Ist nicht jeder Hund auch ein Beschützer?

In meiner Nachbarschaft gibt es derzeit einen Streit wegen einem Hund den eine Familie besitzt und der ab und an etwas bellt. Die Nachbarn wollen, dass der Hund weg kommt, da er zu laut ist. Die Familie möchte den Hund freiwillig aber natürlich nicht aus der Hand geben und betont auch immer wieder, dass der Hund schon einen Einbruch verhindert hat, da er auch als Wachhund fungiert.

Immer wieder gibt es Fälle, wo Hunde Menschen das Leben retten oder sie vor einem Einbruch bewahren und das ist auch das Argument vieler Hundebesitzer, warum sie einen Hund haben. Ich selbst denke schon, dass viele Hunde dazu fähig sind, aber ich denke, dass es auch sehr viele Hunde gibt, die das nicht machen. Mein Opa beispielsweise ist einmal im Garten von einer Leiter gefallen und war schwer verletzt, sein Hund aber fand das nicht sonderlich interessant.

Denkt ihr das die meisten Hunde einen gewissen Beschützerinstinkt haben und ihre Herrchen beschützen und Hilfe holen, wenn etwas ist? Oder ist das eigentlich nur eine Ausnahme und trifft auch viele Hunde auch gar nicht zu? Wie reagiert euer Hund in Notsituationen?

Was ein Hund tut oder eben auch nicht, das hängt sehr von dem Verwendungszweck ab, für den Hund gezüchtet wurde. ich habe Arbeitshunde, die seit mehr als 100 Jahren auf das Bewachen und Beschützen selektiert werden.

Und entsprechend zeigen sie sich auch. Die meisten meiner Junghunde müssen lernen, dass andere Menschen harmlos sind. Wir müssen üben, einem Fremden die Hand geben zu können und wir müssen trainieren, dass der Hund in vielen Situationen eben genau nicht reagiert.

Das würde bei einem durchschnittlichen Beagle oder Pudel ganz anders aussehen. Dort waren solche Eigenschaften absolut nicht erwünscht und werden züchterisch nicht gefordert. Das heißt, man sich immer den einzelnen Hund ansehen. Denn die Rasse allein ist auch keine Sicherheit. Nicht immer schlagen die Gene durch, die man erwartet.

Außerdem hat sich das Verhalten der meisten Rassen in den letzten 30 Jahren stark verändert. Es reichen 5 Generationen, um das Verhalten völlig zu verändern. Und wegen der mittlerweile völlig anderen Erwartungen der Hundehalter, der Umwelt und der veränderten Gesetzeslage sind die meisten Rassen "netter" als früher. Das ist gezielt so gezüchtet worden, weil das alte Verhalten nicht mehr zeitgemäß ist.

Meine holländischen Arbeitshunde sind im Rasseschnitt viel misstrauischer gegen Fremde, viel territorialer und deutlich aggressionbereiter als ähnliche Rassen in anderen Ländern. Denn bei den Gebrauchshunden gilt, dass die jeweilige Prüfungsordnung den bevorzugten Typ in der Zucht festlegt. Und ein guter IPO-Hund hat andere Vorzüge als ein französischer Ring-Hund oder ein Belger oder eben ein KNPV-Hund.

Das ist nicht anders als bei den Hütehunden. Ein Border Collie hat völlig andere Vorzüge und Eigenschaften als eine Gelbbacke. Das liegt an der völlig unterschiedlichen Arbeit in den Highlands und hier auf dem Kontinent.

Mein Hund hat mich auch schon beschützt. Als wir mal nachts raus mussten und ein Mann kam auf uns zu, wobei dieser wirklich bedrohlich wirkte, knurrte sie. Ich denke, dass ein Hund schon gerne beschützt, wobei man einem Hund auch Grenzen aufzeigen sollte. Immer bellen und verteidigen sollte nicht drin sein. Wenn ein Mensch allerdings Grenzen übertritt, dann darf der Hund auch mal bellen und den Menschen verteidigen. Mein Hund ist da recht emphatisch. Wenn ich einen miesen Tag habe, dann weicht sie nicht von meiner Seite.