Ist es das Beste, wenn man vom Schlimmsten ausgeht?

vom 05.03.2015, 14:57 Uhr

Eine Freundin geht immer vom Schlimmsten aus, damit sie nicht enttäuscht wird. Sie meint, dass sie sich dann freuen kann, dass es eben doch nicht so schlimm geworden ist, wie sie geglaubt hat. Das war auch schon in der Schule so. Bei jeder Klassenarbeit oder Klausur ist sie vom Schlimmsten ausgegangen und hat auch immer zu hause erzählt, dass es nicht so gut gelaufen ist. Dann ist doch eine gute Note dabei heraus gekommen.

Geht ihr auch immer eher vom Schlimmsten aus und freut euch, wenn es dann doch nicht so schlimm geworden ist? Ist es besser, wenn man immer vom Schlimmsten ausgeht? Oder sollte man doch eher positiv denken?

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke ein Mix aus beidem ist nicht verkehrt.

Bei mir ist es auch meistens so, dass ich zwar vom Schlimmsten ausgehe, aber auf das Beste hoffe. So ist mir schon so manche Enttäuschung erspart geblieben. Ich versuche aber eher neutral an die Sachen heranzutreten, da es passieren kann, dass ich mich verrückt mache, wenn ich immer gleich den Teufel an die Wand male.

Wenn jemand z.B. nicht erreichbar ist, versuche ich mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er wahrscheinlich gerade keine Zeit hat oder am Arbeitsplatz ist, wo er ohnehin nur in den Pausen telefonieren darf. Ich versuche es dann nachher einfach nochmal.

» Lapricia » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde nicht, dass deine Freundin vom Schlimmsten ausgegangen ist, wenn sie sagt, dass die Klassenarbeit "nicht so gut gelaufen" ist. Das Schlimmste wäre eine 6. Wenn sie wirklich bei jeder Arbeit von einer 6 ausgegangen wäre, wäre sie zum Schulpsychologen geschickt worden.

Auch das Beispiel von Lapricia, wenn man jemanden telefonisch nicht erreichen kann. Geht man da wirklich vom Schlimmsten aus, fängt man schon mal an, die Krankenhäuser abzutelefonieren und den Grabschmuck zu bestellen.

Also wirklich immer vom Schlimmsten auszugehen, halte ich für hochgradig ungesund. Da wird man verrückt und bekommt gar nichts mehr auf die Reihe. Aber ich denke, davon reden wir hier gar nicht. Es gibt ja zwischen dem Extrem, bei jeder Klassenarbeit eine 6 zu erwarten und dem, immer davon auszugehen, dass man eine 1 bekommt, noch vier andere Noten.

Mir ist dabei eine nüchterne, realistische Einschätzung am liebsten. Schüler, die immer rumjammern und dann doch wieder eine 1 oder eine 2 haben, habe ich immer gehasst. Ich wusste immer recht gut, was ich haben werde und kam mit den Noten auch zurecht. Meistens hatte ich Zweier und Dreier.

Und wenn man jemanden nicht erreichen kann, kann es dafür tausende Gründe geben und mindestens die Hälfte davon überlebt derjenige ohne Probleme. Ich weiß doch, wie unwahrscheinlich es ist, dass demjenigen etwas passiert ist. Einfach aus Erfahrung. Ich habe schon hunderte Mal vergeblich versucht, jemanden anzurufen und noch nie war demjenigen etwas passiert. Also was bringt es mir, in Panik auszubrechen? Eine nüchterne, realistische Einschätzung besagt, dass ich es in einer halben Stunden noch mal versuchen sollte. Und gut ist.

Es gibt natürlich Situationen, wo man seine Chancen wirklich mitgeteilt bekommt. Ich denke da vor allem an ernste Krankheiten. "Sie haben Krebs und eine Überlebenschance von 60 zu 40.". Manchmal auch noch viel schlimmer, nur fünf Prozent oder so. Da könnte man natürlich auch dazu neigen, vom Schlimmsten auszugehen und da ist dieser Spruch auch wirklich wahr. Aber wenn man das wirklich tut, hört man auf zu kämpfen und zu versuchen, zu den fünf Prozent zu gehören.

In vielen Situationen kann ich das total nachvollziehen, wenn man einen solch aussichtslosen Kampf aufgibt. Wenn man alles Realistische versucht hat, seine Chancen zu erhöhen, würde ich dann auch lieber der Sache ihren Lauf lassen und noch ein paar schöne Momente erleben wollen. Aber man sieht, auch da ist es eine nüchterne, realistische Einschätzung. Alles andere finde ich einfach unsinnig, weil es nicht der Wahrheit entspricht. Warum soll man sich denn mit der Unwahrheit fertig machen?

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^