Ist einmal die Woche Ehrenamt im Tierheim zu wenig?
Eine Bekannte von mir hat sich beim städtischen Tierheim als ehrenamtliche Helferin beworben. Sie würde gerne abends einen Hund ausführen, auch gerne über längeren Zeitraum den gleichen Hund. Sie kann allerdings nur einmal die Woche, da sie an den anderen Tagen nach dem Feierabend schon was vor hat, in der Regel Sport und Treffen mit Freunden.
Nun hat man ihr im Tierheim gesagt, dass einmal die Woche zu wenig ist. Das Tier würde sich an den Gassigänger gewöhnen und die Tiere müssten häufiger raus. Es wäre schwierig zu planen, wenn man Leute hat die nur einmal die Woche kommen. Und da es genug Leute gibt die regelmäßig kommen, hat man die Hilfe meiner Bekannten abgelehnt.
Gibt es in Deutschland inzwischen genug Menschen die sich ehrenamtlich engagieren, so dass die Organisationen sich quasi die Rosinen rauspicken können? Findet ihr es richtig, ehrenamtliche Helfer abzulehnen? Diese verlieren dann möglicherweise ihre Motivation. Ist einmal die Woche Aushelfen im Tierheim tatsächlich nicht so toll für das entsprechende Tier?
Dir ist aber schon klar, dass das Engagement im Tierheim den Tieren helfen soll und nicht zur Bespaßung und zur Beruhigung des Gewissens des Menschen dient? Natürlich ist es bescheuert und schädlich, einmal pro Woche Gassi zu gehen. Das ist immerhin ein Lebewesen und kein Spielzeug, das man einfach rumreicht. Der Hund braucht ein bis zwei feste Bezugspersonen und keinen, der den mal mitnimmt.
Im Allgemeinen sind die Tierheime immer froh, wenn sich Freiwillige melden um das Tierheim zu unterstützen. Und je nach Tierheim ist man auch dann gern gesehen, wenn man nur einmal die Woche zum Gassigehen kommen kann, denn nicht jeder Hund geht nur mit Bezugspersonen spazieren oder hat jeden Tag schon Besuch von einer entsprechenden Bezugsperson.
In den Tierheimen, in denen ich bisher unterwegs war, war es durchaus so, dass viele Gassigeher nur am Wochenende kamen und dann mit den unkomplizierten Hunden spazieren gegangen sind.
Ich kenne aber auch Tierheime, die ihre Stammleute haben und fordern, dass neue Freiwillige sich auch entsprechend regelmäßig und oft mit den Hunden beschäftigen, bevor sie als Gassigeher eingesetzt werden. Da putzt du erstmal monatelang Zwinger und lernst die Hunde im Freilauf kennen, bevor du mit ihnen spazieren gehst.
Das Problem ist, dass die meisten Freiwilligen sich nur die Rosinen rauspicken. Die wollen Gassigehen oder Katzen streicheln, aber das war es dann auch schon. Dabei gibt es so viel mehr zu tun, was die Angestellten zeitlich kaum schaffen. So prügeln sich die Leute quasi darum, Kuscheltierschutz zu machen, aber die Drecksarbeit sollen bitte die anderen machen.
Tja und wenn dann jemand kommt und sagt, er möchte einmal die Woche Gassigehen, am liebsten mit einem Stammhund, dann ist es oft tatsächlich so, dass die Tierheime sich die Leute aussuchen können, die bereit sind mehr zu investieren.
Ich bin als Fotografin sogar weniger als einmal pro Woche im Tierheim, wobei das natürlich auch immer davon abhängt wie viele Neuzugänge wir haben oder ob Fotos für andere Sachen gebraucht werden.
Es gibt bei uns auch Leute, die nur einmal die Woche zum Gassi gehen oder helfen kommen. Die kommen teilweise von weiter her und haben unter der Woche keine Zeit. Das scheint für das Tierheim kein Problem zu sein. Die Leute bekommen dann natürlich nicht die problematischen Hunde, aber es gibt dort auch Pensionshunde, die nur für ein paar Wochen da sind. Und den Käfigen und Ställen ist es eh völlig egal, wer sie sauber macht und wie oft der kommt.
Ich finde es schön, dass im Tierheim versucht wird für jeden Interessierten auch eine Aufgabe zu finden. So sind auch schon Freundschaften entstanden weil Neulinge zusammen mit alten Hasen Gassi gegangen sind. Es gibt Leute, die sich da jeden Sonntag treffen und nachher noch Kaffee trinken gehen zusammen.
Ich bin auch Gassigängerin im Tierheim und tatsächlich haben wir eigentlich genug Gassigänger. Zumindest für die normalen Hunde. Da kommen jeden Tag ca. 3-5 Gassigänger plus Interessenten die mit einem Hund raus gehen, was bei einem kleinen Tierheim wie unserem mit 8-12 Hunden ausreichend ist damit (fast) jeder Hund raus kommt.
Aber trotzdem werden auch Leute genommen die eben nur 1x die Woche kommen. Es gibt allerdings auch ein paar echte Problemfälle die 50kg wiegen und in bestimmten Situationen zubeißen. Die haben dann einen festen Gassigänger und sonst niemanden der mit denen spazieren geht. Da bringt es nichts, wenn der Gassigänger nur 1x die Woche kommt.
Das klingt ein bisschen so, als würde das Tierheim froh sein müssen, dass sich überhaupt jemand dazu bequemt zu helfen. In erster Linie sollte doch an das Wohl der Tiere gedacht werden und ich denke auch, dass sich ein Hund schnell an den Menschen gewöhnt, der ihn ausführt und dann sicherlich auch trauert, wenn dieser nur einmal wöchentlich kommt. Vielleicht ist das etwas anderes, wenn für einen Hund mehrere Gassigänger da sind. So, dass sich diese abwechseln können. Aber ich denke, dass man schon mehrmals pro Woche Zeit haben sollte. Wenn man nur einmal die Woche kann, kann man ja vielleicht anders im Tierheim helfen und sich vielleicht um Kleintiere kümmern oder beim säubern der Ställe aushelfen.
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