Ist räumliche Trennung tatsächlich ein Beziehungstrend?
In einer Zeitschrift habe ich gelesen, dass es laut neueren Studien zufolge ein Trend in der westlichen Welt sein soll trotz Beziehung weiterhin langfristig in räumlicher Trennung zu leben. Es geben dabei ca. 35 % der befragten Menschen an zwar alleine zu leben aber dennoch in einer stabilen Partnerschaft zu sein.
Gerade die älteren Generationen scheinen ihre Partnerschaft so zu führen. Unter den Menschen, die 51 oder älter sind und in einer frischen Beziehung waren gaben lediglich 20 % an, dass sie vorhaben irgendwann bei ihrem derzeitigen Partner einzuziehen. Die meisten von ihnen hielten es für sehr wichtig ihren bisherigen Lebensstil weiterhin aufrechtzuerhalten. Auch bei den Menschen im Alter von 31 bis 40 Jahre gaben lediglich die Hälfte an, dass sie ein Zusammenleben planen.
Laut Aussagen der befragten Personen möchten sie trotz Beziehung ihr Freiheitsgefühl nicht missen. Die Partner nutzen diesen Freiraum um Freundschaften aufzubauen und zu pflegen und sie fühlen sich in Bezug auf Karriereweg, Hausarbeit und Finanzplanung weniger unter Druck gesetzt. Außerdem würden sie ihre Privatsphäre genießen und würden die gemeinsamen Stunden mehr schätzen.
Interessant an den Aussagen der Studie fand ich auch, dass dieses "Beziehungskonzept" wohl auch auf Dauer so funktionieren kann. Ein Großteil der befragten Paare - die räumlich getrennt voneinander leben´- führt die Beziehung schon sehr lange so. Die längsten Beziehung hielten dabei schon seit 12 Jahren auf diese Weise.
Könntet ihr euch vorstellen langfristig in einer Partnerschaft mit räumlicher Trennung zu leben - ohne beruflichen Hintergrund? Kennt ihr Paare die lieber getrennt leben? Seht ihr darin tatsächlich ein funktionierendes "Konzept" für eine glückliche lange Beziehung?
Meine Schwiegereltern haben so etwas ähnliches. Es ist nicht so stark ausgeprägt, dass jeder seine eigene Wohnung hat, aber sie haben getrennte Räume.
Sie haben eine 4-Raum Wohnung in der jeder sein eigenes Wohnzimmer und sein eigenes Schlafzimmer hat. Da mein Schwiegervater sehr stark schnarcht schlafen sie schon seit mehreren Jahrzehnten in getrennten Schlafzimmern. Das Wohnzimmer kam vor ein paar Jahren hinzu. Es funktioniert super, da jeder seinen Rückzugsort hat und seinen Interessen ungestört nachgeht.
Für mich ist das nicht nachvollziehbar und ich möchte auch das auch nicht haben, aber ich kann mir gut vorstellen, das man durch das Individuelle mehr Freiraum und dadurch mehr Redestoff hat. Was für eine Beziehung ja absolut wichtig ist.
Solche "Studien" kann man natürlich mit Anekdoten weder beweisen noch widerlegen, und es kommt natürlich auch auf die finanziellen Gegebenheiten an. Freie Entscheidungen in Bezug auf den Lebens- und Beziehungsstil hängen bekanntlich nicht nur von persönlichen Präferenzen ab, sondern auch davon, ob man sich getrennte Haushalte überhaupt leisten kann. Zusammenwohnen ist nachweisbar erheblich günstiger.
Aber dies beiseitegelassen erscheint es mir schon logisch, dass gerade Leute, die sich mit 50 plus noch mal neu verlieben, nicht (mehr) so scharf darauf sind, eine Wohn- und Gütergemeinschaft einzugehen. Eventuelle Kinder sind aus dem Haus bzw. stehen nicht mehr auf dem biologischen Zettel. Jobmäßig kann es beispielsweise auch sein, dass jemand riskiert, in dem "hohen Alter" nichts Adäquates mehr zu finden, wenn er oder sie der Liebe wegen umzieht oder einfach keinen Bock auf einen Neuanfang mehr hat.
Und noch andere Faktoren würden mir einfallen: schlechte Erfahrungen nach einer Scheidung, pflegebedürftige Angehörige im Haushalt, endlich abbezahltes Wohneigentum und so weiter. All diese Faktoren gewinnen mit zunehmendem Alter an Bedeutung, weswegen ich mir schon gute Gründe vorstellen kann, dass sich im Laufe des Lebens die Prioritäten verschieben, wenn es die Gelegenheit dazu gibt.
2005 gab es hier eine Welle der Trennungen. Viele Paare, die ursprünglich nur eine Wohnung hatten, trennten sich und bewohnten nun zwei Wohnungen. Allerdings waren die meisten immer noch ein Paar. Der Grund dieser räumlichen Trennungen war die Einführung von Hartz4 . Wenn jeder eine Wohnung bewohnt, bekommt jeder das Geld für den Haushaltsvorstand und das ist eben mehr, als wenn beide zusammen wohnen würden. Hier war es überhaupt kein Problem, preiswerte Wohnungen anzumieten.
