Ist Rotwein auf Dauer gesundheitsschädlich?
Viele Menschen sagen, dass ein Glas Rotwein täglich trinken gesund sein soll für den Blutdruck und das Herz. Doch stecken in Rotwein auch Stoffe, die nicht so gesund sind und abhängig machen. Empfindliche Menschen können auf Rotwein allergisch reagieren, andere wiederum werden abhängig. Ist Rotwein trotzdem gesundheitsfördernd oder bewirkt der Genuss über einen längeren Zeitraum genau das Gegenteil?
Täglicher Alkoholgenuss ist nicht gesundheitsfördernd und kann süchtig machen. Für Herz und Kreislauf gibt es auch andere Dinge, die keinen Alkohol enthalten, wie etwa roter Traubensaft. Ansonsten ist gegen Rotwein nichts einzuwenden. Man kann gegen alles allergisch sein, also auch gegen Rotwein.
Meine Schwiegermutter hat jeden Tag zwei Gläser Rotwein getrunken und eine Zigarette nach dem Essen geraucht. Sie ist 98 Jahre alt geworden. aber so alt wäre sie sicher auch ohne Rotwein und die Zigarette geworden. Vielleicht hätte sie sogar die 100 erreicht. Es kommt immer auf die individuelle Veranlagung an. Andere hätten vielleicht einen allergischen Schock durch den Rotwein bekommen, wären Alkoholiker geworden oder bei Anfälligkeit für Lungenkrebs schon bei einer Zigarette daran gestorben. Das Dumme ist, dass man seine eigenen Anfälligkeiten manchmal nicht so gut kennt.
Für mich wäre ein Glas Rotwein am Tag nicht gut, weil ich nur wenig Alkohol vertrage und dann jeden Tag beschwipst wäre und in diesem Zustand wahrscheinlich als Fußgänger oder Radfahrer im Straßenverkehr sterbe, bevor ich die 98 erreiche.
Der Mythos, dass Rotwein so "gesund" sein soll, dass der enthaltene Alkohol quasi ausgeglichen wird, hält sich hartnäckig. Aber Alkohol ist und bleibt nun mal ein Nervengift, für das es keine "gesunde" Untergrenze gibt.
Andererseits ist das Leben ist nun mal nie schwarz-weiß. Weinkonsum hat auch eine kulturelle und nicht zuletzt eine wirtschaftliche Komponente, und keiner, der sein Erzeugnis verkaufen wil, wird auf die gesundheitlichen Nachteile hervorheben. Man schaue sich auch beispielsweise die Bierwerbung an, wo es um Geselligkeit und Genuss geht und nicht um Leberwerte und leere Kalorien.
Letzten Endes kommt es wohl wie so oft auf das "rechte Maß" an. Ich bin selber kein großer Fan von Alkohol und sehe den unkontrollierten Konsum durchaus auch als gesellschaftliches Problem an. Aber nicht mal ich würde mahnend den Zeigefinger erheben und von Suchtgefahr und Nervengift anfangen, wenn sich jemand im Restaurant zu einem schönen Essen kein stilles Wasser bestellt.
Die soziale Kontrolle spielt in meinen Augen auch eine große Rolle. Deswegen kaufe ich privat auch keinen Wein o. ä., weil sich abends vor der Glotze eher eine Gewöhnung einstellen könnte als zweimal im Jahr bei einer Familienfeier. Aber daran ist nicht der Rotwein schuld, das ist ganz allein mein Problem.
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