Ist ein Chaos bei der Post ab Juli 2021 zu erwarten?
Ab dem 1. Juli 2021 entfällt die bisherige Zollfreigrenze von 22 Euro für alle Nicht-EU-Länder. Wahrscheinlich wird die Post die Zollanmeldung dann in ihrem Internationalen Postzentrum in Frankfurt vornehmen, solange nur Einfuhrabgaben bezahlt werden müssen. Diese werden berechnet aufgrund der auf der Verpackung befindlichen gedruckten Zollinhaltserklärungen, die in fast allen Ländern außer den USA verwendet werden. Die USA stellen die erforderlichen Daten meist schon beim Absenden digital zur Verfügung.
Diese Erklärungen müssen von Hand eingescannt und dann von einer Texterkennung erkannt werden. Jeder, der schon einmal mit einer Texterkennung gearbeitet hat, weiß, wie mühselig dies ist und dass es eher suboptimal funktioniert. Im Normalfall wird die Post als Serviceleistung dann die Einfuhrabgaben bezahlen. Bei der Zustellung an den Empfänger soll dieser dann die Einfuhrabgaben zuzüglich einer Servicepauschale an der Haustür bezahlen.
Wenn ich mir überlege, wie unterirdisch schlecht die Paketzustellung in der Regel schon abläuft, um wie viel schlechter es dann noch einmal mit der Nachnahme funktioniert, die man auch direkt an den Postboten an der Haustür zahlen soll, dann befürchte ich, dass bei der Paketpost ab Juli nur noch ein Chaos zu erwarten sein wird. Wer steht schon zu einer unbestimmten Zeit mit der auf den Cent passenden Geldsumme an der Haustür und wartet auf den Postboten? Das schaffen viele ja nicht einmal bei „normalen“ Paketen. Und der Postbote kann normalerweise nicht wechseln.
Jetzt in der Corona-Epidemie wird meines Wissens ohnehin nicht an der Tür kassiert, sondern die Pakete werden erst ins Auto geladen, an der Tür wird dann ein Zettel in den Briefkasten geworfen, dass man sich das Paket am nächsten Tag in einer weit entfernten Postfiliale abholen soll und wie viel man zu bezahlen hat. Aber auch sonst rechne ich mit einer Reihe von falschen Zollerklärungen und daher falschen Beträgen, was zu endlos langen und vermutlich recht wütenden Diskussionen mit den armen Postboten führen wird. Wo noch Pakete und Briefe zusammen ausgeliefert werden, dürfte es damit auch zu Verzögerungen bei den Briefen kommen.
Teilt Ihr meine Befürchtungen? Oder male ich zu schwarz und es wird gar nicht so viele Sendungen betreffen? Denkt Ihr, dass die Post sich darauf vorbereiten wird und mehr Leute sowohl im Internationalen Postzentrum wie auch in der Auslieferung einsetzen wird? Habt Ihr schon Erfahrungen gemacht mit diesem Service der Post bei der Zollanmeldung und läuft der wie beschrieben ab? Ich selbst kenne es persönlich nur von der Nachnahme und ansonsten aus Berichten.
Ich glaube die Anzahl der Pakete wird tatsächlich abnehmen. Man kann ja für wenige Euro Sachen bestellen, wenn da aber jedes Mal eine Summe drauf kommt, dann macht das ja keinen Sinn mehr und man spart sich die Bestellung, immerhin kann man dadurch nicht mehr sparen. Ansonsten ist das aber natürlich dennoch eine Umstellung und das führt dann sicherlich auch zu Problemen und ist nicht mal eben so ganz schnell umsetzbar. Man wird also sehen wie gut der Umstieg dann geplant ist, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das chaotisch wird.
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