Ist eine Kur ein Gratisurlaub für Sozialschwache?

Eine Freundin von mir überlegt, eine Mutter-Kind-Kur mitzumachen und zieht deswegen auch schon Erkundigungen ein. Nun meint eine Bekannte von ihr, dass man das auf gar keinen Fall machen sollte. Denn eine Kur wäre eine Art Gratisurlaub für sozialschwache Menschen, die sich ansonsten keinen eigenen Urlaub leisten könnten.

Ich finde die Aussage sehr provokativ, aber da ich kein Kind habe und mir demnach die Voraussetzungen zur Teilnahme an dieser Kur fehlen, kann ich auch schlecht aus eigener Erfahrung sprechen oder mir eine eigene Meinung bilden direkt vor Ort. Wie seht ihr das? Hat die Bekannte meiner Freundin Recht mit dieser Aussage oder ist das kompletter Blödsinn?

Mal angenommen es wäre so, was ich nicht so sehe, was wäre dann so schlimm daran? Muss man sich jetzt vor Sozialschwachen in Acht nehmen? Ich finde die Aussage schon sehr befremdlich, weil ich auch nicht verstehen kann was das Problem sein soll auf solche Menschen zu treffen. Generell gehen aber alle Schichten von Menschen zu so einer Kur und nicht nur eine bestimmte Schicht und ein unkomplizierter Gratisurlaub ist das sicherlich auch nicht.

Bei solchen Vorverurteilungen spricht meiner Meinung nach immer der Neid. Man selber hat entweder keine Kur bewilligt bekommen oder glaubt, wunder wie "taff" sein zu müssen und schaut deshalb auf die Leute, die derlei Hilfsangebote auch wahrnehmen, mit Verachtung herab, getreu dem Motto: "Bei uns damals kurz nach dem Krieg gab's das auch nicht!"

Mit Mutter-Kind-Kuren speziell habe ich zwar keine Erfahrung, aber zumindest bei Herzpatienten, Leuten nach Tumor-Operationen und Patienten, die an üblen Rückenbeschwerden leiden kann ich sagen, dass es sich bei einer Kur mitnichten um einen "Gratisurlaub" handelt. Erstens bekommt man als Patient schon lange pauschal keine sechs Wochen Schwarzwald mehr nachgeschmissen, wenn man einmal hustet, sondern muss schon einen akuten Grund aufweisen, weswegen eine Kur dringend nötig ist.

Und zweitens stimmt es auch mitnichten, dass man auf einer Kur die Beine hochlegen und sich vollfressen kann. Statt dessen gibt es alle möglichen Therapien und Behandlungen, die auch nicht immer lustig sind, und wenn man meint, hier sein eigenes Ding machen zu wollen, kann man auch durchaus an die Luft gesetzt werden! So ging es zumindest den Herzpatienten, die weder Bock auf Sport noch auf gesunde Ernährung hatten, sondern sich lieber zum Rauchen vom Gelände geschlichen haben.

Und drittens bin ich selber durchaus der Meinung, dass es gerade Leuten, die derart immens viel Verantwortung tragen wie Eltern mit kleinen Kindern (es gibt übrigens auch Vater-Kind-Kuren) durchaus gegönnt werden kann, sich gesundheitlich wieder auf Vordermann bringen zu lassen und nicht erst dann mit den Reparaturen anzufangen, wenn Mama oder Papa kaum noch kriechen kann und/oder täglich an Selbstmord denkt.

Ich finde nicht, dass man nur irgendwelchen Managertypen, die mit Geld um sich werfen und von zuviel Koks und Nutten völlig abgewrackt sind, eine Kur zur gesundheitlichen Rehabilitation gönnen sollte, weil diese sich ihren Herzinfarkt sozusagen redlich verdient haben, während Eltern sich gefälligst nicht so anstellen sollten, weil es "bei uns damals das ja auch nicht gegeben hat!"