem schlimmsten Feind und wenn sie dem Feind doch passieren sollten, dann empfinde ich eher Mitgefühl als Schadenfreude.
Ich denke, dass man hier ein bisschen unterscheiden muss. Wenn eine Person immer und immer wieder schadenfroh ist, wenn einer anderen Person etwas schlechtes widerfährt, dann würde ich es schon als eine schlechte Eigenschaft einordnen, wenn sie in jedem Schadensfall immer nur froh ist und nie in der Lage mit besagten Personen mitzufühlen und auch mal traurig zu sein.
Ich denke aber, dass es in gewissem Maße in Ordnung ist. Wenn man mal ehrlich ist, dann ist jeder in seinem Leben schon mal schadenfroh gewesen und sieht es gerne, wenn mal die richtigen Leute auf die Nase fallen. Wenn man in so einem Falle dann mal "froh" ist, dann ist es durchaus legitim, aber es sollte natürlich nicht immer der Fall sein und sich in Grenzen halten.
Eigentlich schon. Es spricht nicht gerade für einen noblen und altruistischen Charakter, sich darüber zu amüsieren, wenn jemand anderem etwas Dummes passiert, oder es gewissen Figuren von Herzen zu gönnen, wenn diese auch mal dastehen wie begossene Pudel. Aber der Hauptunterschied liegt für mich nicht darin, ob man bestimmte Gefühle und Reaktionen hat, sondern ob und wie man danach handelt.
Man kann sich ja insgeheim denken: Geschieht dir ganz recht, was musst du deine Nase auch überall hineinstecken!" oder was auch immer und der betroffenen Person dennoch helfen, weil man sie ja doch irgendwie mag. Menschen handeln oft widersprüchlich und müssen nicht jedem Impuls blindlings folgen. Das ist einer der Vor- und Nachteile unserer Natur.
In meinen Augen macht es also durchaus einen Unterschied, ob man sich ein paar nicht wünschenswerte Gedanken und/oder ein diskretes Grinsen nicht verkneifen kann, oder ob man brüllend vor Lachen mit dem Finger zeigt und das Missgeschick des Mitmenschen gleich in sämtlichen sozialen Medien dokumentiert. Was man empfindet und was man zeigt, sind in meinen Augen oft genug zwei Paar Stiefel, und letztlich machen unsere Entscheidungen eher unseren Charakter aus als unsere unmittelbaren Impulse, die wahrhaftig nicht immer moralisch hochwertig daherkommen .
Für mich gehört Schadenfreude auch eindeutig zu den negativen Charaktereigenschaften. Ich war noch nie schadenfroh und finde es traurig, wenn das jemand wirklich jemand ist. Es gibt sicherlich auch Menschen, die ich nicht sonderlich mag, dennoch würde ich ihnen nichts Schlechtes wünschen oder wäre schadenfroh, wenn ihnen etwas zustoßen würde. Ich kann nicht nachvollziehen, wie jemand schadenfroh sein kann und weiß auch gar nicht, wie sich das anfühlt.
Allgemein würde ich Schadenfreude schon den negativen Charaktereigenschaften zuordnen. Allerdings würde ich auch sagen, dass sie schon allgegenwärtig ist und so schlimm finde ich das auch nicht, wenn es eben um Kleinigkeiten geht. Wenn man sich aber über richtig schlimme Dinge freut oder eben darüber, dass sie anderen passiert sind, dann finde ich das auch sehr schlimm und das geht für mich gar nicht.
Also würde ich schon sagen, dass es immer negativ ist und wenn ich mal schadenfroh bin, dann habe ich dabei auch immer ein schlechtes Gewissen, selbst wenn es bei mir eben nur um Kleinigkeiten geht, wenn zum Beispiel einem Kollegen der Deckel von der Wasserflasche in den Keller fällt oder so etwas. Allerdings ist es im Rahmen eben für mich auch vertretbar, wenn man auch mal bei kleinen Dingen schadenfroh ist.
Eigentlich ist Schadenfreude wirklich eine schlechte Charaktereigenschaft, aber ich würde sogar frech irgendwo behaupten, dass wir alle im Leben schon einmal irgendwie und irgendwo schadenfroh waren. Ich kann es mir jedenfalls gut vorstellen und mich da nicht einmal im Ansatz frei von sprechen, sodass ich das zumindest aus meiner Überzeugung heraus so sehe.
Ich habe zum Beispiel jemanden im ehemaligen Bekanntenkreis gehabt, der seinen leiblichen Kindern nicht mehr glauben wollte, weil er von seiner Freundin so vereinnahmt wurde. Er fand seine Partnerin auf einmal wichtiger und deren in die Beziehung mit gebrachtes Kind, dass seine leiblichen Kinder wie Dreck behandelt wurden. Obwohl sie ihm beweisen konnten, dass sie fremdgeht, die nachgekommenen Kinder nicht von ihm stammen und mehr. Jede Lüge etc. wurde enttarnt. Er wollte dem nicht glauben, griff seine Kinder an und vieles mehr.
Heute? Er ist Single, hat die Wahrheiten gehört und heult seinen Kindern nach. Jetzt ist es allerdings zu spät. Die Kinder reden mit ihm seit Jahren kein Wort mehr, gehen an ihm vorbei, da sie in der Nachbarschaft wohnen und strafen ihn komplett mit Ignoration. Er trauert dem jetzt nach, was er mal hatte und ich bin da jetzt mal schadenfroh und sage, richtig so. Endlich ist er Single und merkt, was er an seinen Kindern hatte und merkt, dass Blut eigentlich dicker als Wasser hätte sein müssen, aber in seinen Augen nicht wahr. Das ist meine persönliche Schadenfreude.
Ist sicherlich keine geile Eigenschaft, aber in manchen Situationen kann ich einfach nicht anders, als schadenfroh zu sein. Ich finde das für mich auch nicht schlimm, solange es keine Überhand hat. Ich bin eben der Mensch, der ans ultimative Karma glaubt und dann bin ich auch bei vielen Menschen, die es verdient haben, schadenfroh. Ich finde das aber auch wie angemerkt vollkommen in Ordnung und normal sowie teilweise auch menschlich.
Ich würde eben sogar frech behaupten und annehmen, dass sich keiner davon früher oder später freisprechen kann, mal schadenfroh zu sein. Wozu auch? Es hat ja niemand direkt gesagt, dem und dem wünsche ich etwas schlechtes, damit Karma zuschlägt, sondern ging es nur darum, dass man eben schadenfroh darüber ist, wenn es den richtigen trifft.
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