Ist eine Schönheitsoperation ein Betrug an sich selbst?

Schon vor sehr vielen Jahren hörte ich von einem der alten Topmodells aus den Neunzigern den Ausspruch, sie würde sich schon alleine aus dem Grund niemals operieren lassen, weil sie dann ja nie erfahren würde, wie sie als alter Mensch aussehen würde. Das hat mich nachdenklich gemacht, inwiefern das in der Tat so ist und ob eine Schönheitsoperation in gewisser Weise einen Betrug an sich selbst oder an seinem zukünftigen Ich darstellen könnte.

Aber es ist ja nicht nur bei altersbedingten Operationen eine starke Veränderung, viel stärker stelle ich es mir vor, wenn jemand sich die Nase operieren lässt oder eine Brustvergrößerung oder Verkleinerung vornimmt. Ich könnte mir denken, dass manches Individuum später damit hadert oder sogar eine kleine Identitätskrise bekommt, wenn der Blick in den Spiegel ganz anders ist. So hörte ich mal von Jennifer Grey, die aus Dirty Dancing und sicher auch wegen ihrer einstmals prominenten Nase einigermaßen bekannt ist, dass sie ihre Operation hinsichtlich der Nasenanpassung bereut, weil sie damit ein Stück Einzigartigkeit verloren hat.

Könnt ihr euch vorstellen, euch nach einer Operation nicht mehr als euer altes Ich zu fühlen und euch gewissermaßen selbst betrogen zu haben? Oder würden für die meisten Menschen die positiven Aspekte und Gefühle überwiegen?

Könnt ihr euch vorstellen, euch nach einer Operation nicht mehr als euer altes Ich zu fühlen und euch gewissermaßen selbst betrogen zu haben?

Nein würde ich nicht. Hätte ich eine Schönheits-OP nötig dann nur, wenn etwas wirklich hässlich an mir ist und worunter ich auch leiden würde. Dann wäre ich froh, wenn das Problem behoben wäre.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass man Operationen bereut, die eher von Modetrends beeinflusst sind. Im Moment sind wohl größere Pos angesagt, also lassen sich Frauen Implantate in den Po pflanzen. Oder wenn man sich nur deshalb Brustimplantate verpassen lässt weil man sich dadurch bessere Chancen bei Männern ausrechnet.

Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand irgendwann vor dem Spiegel steht und sich denkt "ich hätte gerne mehr Falten" oder es tragisch findet, dass er nicht sieht wie schlimm die Tränensäcke ohne die Operation vor zehn Jahren heute aussehen würden.

Ich denke mir, dass für Models und SchauspielerInnen generell andere Regeln gelten als für die große Mehrheit, die nicht mit ihrer prominenten oder nicht prominenten Nase Geld verdient. Es ist ja in diesen Fällen auch eine wirtschaftliche Entscheidung: Bleibe ich flachbrüstig, krummnasig oder was auch immer und verzichte dafür auf den großen Durchbruch und die wirklich dicke Kohle oder sehe ich aus wie ein Abziehbild und bekomme dafür die guten Jobs?

Gerade am Anfang einer Karriere im Entertainment ist es sicher sehr schwer, "zu sich selbst zu stehen", wenn der Agent, die Tanzlehrerin und die Familie im Chor schreien: Lass dir die Titten machen, sonst bleibst du ewig in der zweiten Reihe!" Und umgekehrt ist es am Ende der Karriere einfach, sich zu sagen, dass man den Rüssel oder den Flachpo lieber behalten hätte. Dann ist die Kohle ja schon gescheffelt.

Und auch bei Zivilpersonen gilt es ja gerne als verpönt, wenn jemand etwas "machen lässt" und auch dazu steht. Das finde ich auch unlogisch - einerseits werden gerade Frauen von frühester Kindheit an unerreichbare Ideale, was die Optik angeht, eingeredet, und wenn jemand die "Makel" dann bekämpft, ist es auch wieder nicht recht. Steh zu dir - aber doch nicht so! Mit dieser Botschaft ist es schwer, sinnvoll zurechtzukommen.

Ich finde es schwierig zu beantworten, da ich selber allgemein Schönheitsoperationen nichts abgewinnen kann und sie auch nur dann für sinnvoll halte, wenn sie einen medizinischen Nutzen haben. Aber irgendwie ist an der Aussage schon etwas dran, dass man später nicht weiß, wie man tatsächlich aussehen würde, wenn man keine Schönheitsoperationen gehabt hätte. Nur ist es dann die Frage, wie sehr einen das stört, wenn man vorher das Gefühl hatte, durch die Operationen super auszusehen.

Das kommt wohl wirklich auf den Blickwinkel an und die charakterliche Einstellung zum Thema Schönheit. Viele sagen, so bin ich gemacht und fertig. Sie verändern sich deswegen nicht und lassen an sich nicht herumschnibbeln. Sie versuchen, und das klappt im Übrigen bei vielen sehr gut, das Beste aus ihrer gegebenen Optik zu machen. Manchmal reichen da schon ein wenig Sport, die Bekleidung, die Haare usw. Ich hab schon Veränderungen an Menschen durch so etwas gesehen, wo man wirklich mit den Augen staunen konnte.

Ich finde jedoch die operativen Maßnahmen wie Po-Vergrößerungen aber unnötig. Das finde ich wirklich grausam und kann es nicht verstehen. Vor allem, weil diese Menschen oftmals nie etwas dazu gesagt haben, und auf einmal, weil es Trend ist, wollen sie es auch. Manche lassen sich auch leiten von bösen Kommentaren und Beziehungsenden, wo der neue Partner des Ex-Freundes auf einmal so eine aufgebrezelte Tussi mit Schönheits-Ops ist. Schade eigentlich.

Ich finde nicht direkt, dass es ein Betrug an sich selbst ist. Wer es benötigt, um sich schön zu fühlen bitte. Doch ich habe das Gefühl, dass viele Glauben, mit einer Schönheitsoperation kommen auch Selbstbewusstsein und entsprechende positive Kommentare wie von selbst. So ist es nicht und wer kein Selbstbewusstsein hat, der kriegt es auch danach nicht zwangsläufig, nur weil man sich jetzt optisch geiler findet und andere es einem auf dem Butterbrot schmieren.

Kennt Ihr diese Martina Bigg? Das Mädchen hat sich schwarz spritzen lassen, was der Supergau ist. Denn das, was man ihr da spritzt ist hoch hautkrebsfördernd und sie ist so verblendet, weil sie dadurch erfolgreich in den Medien ist, dass die nichts mit ihrer holen Fritte als Ehemann versteht. Die sah vorher in meinen Augen nicht schön aus, aber sie war eben Okay. Das jetzt, ist eine Verunstaltung und sie findet sich schön. Noch!