Ist es okay den Kindern gewisse Freunde zu verbieten?
Jeder kennt es wahrscheinlich. Die Kinder haben viele Freunde. Einige sind sympathischer als andere. Bisher haben wir uns unseren Teil immer gedacht und die Kinder selbst die Erfahrung machen lassen. Für das spätere Leben sehen wir das auch als wichtig an ein Gespür dafür zu bekommen und selbst Erfahrungen zu machen.
Unser Jüngster hat seit einiger Zeit einen Freund der ihm unserer Meinung nach nicht gut tut. Er kommandiert ihn herum und tut ihm absolut nicht gut. Er schubst ihn mental nur herum aber unser Sohn lässt es alles mit sich machen. Er ist ein anderer Mensch in seiner Gegenwart.
Wir haben mehrfach mit ihm darüber gesprochen aber er sieht es ganz anders. Wir überlegen ob wir als Eltern handeln sollten? Ist es sinnvoll einzugreifen? Würdet ihr den Umgang zu Freunden verbieten? Hattet ihr eine solche Situation?
Ich würde es dabei belassen. Ihr habt mit ihm geredet und seinen Freund quasi schlecht geredet, nun ist er bestimmt innerlich traurig und trotzig. Da wird man nicht mehr viel machen können. Ich glaube, dass das nicht verboten gehört sich mit jemanden zu treffen, weil man sich dennoch heimlich treffen wird und das würde ich schlimmer finden als den Einfluss dieser Person an sich. Ich meine ihr habt euren Standpunkt klargemacht und wenn er das nun als Erfahrung braucht, dann muss man ihn machen lassen.
Es ist sicherlich bescheuert, wenn man sieht, wie man mit dem Kind umgeht, man hat auch den Drang sein Kind zu beschützen, aber Erfahrungen müssen gemacht werden und es gehört auch dazu einfach mal blöde Freunde zu haben und nicht auf die Eltern zu hören. So lange er nicht die Schule schwänzt oder wegen dem Freund Straftaten begeht, ist es für euch blöd, aber zu akzeptieren.
Ich denke, es kommt ein bisschen auf das Alter der Kinder an. Wenn sie jünger sind, kann man als Eltern die Auswahl der Freunde schon beeinflussen, in dem man andere Kinder zu sich nach Hause einlädt und so gemeinsame Zeit mit den ,,netteren'' Kindern fördert. Besonders jetzt während der Corona Zeit, lässt sich da mehr Einfluss drauf nehmen.
Bei älteren Kindern würde ich als Elternteil eher neutral mit dem Kind sprechen und nur Verhalten der Freunde kritisieren, also beispielsweise strafrechtlich relevantes Verhalten. Jugendliche reagieren eher mit Ablehnung der Eltern auf deren Kritik, da ihnen ihr Freundeskreis sehr wichtig ist. Mit Kritik oder sogar Verboten treibt man seine Kinder noch mehr zu diesen Freunden, da sie gerade in dieser Entwicklungsphase von den Eltern lösen wollen. Dennoch sollte man Verhalten, dass nicht mit den eigenen Werten übereinstimmt, natürlich ansprechen.
Allerdings profitieren Kinder von anderen Kindern, auch wenn sie einem selber als schlechter Einfluss erscheinen. Solange es keine extremen Ausmaße annimmt, würde ich es erst mal weiter beobachten und meinem eigenen Kind die Chance geben, aus dieser ,,Freundschaft'' zu lernen. Gerade wenn das andere Kind sehr dominant ist und das eigene Kind sich verstellen muss, wird er hoffentlich erkennen, dass dieses Kind nur sich selber sieht und gar kein wirkliches Interesse an ihm hat. Diese Erkenntnis ist natürlich erst mal hart, aber lehrreich und wenn ihr ihn als Eltern immer unterstützt, wird er daran wachsen.
Je nach Ausmaß des schlechten Einflusses finde ich es nicht nur okay, sondern tatsächlich auch notwendig, als Eltern Kontakte zu begrenzen und vielleicht sogar zu verbieten. Wenn ich beispielsweise erfahren würde, dass eine Freundin oder ein Freund mein Kind zu kriminellen Machenschaften, Genussmittelkonsum und sexuellen Ausschreitungen anstiften würde, dann würde ich in jedem Fall intervenieren. Zwar ist mir bewusst, dass Jugendliche clever sind und Mittel und Umwege finden, sich um Regeln und Verbote zu winden, aber ich würde mit Sicherheit auch nicht einfach tatenlos zusehen und es bei müden Ermahnungen belassen, wenn ich eine ernsthafte Eigengefährdung sehen würde - auch, wenn ich dadurch Konflikte eingehen muss.
Geht es jetzt um „mildere“ Sorgen wie das beschriebene Ausnutzen oder Schlecht-behandeln, dann würde ich das Gespräch mit meinem eigenen Nachwuchs und mit den Eltern des anderen suchen und versuchen, ein Problembewusstsein zu schaffen und andere Umgangsformen zu fördern. Wenn das aber nicht klappen würde und sich die Freunde weiter unmöglich verhalten, hätte ich auch kein Problem damit, diesen nicht mehr zu erlauben, mein Kind zu besuchen oder dieses nicht mehr zu Ihnen zu lassen.
Ich kann mir vorstellen, dass der Junge es vielleicht gar nicht richtig einordnen kann, dass er da herumgeschubst wird und das irgendwie für normal hält oder denkt, das müsste so sein. Das ist natürlich nicht gut, denn dann lernt er vielleicht ein falsches Beziehungsmuster. Vielleicht würde ich da mit dem anderen Jungen oder dessen Eltern reden, aber wenn das nichts bringt, würde ich das schon verbieten, denn man sollte dem Kind nicht vermitteln, dass es ok ist, herumgeschubst zu werden.
Mich würde ja interessieren wie alt dein Sohn ist, denn ab einem gewissem Alter wird das sicher schwierig mit der Kontaktsperre. Aber ich kann dich sehr gut verstehen, man möchte ja dass es den Kindern gut geht und das seine sozialen Kontakte ihm auch gut tun.
Meiner Meinung nach hast du alles richtig gemacht, das Gespräch mit ihm gesucht und ihm deine Sichtweise erklärt und beschrieben, vielleicht sieht er es so auch demnächst von selber.
Ein direktes oder indirektes Verbot wird meist das Gegenteil nach sich ziehen. Deswegen sollte man es sanft versuchen zu lenken. Das Kind hat doch sicherlich auch vorher schon Freundschaften gepflegt wo es ein halbwegs ausgeglichenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen gab. Diese sollte man immer mal wieder positiv erwähnen und damit in Erinnerung rufen, dass es auch besser geht.
Meine Tochter hatte in der 6. oder 7. Klasse auch zu einem Jungen aus ihrer Klasse eine näherer Freundschaft gepflegt. Der Junge kam aus sehr ungünstigen Verhältnissen. Die Mutter präsentierte öfter einen neuen "Papa", der jüngere Bruder war schon aus der Familie genommen worden und der große hatte zeitweise bei den Großeltern gelebt.
Dass ich von dieser Freundschaft nicht begeistert war, habe ich für mich behalten. Ich hatte aber auch die Hoffnung, dass vielleicht ein positiver Einfluss durch meine Tochter bei dem Jungen was bewirkt. Ging aber nicht lange gut. Er wollte auch über sie bestimmen, mit wem sie in der Schule redet etc. Meine Tochter hat das von allein schnell bemerkt, dass diese Freundschaft für sie nicht gut ist und den Kontakt auf das Nötigste reduziert.
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