Ist Dominanz bei Männern oftmals negativ behaftet?
Eine Bekannte von mir hat sich neulich von ihrem Partner getrennt und ist nun über das Internet auf der Suche nach einem neuen Mann. Sie hat sich auch schon mit einigen getroffen und davon berichtet. So fand sie einen Mann etwas zu schüchtern und zu nett. Ein anderer hat ihr dafür umso mehr gefallen, da er sehr selbstbewusst war und dominant rüber kam.
Im Bekanntenkreis kam das eher negativ an. Es würde doch der Emanzipation widersprechen, wenn man gerne einen dominanten Mann hat. Außerdem verstehen viele Menschen unter einem dominanten Mann auch direkt jemanden, der seine Frau schlägt oder ihr keine Freiräume lässt. Oft ist damit aber etwas ganz anderes gemeint, ein autoritäres Verhalten und starkes Selbstbewusstsein beispielsweise.
Reagiert ihr auch oftmals negativ darauf, wenn eine Frau keinen netten und freundlichen Mann, sondern lieber einen haben möchte, der eine gewisse Dominanz ausstrahlt? Warum ist das in unserer Gesellschaft häufig negativ behaftet? Warum denken so viele Menschen direkt, dass Dominanz bei Männern bedeutet, dass die Frau schlecht behandelt wird?
Dir ist aber schon klar, was ein autoritäres Verhalten bedeutet, oder? Ich möchte jedenfalls keinen Mann, der alles bestimmt und unbedingten Gehorsam fordert, nur weil er ansonsten geistig so ein kleines Licht ist, dass er das kompensieren muss. Mit Dominanz hat so ein kompensatorisches Gehabe jedenfalls nichts zu tun.
Allerdings brauche ich auch keinen dominanten Mann. Jemand, der es braucht, dass seine Umwelt sich unterwürfig verhält, weil er gar so ein toller Hecht ist, bringt mich herzlich zum Lachen. Wenn ich ein Lebenwesen neben mir brauche, das sich aufplustert, die Bäume anpinkelt und einen auf dicke Hose macht, dann nehme ich einen Hund mit.
Ich persönlich bevorzuge Männer mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein, die durch natürliche Präsenz überzeugen und so einen Quatsch nicht nötig haben. Die gut zuhören können, eine feinen Humor haben, Vertrauen gewinnen und wenn sie etwas sagen, die Botschaft Hand und Fuß hat.
cooper75 hat geschrieben:Ich möchte jedenfalls keinen Mann, der alles bestimmt und unbedingten Gehorsam fordert, nur weil er ansonsten geistig so ein kleines Licht ist, dass er das kompensieren muss.
Gehorsam ist für mich nicht unbedingt dominant. Die meisten dominanten Männer die ich kenne sind Akademiker und haben Führungspositionen. Als kleines Licht kann man diese meiner Meinung nach also definitiv nicht bezeichnen.
Es hat eigentlich auch gar nichts mit aufplustern zu tun. Aber genau deswegen habe ich diesen Thread erstellt, denn viele Menschen verstehen unter Dominanz beim Mann irgendwie etwas vollkommen anderes, als ich oder andere Frauen die ich kenne und die das gerne haben.
Es kommt darauf an, wie Dominanz definiert wird. So finde ich es beispielsweise sogar sehr attraktiv, wenn ein Mann weiß was er will und darauf zuarbeitet. Wenn er beispielsweise genau will, was er anziehen oder essen will oder welchen Kinofilm er sehen möchte. Ich finde solche Männer immer ein wenig kindisch und unreif, wenn die dann mehrere Stunden vor dem Kleiderschrank oder Kühlschrank stehen und keine Ahnung haben und total überfordert sind.
Mein Freund ist teilweise dominant. Also er weiß was er will und arbeitet darauf zu. Er hat auch kein Problem damit, Probleme offen anzusprechen (auch wenn ich sie lieber totschweigen würde) und macht auch gegenüber seinen Brüdern oder Eltern klare Ansagen, wenn er gewisse Verhaltensweisen nicht in Ordnung findet. Aber ein Macho in dem Sinne ist er nicht.
Manche Menschen verstehen unter Dominanz eben, dass das "Weibchen" zu Hause alles macht wie eine stille, untergebene Dienerin. Dass die Partnerin sogar "Vorschriften" befolgt über die Menge der eigenen Nahrungsaufnahme, was man isst oder welche Klamotten man trägt und welche Hobbies man haben darf. Bei manchen Paaren habe ich echt das Gefühl als wäre die Frau nur eine Holzpuppe des Mannes und der Mann wäre ihr Bauchredner. So ist mein Freund glücklicherweise nicht.
Dominant in welchem Bereich ist doch die Frage. Wenn du damit meinst, dass jemand sein eigenes Leben im Griff hat, weiß, was er will und in einer Beziehung auch mal die Initiative ergreift ist das ja nichts schlechtes. Das bedeutet ja auch nicht zwangsläufig, dass sich die Partnerin dann unterordnen muss.
Ich bin so ziemlich das Gegenteil des unterwürfigen Weibchens, aber ich kann mit verschüchterten Männern, die sich nicht durchsetzen können und nicht selbstbewusst auftreten trotzdem nicht viel anfangen. So jemand würde in einer Beziehung mit mir auch gnadenlos untergehen, denke ich.
