Ist Milch wirklich so gut wie immer gesagt wird?

vom 25.08.2015, 08:00 Uhr

Ich habe lange Zeit relativ viel Milch getrunken. Meist beim Frühstück in den Cornflakes und dazu eventuell noch ein Glas Milch. Milch ist schließlich wie jeder weiß total gesund und enthält viel Kalzium für die Knochen.

Seit einer ganzen Weile trinke ich aber deutlich weniger Milch. Immer wieder ist Milch negativ in den Schlagzeilen. Die üblichen Probleme sind Belastung durch Antibiotika, mit denen unsere Nutztiere vollgepumpt werden und die Hormonbelastung. Kühe geben schließlich nur deshalb Milch, weil sie Kälber damit versorgen wollen.

Damit die Kuh also Milch geben kann, braucht sie ein Kalb. Das ist aber uninteressant und wird anderweitig "verwendet". Übrig bleibt also nur eine schwangere Kuh, die mit Fortschreiten der Schwangerschaft immer mehr Milch und auch immer mehr Wachstumshormone in der Milch produziert. Zum Ende hin ist der Hormonspiegel um mehrere Kommastellen größer als normal.

Doch was ist mit diesen Hormonen? Ja, sie sind ungesund. Für Männer steigern sie wohl das Risiko für Hoden- und Prostatakrebs. Na wunderbar. Auf der anderen Seite senkt eine gewisse Menge wohl das Risiko für Darmkrebs. Man kann also wählen, welchem man sich lieber aussetzen will.

Zudem sehe ich die ganze Milch-Sache relativ kritisch. Egal wie gut oder wie schlecht sie letztlich ist, Milch-Produktion ist eine riesige Industrie. Diese Industrie will Geld verdienen. Ob nun Milch wirklich toll ist, das ist den Herstellern egal, man kennt das Produkt seit Jahrtausenden und Menschen sind Gewohnheitstiere. Denen muss man nur sagen, dass Milch gut ist und dass Menschen schon immer Milch getrunken haben und dann finden sich schon genug.

Wie steht ihr zu dem ganzen Thema? Ich selbst bin ja sehr vorsichtig geworden, überhaupt kann man ja keiner einzigen Industrie wirklich glauben, was sie verspricht. Mein Frühstück besteht mittlerweile jedenfalls aus Toast und nicht mehr aus Milch mit Cornflakes. Bin auf eure Meinungen gespannt.

» Malefactum » Beiträge: 132 » Talkpoints: 69,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich wurde in diesem Jahr laktoseintolerant, deshalb trinke ich nur noch selten Milch und esse fast keine Milchprodukte mehr. Natürlich ist die Milch verunreinigt durch die Antibiotika und die teilweise sehr schlechte Haltung, in Amerika stehen die Kühe teilweise bis zum Knie im eigenen Kot.

Andererseits habe ich mal eine Dokumentation gesehen, in der Gegner der Milch argumentierten, wieso die Muttertiere ihre Kälber denn nicht länger oder immer stillen würden, wenn Milch so gesund sei. Das bringt einem natürlich schon zum Nachdenken. Ich lebe ganz gut ohne Milch und habe auch keine Probleme damit.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Bascolo hat geschrieben:Andererseits habe ich mal eine Dokumentation gesehen, in der Gegner der Milch argumentierten, wieso die Muttertiere ihre Kälber denn nicht länger oder immer stillen würden, wenn Milch so gesund sei.

Das ist eine Argumentation, die ist ja wirklich dämlich, also nicht von dir Bascolo sondern von den Milch-Gegnern. Wenn man der Kuh ihr Kalb lässt, also in der freien Natur oder in der Mutterkuhhaltung zur Fleischgewinnung, dann säugt die ihr Kalb gut 9 oder 10 Monate. In dieser Zeit ist die Kuh bereits wieder trächtig, das ist auch in der Natur so.

Denn etwa 6 Wochen nach der Geburt kommt die Kuh wieder in die Brunst. Und auch wenn sie frei lebt, wird der Bulle der Herde dann wieder Vater, künstliches Besamen macht das nur einfacher es ändert nichts an dem ansonsten natürlichen Lauf der Dinge. Klappt es nicht, wird die Kuh alle 3 Wochen brünstig. Lange dauert es nicht, bis sie wieder trägt.

Das heißt, dass es für eine Kuh normal ist, ein Kalb zu säugen und gleichzeitig trächtig zu sein. Das ist auch ohne Landwirtschaft so. Die kurze Zeit, in der das Kalb im Bauch am meisten wächst, gibt sie meiste keine Milch. Sie würde das Jungrind an ihrer Seite vertreiben, der Bauer stellt seine Kühe trocken. Sie säugt es nicht länger, weil sie die Energie für sich und das neue Kalb braucht. Das ist vollkommen logisch. Auch wenn Milch noch so gesund wäre, sie kann nicht mehr leisten.

Was das alles nun mit der Milch und der Gesundheit des Menschen zu tun haben soll, das bleibt völlig unklar. Im Prinzip kann man zur Milch sagen, dass sie ein hochwertiges Lebensmittel ist. Und es gilt für sie wie für alle anderen Lebensmittel auch: Wenn man sie genießt, dann in Maßen und als Teil eines abwechslungsreichen Speiseplans. Wenn man auf sie verzichtet, dann wird auch nicht schaden.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Hinter der Produktion von Milch und Milchprodukten steckt ja bekanntlich eine ganze Industrie, die damit Geld verdient, dass die Bevölkerung davon ausgeht, dass Milch ein hochwertiges und gesundes Lebensmittel darstellt. Und ehrlich gesagt habe ich alles, was ich über Milch und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit weiß, aus der Werbung erfahren und glaube durchaus, dass es vielen anderen Zeitgenossen auch so geht.

Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass Milch gar nicht so empfehlenswert für den menschlichen Konsum ist, wie man immer glaubt. Schließlich vertragen weite Teile der Weltbevölkerung gar keine Milch und würden traditionell gar nicht auf die Idee kommen, Kuhmilch zu trinken oder Käse zu essen. Und Angehörige dieser Kulturen oder einfach nur Leute, die Milch nicht mögen, sind bei Licht besehen auch nicht durch die Bank kränklicher als die milchtrinkende Bevölkerung. An das viel beschworene Kalzium kommt man sicher auch auf anderem Wege.

Andererseits stehe ich auch den allgegenwärtigen Warnungen, dass praktisch jedes Lebensmittel mit irgend etwas Chemischem verseucht ist, skeptisch gegenüber. Wenn man all diesen Hiobsbotschaften glauben würde, müsste man ja praktisch verhungern.

Von daher habe ich den subjektiven Eindruck, dass Milch weder so lebensnotwendig ist, wie es die Werbung suggeriert noch so eine hormonverseuchte Antibiotika-Brühe, wie manche Kreise der Umweltschützer behaupten. Die laktosefreie, fettarme, pasteurisierte Milch, die ich gelegentlich konsumiere, hat mit dem Originalprodukt sowieso nicht mehr viel zu tun.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe noch einen Zusatz, der sicherlich nicht repräsentativ ist, aber wenn Milch so wichtig wäre, dann wäre ich wohl nicht am Leben. :D Heute liebe ich Milch und verbrauche recht viel davon, wobei ich kaum Käse und keinen Joghurt oder Quark und keine anderen Milchprodukte konsumiere. Daher dürfte mein heutiger Konsum eigentlich im Mittelfeld liegen. Wer regelmäßig Käse ist, verbraucht mehr Milch als ich.

Als Kind allerdings habe ich sämtliche Milchprodukte verweigert. Seit meinem zweiten Lebensjahr habe ich keine Milch, keinen Kakao und absolut keine Milchprodukte gegessen. Nicht einmal Pizza, Aufläufe oder Überbackenes konnte mich reizen. Und die geringen Mengen Eis, die ich als Kind bekommen habe, machen den Kohl nicht fett.

Natürlich war der Druck immens. Kinder müssen schließlich Milch trinken, sie brauchen das. Das Glas Milch am Morgen, der warme Kakao im Winter oder, das war besonders übel, die Schulmilch gehörten schließlich dazu. Dass ich auch keine anderen Erzeugnisse aus Milch gegessen habe und jegliches Gemüse verweigerte, das machte die Sache noch schlimmer. Ich bin ziemlich oft hungrig zu Bett gegangen, weil ich das vorgegebene Essen verweigert habe. Nach den Prognosen der Milchbefürworter und der meisten Kinderärzte hatte ich unter schweren Mangelerscheinungen leiden müssen. Aber, bis auf ein allergisches Asthma, war ich immer verdammt gesund und meine Knochendichte ist höher als bei vielen anderen.

Milch und Milchprodukte mag ich erst, seit ich ungefähr Mitte 20 bin. Da war ich aber definitiv ausgewachsen. Die normale Entwicklung hat auch ohne Milch, ohne ausgleichenden Ernährungsplan und ohne Vitamin- und Mineralstoffpräparate sehr gut funktioniert.

Dass wir in dieser Region der Welt Milchzucker verdauen können und es in anderen Regionen nicht so ist, das halte ich für ziemlich normal. Milch und Käse waren lange Zeit ein Garant für eine gute Versorgung mit Energie. Je nach Landstrich war die Ernährung lange Zeit sehr auf tierische Produkte angewiesen, weil man wenig anbauen konnte und kaum etwas haltbar machen und lagern. Da liegen die Schwerpunkte in anderen Teilen der Erde einfach anders. Wer Milch vertrug, war hier im Vorteil.

Und natürlich möchte ich noch anmerken, dass die Tatsache, das Kühe von Natur aus "immer" trächtig sind und Milch produzieren, die heutige Zucht und Haltung nicht verharmlosen sollen. Je nach Art und Rasse gibt eine Kuh natürlicherweise etwa 2.000 bis 3.500 Liter Milch während der Säugezeit ihres Kalbes, das entspricht einer Milchleistung von 7,5 bis 13 Liter am Tag. Letztere betrifft aber schon auf Masse gezüchtete Fleischrassen.

Eine Milchkuh gibt im Mittel heute etwas mehr als 8.000 Liter im Jahr, das ist schon eine ganz andere Hausnummer. Und die Entwicklung ist dramatisch. 1990 gab eine Milchkuh im Schnitt 4.700 Liter. Das erklärt auch, warum die Kälber so früh weggenommen werden. Früher gab es kaum mehr Milch, als das Kalb benötigt hätte. Und dieses "Früher" liegt noch sehr nah. Zur Jahrtausendwende waren es schon 6.100 Liter, danach über 7.000. Mache Kuh schafft 40 Liter am Tag. Das kann nicht tiergerecht sein. In den USA liegt der Schnitt teilweise jetzt schon bei rund 10.000 Litern.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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