Es standen ja genug leer. Viele Menschen mit gutem Einkommen zogen weg, entweder in Eigenheime oder bessere Wohngegenden. Die Einführung von Hartz4 spielte den Vermietern also nur so in die Hände. Sonst kenne ich keine Personen, die eine Beziehung miteinander haben, jedoch nicht zusammen wohnen. Und Personen über 50 Jahre wollen genauso in einer Partnerschaft zusammen leben, wie die unter 50. Getrennte Räume bewohnen viele Menschen.
Das bedeutet aber noch lange keine Trennung. Wenn ich nur daran denke, wie es ist, mit einem Schnarcher in einem Raum zu schlafen, ist das doch die Lösung zwei getrennte Schlafräume zu haben. Ich glaube nicht, dass der Gesprächsstoff zunimmt, schläft man allein und nicht zu zweit in einem Zimmer. Ich selbst lebe gern allein, unterhalte aber eine Freundschaft. So wie es ist, ist es gut und ich bin glücklich damit.
Mich würde ja viel mehr interessieren wie viele dieser 35% tatsächlich eine realistische Alternative haben und wie viele sich mit der Situation, so wie sie nun einmal ist, arrangiert haben.
Der Wohnungsmarkt ist in den Großstädten leer gefegt, da kann man mit normalem Einkommen nicht einfach sagen man sucht sich gemeinsam eine größere Wohnung und wenn es dann mit der Beziehung nicht klappt sucht man sich eben wieder etwas kleineres. Da ist man froh, dass man überhaupt eine Wohnung hat.
Wir hatten schon immer zwei Wohnsitze und haben schon immer teilweise getrennt gelebt weil das beruflich nicht anders zu machen ist. Bzw. einer von beiden müsste für das dauerhafte Zusammenleben ein ziemlich großes Opfer bringen und das wäre eine schlechte Basis für eine Beziehung. Also machen wir das Beste aus der Situation und ich sehe auf jeden Fall die Vorteile die ich habe.
Sowohl ich als auch mein Mann könnten uns so etwas nicht vorstellen, sonst würden wir es ja so leben. Ich finde zu einer Beziehung gehört auch Alltag, Intimität und nicht die Option die Tür zu schließen, wenn es mal schwierig wird im Alltag. Ich finde so kann man eigentlich nur Probleme verschieben und nimmt sich falsche Freiheit, denn Freiheit kann man auch innerhalb einer Wohnung oder eines Hauses haben.
Ich würde es furchtbar finden, wenn ich einen Alltag ohne meinen Mann hätte und dennoch eine Beziehung zu ihm führen würde. Ich möchte mit ihm zusammen in einem Haus leben, auch für ihn da sein können, wenn er krank ist oder einfach jederzeit mit ihm reden können, wenn er da ist. Vor allem sind das ja auch 2 Mieten oder Raten, je nachdem ob man es kauft oder mietet, da wäre ich auch irgendwie zu sparsam für eine solche Lösung.
Ich kann mir das für mich eher nicht vorstellen und sehe da auch keinen Grund dazu. Ich wüsste nicht, weshalb ich nicht mit meinem Partner zusammenleben sollte, da wir beide in der gleichen Stadt arbeiten und es beide nicht weit zur Arbeit haben. Zudem haben wir uns schon von Anfang an "immer" gesehen, also so gut wie jeden Tag. Das wollen wir auch weiterhin so handhaben und da sind getrennte Wohnungen natürlich unpraktisch.
Wir sind aber beide auch so, dass wir es lieben, aneinanderzukleben. Wir haben beide kein Problem damit, wenn der eine auch mal ein Wochenende bei den Eltern oder Freunden verbringt oder etwas mit Arbeitskollegen macht, aber im Grunde genommen verbringen wir unsere gesamte Freizeit zusammen und machen auch immer alles gemeinsam. Es kommt nicht einmal vor, dass der eine im Schlafzimmer Fernsehen schaut und der andere im Wohnzimmer etwas anderes macht. Wir machen zu Hause also immer alles gemeinsam und mögen das beide so, so dass wir auch beide keine räumliche Trennung haben wollen.
Wenn es beruflich erforderlich wäre, würden wir wohl versuchen, uns damit zu arrangieren oder irgendwelche Lösungen zu finden. Glücklicherweise ist das aber nicht der Fall, worüber ich froh bin. Wie das bei anderen Paaren ist, weiß ich gar nicht, wobei ich aber nicht das Gefühl habe, dass räumliche Trennung bei Paaren mittlerweile zum Trend geworden ist. Früher oder später ziehen die meisten ja zusammen, vor allem dann, wenn man eine Familie gründen will.
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