Wenn du damit aber blödsinniges Macho Gehabe meinst und ein Verhalten, das Besitzansprüche an der Partnerin signalisieren soll, dann kann ich darauf getrost verzichten.
Crispin, du hast einen dominanten Mann als autoritär beschrieben, nicht ich. Und autoritäres Verhalten hat nun nicht das geringste mit Dominanz zu tun. Wenn du die Begriffe Autorität und autoritär verwechselst, dann kann ich doch nichts dafür.
Übrigens empfinde ich die meisten Akademiker und Menschen in Führungspositionen sind für mich ziemliche Luftnummern, deren "Dominanz" und Autorität nichts als antrainiertes Gehabe ist. Das finde ich ziemlich lächerlich. Es ist immer wieder erheiternd, wenn man da mit einem Satz die Luft ablassen kann.
Ich bevorzuge Partner, wo das ganze keine trainierte Show ist und die irgendwelches kindische Gehabe gar nicht nötig haben. Wenn mein Partner es nötig hätte, sich in Veranstaltungen zu setzen, wo jemand ist, der auf mich steht und seinen Anspruch deutlich machen würde und den anderen böse anfunkelt, hätte er meine Achtung verloren. Wer so wenig souverän ist und so wenig von sich überzeugt, der kann neben mir nicht bestehen.
Ich finde auch, dass das auf die Definition ankommt. Ein dominanter Mann ist ein Mann, der über der Frau stehen will und diese auch gerne mal kommandiert. So etwas mag ich ehrlich gesagt nicht und ich mag es in einer Beziehung eben lieber, wenn man auf einer Ebene steht. Wobei ich auch keinen Mann will, der nicht weiß, was er vom Leben erwartet und nicht zielstrebig ist. Damit kann ich dann auch nichts anfangen.
Dennoch brauche ich keinen Macho, keinen Mann, der meint, dass er alles bestimmen kann und das ich nur ein Beiwerk bin. Dafür bin ich einfach die Falsche und so eine Beziehung würde sicherlich auch keine Minute halten.
Ich will auf keinen Fall einen dominanten Mann an meiner Seite, wobei es ja auch immer darauf ankommt, wie man das interpretiert. Meine Mutter hat sich schon immer sehr dominant mir gegenüber verhalten. Sie wollte und will immer über mich bestimmten, auch jetzt noch, wo ich schon längst erwachsen bin. Sie will die Kontrolle über alles haben, alles wissen und selbst entscheiden, was für andere gut ist.
So ein Getue und Verhalten stört mich massiv und ich kann es mir nicht vorstellen, neben einer Mutter auch noch einen Partner an der Backe zu haben, der sich so verhält. Ich will niemanden, der über mich bestimmten will, angeblich immer weiß, was gut für mich ist, immer alles selbst entscheiden und mich kontrollieren will. So etwas kommt für mich auf keinen Fall in Frage.
Allerdings ist mein Partner sehr selbstbewusst. Er hat keine Angst, auf andere Menschen zuzugehen und mit Fremden zu sprechen oder auch Vorträge vor Studenten oder Arbeitskollegen zu halten. Er hat feste Ziele im Leben und weiß, was er will und ist bereit, dafür entsprechend zu arbeiten. Das wiederum finde ich sehr attraktiv, da es mir ja in dem Sinne nur Nutzen bringt und sich in keiner Weise negativ auf mich auswirkt. Entscheidungen treffen wir ja trotzdem gemeinsam und mein Freund gibt mir nie das Gefühl, über mich bestimmen zu wollen, sondern, dass ich ein gleichwertiger Partner für ihn bin. Und das ist mir wichtig.
Ich dachte immer, Dominanz bei Frauen sei "negativ behaftet"? Ich finde durchaus, dass etwas dran ist, wenn es sprichwörtlich heißt: Ein Mann, der herumbrüllt, ist energisch, eine Frau, die herumbrüllt, ist hysterisch. Schon oft ist mir aufgefallen, dass eine Frau, die sich nicht alles gefallen lässt und auch mal nicht breit grinst, als unsympathisch, unweiblich oder als "Zicke" gilt, während ich mir denke: Wenn ein Mann das gesagt/getan hätte, hätte niemand mit der Wimper gezuckt. Wahrscheinlich liegt es an der tieferen Stimme und den breiteren Schultern.
Ich selber habe geschlechtsunabhängig weder für unentschlossenes "Entscheide Du, Schatz!"-Herumgeeiere noch für albernes Imponiergehabe und Wichtigtuerei übrig. Am angenehmsten und auch interessantesten, finde ich Menschen, die wissen, was sie wollen, sich auch mal durchsetzen, aber eben auch zurücknehmen können. Am wichtigsten ist dabei für mich, wie abhängig vom Urteil ihres Umfelds sie sind. Ich finde es furchtbar anstrengend, wenn jemand sein ganzes Selbstwertgefühl daraus bezieht, andere abzuwerten. Das sind die ganz armen Würstchen, die sich quasi in Nichts auflösen, wenn sie alleine sind.
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