Ist Einsamkeit ein Garant für eine soziale Phobie?

vom 08.11.2017, 02:15 Uhr

Irgendwo habe ich vor Kurzem gelesen, dass immer weniger Menschen etwas mit anderen zu tun haben wollen und es genießen, wenn sie mehr Zeit für sich alleine haben.

Es wurde damit begründet, dass viele nach der Arbeit auch einfach gestresst sind, abschalten wollen und keine Verpflichtungen mehr durch Freundschaften sowie Beziehungen eingehen wollen. Sie bevorzugen es aus diesem Anlass, alleine zu bleiben.

Doch in dem Artikel, den ich im Augenblick nicht mehr finde, stand auch, dass zu viel Einsamkeit ein Grund dafür sein kann, dass viele Menschen auch in Richtung einer sozialen Phobie rutschen. Sprich, dass aus der gewollten Einsamkeit irgendwann eine psychologische Problematik der dauerhaften Einsamkeit werden kann.

Glaubt Ihr auch, dass Menschen, die sowieso gerne viel alleine tun und Einzelgänger sind, auch automatisiert zum sozialen Phobiker werden können? Ist die gewollte Einsamkeit vielleicht wirklich ein Auslöser für die soziale Phobie?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ein Garant ist es angesichts der Vielfalt der menschlichen Psyche und Präferenzen garantiert nicht. :wink: Ich finde es auch ehrlich gesagt ein wenig arg vereinfachend und populärwissenschaftlich, wenn man die Tatsache, dass man sich irgendwann schwerer tut mit Sozialkontakten, wenn man sie nicht regelmäßig pflegt, nicht als Binsenweisheit, sondern als wissenschaftliche Erkenntnis darstellt. Gerade im psychischen Bereich sind die Grenzen zwischen Eigenschaften und Krankheiten meines Erachtens sowieso fließend, was für den einen noch "schüchtern","introvertiert" oder was auch immer ist, bedeutet für den anderen schon: "Oh mein Gott, die Person ist schwer depressiv/hat irgendwelche Phobien!"

In diesem Zusammenhang habe ich als eher solitär veranlagter Mensch sowieso den Eindruck, dass das Bedürfnis nach (relativer) Einsamkeit über Gebühr als ungesund und besorgniserregend dargestellt wird. Geselligkeit, Ausgelassenheit und das ständige Auftreten in Rudeln, sei es im Job, im Freundeskreis, in der Familie, und am Besten noch im Verein gelten als die Norm, und Leute, die damit aus unterschiedlichen Gründen nichts anfangen können, bestenfalls als arrogant, schlimmstenfalls als defekt.

Ich denke mir dann immer: Nicht jede Abweichung von der Mehrheit ist gleich krankhaft. Und ich frage mich, was für ein umtriebiges und geselliges Mäuschen doch die Person sein muss, die derlei Weisheiten verbreitet und wahrscheinlich ganz schlicht und ergreifend von den eigenen Bedürfnissen unreflektiert auf die der anderen schließt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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