Ist ein Handyverbot beim Arzt heutzutage noch nötig?
In dem Thema Handyverbot beim Arzt - wer hält sich daran? wurde bereits gefragt, ob ihr euch an das Handyverbot, das es bei vielen Ärzten und Krankenhäusern gibt, überhaupt haltet. Ich bin neulich bei meinem Frauenarzt auch darauf angesprochen worden, dass ich das Handy doch bitte ausmachen soll, weil es die Geräte in der Praxis stören könnte.
Das hat mich ehrlich gesagt sehr verwundert. Mittlerweile ist es im Krankenhäusern ja schon so, dass man das Handy fast überall benutzen darf. Krankenhäuser bieten sogar gegen Entgelt WLAN für ihre Patienten an, die dann über ihr Handy oder Tablet im Internet surfen können. Da verwundert es mich, dass es in Arztpraxen teilweise immer noch ein Problem zu sein scheint, wenn Handys an sind. Ich bin in dieser Hinsicht technisch nicht sonderlich bewandert, aber ich hätte jetzt vermutet, dass es in einem Krankenhaus wichtiger ist, das Handy auszuhaben, als in einer Arztpraxis.
Woran liegt es, dass man mittlerweile in vielen Krankenhäusern das Handy an haben darf, aber in manchen Arztpraxen immer noch nicht? Welcher technischer Hintergrund steckt dahinter? Liegt es an den Geräten, die die Ärzte benutzen? Oder denkt ihr, dass es eigentlich gar nicht mehr nötig ist und nur noch in Einzelfällen darauf hingewiesen wird, um auf Nummer sich zu gehen?
Ich halte das für ein Märchen, würde die Sendeleistung eines Handys ausreichend sein, um ein medizinisches Gerät zu beeinflussen, sollte man nicht das Handy verbieten, sondern vielmehr das Gerät was sich beeinflussen lässt. Wir sind doch umgeben von Strahlungsquellen, Funkantennen, Satelliten, Hobbyfunkern und da wird ein Handy, mit einer sehr niedrigen Sendeleistung, sicherlich nicht ins Gewicht fallen.
Ich glaube, dass ein Handy grundsätzlich den Betrieb beim Arzt stört. Wenn das Wartezimmer voll ist und nur zwei oder drei Patienten sind mit dem Handy laut am Telefonieren und bei anderen meldet sich das Handy mit einer lauten, schrecklichen Musik, dann verstehen die Sprechstundenhilfen am Telefon nichts mehr und die restlichen Patienten können sich nicht weiter unterhalten, weil keiner mehr etwas versteht.
Die Gespräche, die dann sehr laut geführt werden, drehen sich um völlig banale Dinge, die es nicht wert sind, deshalb anzurufen. Da heißt es zum Beispiel: „Ja, ich sitze beim Arzt und warte.“ „Nein, der Bus war nicht voll.“ „Mir ist so langweilig.“ „Was machse jetzt grade?“ "Hasse schon gefuttert?" "Nö, warum nich?" Solche Dinge und mehr muss man sich dann ungewollt anhören und mancher rollt mit den Augen. Es ist wirklich so, dass nicht nur Sprechstundenhilfen darunter leiden, sondern auch die Patienten im Wartezimmer, die sich wirklich zurückhalten müssen, um nicht grob zu werden.
Unter solchen Umständen braucht es nicht einmal Apparate, die gestört werden könnten. Es sind nur die Menschen, die genervt sind und psychisch anders reagieren könnten. Um also alle zu schützen, sollte das Handy nicht beim Arzt benutzt werden. Ich kann gut verstehen, wenn sich manche Patienten sagen, dass sie zu dem Arzt nicht mehr hingehen, wenn nicht für Ruhe gesorgt wird.
Ganz ehrlich, auf solche Mist-Gespräche kann ein Handybesitzer beim Arzt doch verzichten, oder? Daran wird er ganz bestimmt nicht sterben. Es scheint auch nicht mehr freiwillig zu sein, sondern dahinter steckt ein Zwang - eine Abhängigkeit, wie beim Alkoholiker. Kann das sein?
Vermutlich ist es beim Arzt ähnlich wie im Krankenhaus: Das Handyverbot bezieht sich dort meistens auf die Gänge und die Wartebereiche, weil es einfach den Betrieb stört. Ich war kürzlich im Krankenhaus (mit Handy) und hatte es die meiste Zeit neben meinem Bett liegen (aufstehen durfte ich eh nicht). Das war denen völlig wumpe.
Also hab ich mal neugierig nachgefragt und erfahren, das es in der tat kein technisches, sondern ein soziales Problem ist. Gegen kurze Gespräche am Handy, besonders wenn es um relevante Dinge geht haben die nichts, die haben aber sehr viel dagegen, das Dutzende von Leuten einen gewaltigen Lärmpegel durch Dauerquasseln am Handy veranstalten. Komischerweise ist Zurückhaltung und Rücksicht etwas, was man in Krankenhäusern bei Kranken nicht wirklich flächendeckend antrifft.
Richtig Ärger gibt es vor allem, wenn das Handy die medizinische Versorgung oder gar die ärztliche Untersuchung stört. Bimmeln und fix wegdrücken – sagt kein Mensch was böses. Nicht einmal der Oberarzt. Aber wehe da geht einer ran während Visite ist. Das gibt dann (zu Recht nebenbei bemerkt) Ärger. Mit den Leuten die deine Therapie auswählen und es gibt immer Möglichkeiten die auch zum Ergebnis führen, nur ist der Weg dahin steiniger … viel steiniger. Mit spitzen Steinen.
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